Ausgabe 7/2003, Seite 3 ff.


Sanitär/Heizung


Erfolgreich und langlebig

Kunststoffrohre in Bad und Heizung (Teil 2)

Im ersten Teil der Serie ging es um die Vorstellung der vielen Kunststoffrohrarten, die in der modernen Gebäudetechnik eingesetzt werden. Da sind z.B. Polyethylen- (PE), PE-X, PB, Polypropylen- (PP) oder Mehrschichtverbundrohre zu nennen. Sie alle haben nicht nur spezielle Einsatzgebiete wie bereits beschrieben, sondern auch Verarbeitungsvorschriften. Und darum geht es in dem vorliegenden zweiten Teil.

Kennzeichnung von Kunststoffrohren

In Deutschland dürfen nur zugelassene Rohre und Rohrsysteme eingesetzt werden, und alle zugelassenen Kunststoffrohre sind eindeutig gekennzeichnet. So ist auf dem Rohr aufgedruckt u.a. der Hersteller, das Material, die Produktionslinie, die Rohrdimension, der laufende Produktionsmeter sowie die Registriernummer und Kennzeichnung des Prüfinstituts, welches das Prüf- oder Gütesiegel für dieses Rohr bzw. Rohrsystem vergeben hat.

Wie werden Kunststoffrohre verarbeitet?

Dass Kunststoffrohre in der Haustechnik so erfolgreich sind, liegt zum einen an ihren guten Materialeigenschaften. Rohre, die nicht rosten, keine Lochkorrosionen bilden und nicht zu Inkrustationen neigen, lassen sich für alle Trinkwasserqualitäten einsetzen. Der zweite Grund für die Beliebtheit von Kunststoffrohren ist ihre Montagefreundlichkeit. Kunststoffrohre sind leicht, funktionssicher und lassen sich einfach und schnell verarbeiten. Alle zugelassenen Rohre und Systeme erfüllen die Vorschriften und sind hygienisch einwandfrei. Außerdem geben die Rohre keine Schwermetalle ans Trinkwasser ab. Ein weiterer Vorteil vor allem im Renovierungs- und Modernisierungsbereich ist, dass man keine Fließregel beachten muss.

Bild 1: Ablängen von Kunststoffrohr, hier am Beispiel von PE-X-Rohr: Zunächst wird das Schutzrohr, dann das Wasser führende Rohr mit einer Kombischere abgelängt. Für formstabiles PE-X-Rohr verwendet man einen speziellen Rohrabschneider.

Wie werden Kunststoffrohre abgelängt?

Eines ist klar: Das Werkzeug der Wahl ist nicht das Taschenmesser oder die Rasierklinge. Zum Ablängen und Entgraten gibt es effektivere Werkzeuge. Bei kleinen Dimensionen kann mit einer speziellen Zange abgelängt werden, bei größeren Dimensionen wird ein Rohrschneider benutzt (Bild 1).

Bild 2: Das Rohr wird mit einem Kalibrierdorn entgratet und kalibriert (wieder in Form gebracht). Es muss eine umlaufende Fase von 1 mm (bei Außendurchmesser 16-25 mm) bzw. 2 mm (bei 32-50 mm) entstehen.

Auch für das Kalibrieren und Anfasen gibt es ein Werkzeug (Bild 2). Am einfachsten ist es, man benutzt dabei das Werkzeug des entsprechenden Systemanbieters. Dies gilt vor allem dann, wenn der Hersteller in seinen Herstellerunterlagen explizit auf das eigene Werkzeug hinweist, da dies dann Mitvoraussetzung für die Systemgewährleistung ist.

Bevor das Rohr dann mit dem Fitting verbunden wird, muss darauf geachtet werden, dass die Kontaktflächen glatt, unbeschädigt, sauber und vor allem frei von Ölen oder Fetten sind. Dies gilt auch für das verwendete Werkzeug.

