Ausgabe 2/003 Seite 12 f.


Ausbildung


Fachbericht (Beschreibung/Skizze) Nr.: 12 Woche: 49

Thema: Anreißen und Anzeichnen von Blechen

Beim Anreißen oder Anzeichnen überträgt man Maße oder die Abwicklung einer Werkzeichnung auf das Blech, um dieses maßgenau zuschneiden, kanten oder runden zu können. Beim Anzeichnen mit Bleistift oder Filzstift ist das Werkzeug weicher als das Werkstück. Es trägt sich so der Farbstoff auf dem Material ab und es entsteht ein Strich auf dem Werkstück. Beim Anreißen ist das Werkzeug härter als das Werkstück. Die Spitze des Anreißers dringt in den Werkstoff ein und trägt Material ab, es entsteht eine Risslinie in dem Werkstück.

Beim Anreißen mit der Reißnadel entsteht eine Linie von hoher Genauigkeit. Der Nachteil gegenüber dem Anzeichnen ist jedoch das Zerkratzen bzw. Beschädigen des Werkstückes bzw. dessen Oberfläche. So wird beim Anreißen die Schutzschicht bei verzinkten, verzinnten oder verbleiten Stahlblechen beschädigt und der Grundwerkstoff wird freigelegt, der wiederum korrosionsanfällig ist.

Bei Aluminium- oder Zinkblechen dürfen Kantungen wegen der entstehenden Kerbe nicht angerissen werden, da diese an Biegekanten leicht brechen würden. Das Anreißen sollte daher ausschließlich an Schnittkanten Verwendung finden.

Anreiß-Werkzeuge sind z.B. Reißnadeln unterschiedlicher Bauart, Stahllineal, Flach-, Anschlag- und Kreuzanschlagwinkel, Spitzzirkel, Stangenzirkel, Streichmaß für parallele Linien, selbst gefertigte Schablonen, eventuell ein Körner.

Wichtige Regeln

Anreißen vorbereiten/Anreißvorgang

  1. Zuerst den Herstellungsvorgang des Werkstückes durchdenken.
  2. Bearbeitungszugaben für Nähte, Fälze, Drahteinlagen, Umkantungen berücksichtigen.
  3. Bezugskanten und Bezugspunkte festlegen.
  4. Unebene Bleche vor dem Anreißen bzw. Anzeichnen glätten - richten.
  5. Das Blech sollte auf einer ebenen Unterlage aufliegen.
  6. So anreißen, dass wenig Verschnitt entsteht.
  7. Aneinanderstoßen der Kanten vermeiden (schwieriges Ausschneiden).
  8. Der Anriss bzw. Strich soll gezogen und nicht geschoben werden.
  9. Von den Bezugskanten oder Punkten ausgehen, von denen alle anderen Maße abgetragen werden können.
  10. Keine Kettenmaße bilden.
  11. Beim Anreißen mit dem Zirkel wird der Mittelpunkt leicht angekörnt (Vorsicht, nicht durchstechen!).
  12. Körner stets senkrecht halten.
  13. Maße nie von Zeichnungen direkt übertragen. Immer vom Maßstab abnehmen. Papier dehnt sich in feuchter Luft und schrumpft in trockener Luft.
  14. Linie möglichst nur einmal anreißen, sonst kann sie ungenau werden.
  15. Keine unnötigen Anrisse erstellen.

Richtiges und genaues Anreißen/Anzeichnen ist die Grundlage für ein weiteres Gelingen der Blechnerarbeiten wie Scheren, Kanten, Runden, Bördeln, Schweifen usw.

Anreißen/Anreißfehler

Fachgerechtes Anreißen ist eine Sache der Gewohnheit und des Willens, dieses richtig durchzuführen.

Beispiele:

 

1. Das Maß wird von einer Bezugskante und entlang einer Bezugskante angelegt. Die Anreißnadel ist an die Kante des Maßstabes geführt und wird an dieser entlang gezogen. Der Anriss wird rechtwinklig in einer ausreichenden Länge eingeritzt.

 

Der Anriss kann nach links oder rechts verzogen werden. Er ist zu kurz und die Spitze der Reißnadel rutscht von der Blechoberfläche.

 

2. Die Reißnadel wird - mit der Spitze zur Führungskante zeigend - an dieser entlang gezogen. Der Anriss wird maßgenau.

 

Durch das fehlerhafte Halten kommt es zu Maßabweichungen die über 5 mm betragen können.

 

3. Eine stumpfe Reißnadel führt zu ungenauen Anrisslinien oder dringt nicht tief genug in die Oberfläche ein.

 

4. Unebenes Material führt zu Maßabweichungen und Linien, die wellenförmig sind.

 

5. Unebene Unterlagen führen zu einem Wackeln oder Verrutschen der Bleche. Die Unfallgefahr steigt stark an.

 

6. Zu tiefe Anrisse führen unweigerlich zu Schwachstellen, die bei Beanspruchung reißen oder brechen können und zu Korrosion neigen.

 

7. Beim Anzeichnen mit Blei-, Filz- oder Farbstiften trägt sich die Farbe auf dem Blech auf. Das Blech muss jedoch eine fettfreie Oberfläche besitzen.

 

8. Schnittkanten anreißen und Biegekanten anzeichnen.


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