Ausgabe 9/2003, Seite 3


Nachgefragt


Was ist eigentlich der Unterschied...

zwischen Flächenkorrosion, Lochkorrosion, Kontaktkorrosion, Muldenkorrosion, Spannungskorrosion und Bitumenkorrosion?

Jede Korrosion ist eine chemische Reaktion. Je unedler das Metall, umso intensiver die Materialzerstörung. Sie äußert sich entweder in einer Umwandlung des Metalls in eine andere chemische Verbindung (vorwiegend Sauerstoffverbindungen), die sich dann vom ursprünglichen Metall ablöst (abblätternder Rost). Andernfalls kommt es zur stellenweisen Abtragung des Metalls. Die in der Überschrift genannten Begriffe haben mehrheitlich nichts mit dem Ablauf der Korrosion sondern mit dem äußeren Erscheinungsbild des Korrosionsergebnisses zu tun.

Bei der Flächenkorrosion erfolgt der Angriff relativ gleichmäßig auf die gesamte Metalloberfläche. Ein typisches Beispiel ist das Verzundern von Eisenwerkstoffen bei hohen Umgebungstemperaturen.

Muldenkorrosion kann noch als Sonderform der Flächenkorrosion verstanden werden. Bei leichten Unregelmäßigkeiten in der Materialzusammensetzung wird die Oberfläche nicht gleichmäßig, sondern an manchen Stellen etwas tiefer angegriffen. In beiden Fällen ist der Schaden eher optisch und kann rechtzeitig erkannt werden.

Bei der Lochkorrosion erfolgt örtlich eine intensive Abtragung, die zu entsprechenden Vertiefungen führt. Enge, tiefe lochförmige Korrosionsnarben treten auf, wenn sich auf der Stahloberfläche sehr eng begrenzte Anodenbereiche bilden, während die übrigen Flächen kathodisch wirken. Dies kann der Fall sein, wenn örtlich durch mechanische Beschädigung eine edlere metallische Deckschicht (z.B. Verchromung) durchbrochen wird. Wenn Chlorid-Ionen im Wasser enthalten sind, dann ist besonders rostfreier Stahl vom Lochfraß betroffen. Denn die natürlich gebildete Schutzschicht aus Aluminiumoxid/Chromoxid kann von den Chlorid-Ionen durch ihren geringen Radius durchdrungen werden und somit das darunter liegende Metall oxidieren. Die Ursache für eine Kupfer-Lochkorrosion können Stoffe sein (z.B. edlere Metalle oder Sandkörner), die sich durch verunreinigtes Wasser auf dem Kupferrohr absetzen und dort zu einer Zerstörung des Materials führen. Da diese Korrosion relativ spät bemerkt wird, kann der verursachte Schaden groß werden.

Kontaktkorrosion ist eine spezielle Bezeichnung für die elektrochemische Korrosion bei Vorhandensein unterschiedlicher Metalle und Feuchtigkeit. Das unedlere Metall wird dabei zur Anode und abgetragen (Beispiel: Kupferblech mit Aluminiumniet, der Aluminiumniet wird aufgelöst).

Spannungskorrosion ist eine Rissbildung im Werkstoff aufgrund gleichzeitiger Einwirkung eines Korrosionsmediums und dauernder Zugspannungen. Obwohl diese Zugspannungen selbst noch sehr weit von der Zerreißspannung entfernt sind, führen sie zusammen mit der Korrosion zur mechanischen Zerstörung des Materials. Die Korrosion führt an der Rissspitze zur Materialabtragung, sodass der Riss immer weiter wächst. Empfindlich für Spannungsrisskorrosion sind viele Legierungen, z.B. Aluminiumlegierungen in Seewasser, Kupferlegierungen in ammoniakhaltiger Umgebung, Edelstähle in Chloridlösungen und hochfeste Stähle in Medien, die Wasserstoff abgeben können.

Eine bisher relativ wenig bekannte und auch in ihrem Verlauf noch nicht endgültig geklärte Korrosionsform ist die Bitumenkorrosion. Sie wird durch Abbauprodukte des Bitumens hervorgerufen, die bei Bewitterung in erster Linie durch den Einfluss der UV-Strahlung entstehen. Diese stark sauren Abbauprodukte sind wasserlöslich und bilden bei geringem Wasserfluss (Tau und Nebel) hohe Säurekonzentrationen, die die Metalle wie z.B. Aluminium, Blei, Stahl, Zink und Kupfer angreifen und partiell (stellenweise) zerstören. Dabei ist z.B. Titanzinkblech deutlich stärker gefährdet als Kupferblech. Die Metalle unterhalb frei liegender bituminöser Dachflächen sollten deshalb durch geeignete Schutzanstriche vor Bitumenkorrosion geschützt werden.


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