Tabelle 1: Übersicht der Verbindungsarten

Material

Verbindungsart

 

kleben

schweißen

klemmen

schieben

pressen

stecken

PVC-C

X

-

-

-

-

-

PP-R

-

X

-

-

-

-

PB

-

X

X

-

X

X

PE-X

-

-

X

X

X

-

MVR

-

-

-

X

X

-

PPSU*

-

-

-

-

X

X

PVDF*

-

-

-

-

X

-

*) PPSU und PVDF werden für Sanitär- und Heizungsinstallationen nur als Fittings angeboten, nicht als Rohre.

Moderne Verbindungstechnik spart Montagezeit

Kunststoffrohre werden mittels Klemm-, Press-, Kleb-, Steck-, Schiebehülsen- und Schweißverbindungen verbunden und angeschlossen. Die Vorgehensweise ist materialabhängig (s. auch Tabelle 1):

 Rohre und Fittings aus PVC-C werden geklebt,

 Rohre und Fittings aus PP-R werden geschweißt,

 Rohre und Fittings aus PB kann man mittels Schweiß-, Klemm-, Press- und Steckverbindungen verbinden,

 PE-X-Rohre werden mit Metall- oder Kunststofffittings verklemmt oder verpresst,

 Mehrschichtverbundrohre (MVR) werden in der Regel verpresst oder mittels Schiebehülsentechnik verbunden. Die Presshülse besteht in der Regel aus Edelstahl.

Bei Rohren aus PVC-C, PP-R und PB besteht meist auch der Fitting aus dem gleichen Material. PE-X- und Mehrschichtverbundrohre lassen sich mit Metall- oder mit Kunststofffittings verbinden.

Kunststoffrohrsysteme werden meist als Komplettsysteme angeboten, d.h. die Zulassung gilt für das gesamte System. Fittings und Rohre sollten also aus dem gleichen System, sprich Hersteller, stammen. Auch beim Verpressen müssen die Pressbacken für das vorliegende System zugelassen sein. Beim Einsatz von Fremdfabrikaten garantiert der Systemanbieter nicht für die Sicherheit der Verbindung.

Bild 3: Radial-Pressverbindung mit einer Akku-Presszange.

Die üblichen Verbindungstechniken

Pressverbindung

Beim Verpressen wird das Kunststoffrohr nach dem Kalibrieren und Anfasen auf den Fitting geschoben und verpresst. Genau genommen werden für das Verpressen zwei Verfahren zur Herstellung von unlösbaren Verbindungen unterschieden:

1. Radialverpressung (Bild 3): Verbundrohre mit ausreichend dicker Metallschicht werden teilweise direkt, andere Verbund- sowie Kunststoffrohre mit Hilfe einer Presshülse (meist aus Edelstahl) radial gepresst.

2. Schiebehülse (Bild 4): Bei diesem Verfahren wird nach dem losen Aufschieben der Hülse das Rohr mit Spezialwerkzeug aufgeweitet, der Fitting eingeführt und die Schiebehülse in axialer Richtung über die aufgeweitete Rohrzone auf den Fitting geschoben.

Bild 4: Axial-Pressverbindung mit manuellem Werkzeug. (Bild: TECE, Emsdetten)

Klemmverbindung

Klemmverbindungen sind mechanische Verbindungen zwischen Kunststoffrohr und Fitting (Bild 5). Die Verbindungsstücke bestehen entweder aus Metall - meist Messing oder Rotguss - oder aus Kunststoff. Bei der Klemmverbindung wird mittels eines Klemmrings über eine Mutter (mit innen liegendem Konus) das Rohr auf die Stützhülse des Verbinders gepresst.

Bild 5: Klemmverbindung am Beispiel einer T-Brücke bei Rohrleitungskreuzungen. (Bild: Oventrop, Olsberg)

Verschweißen

Unter Verschweißen oder Fusionsschweißen versteht man bei Kunststoffrohren eine stoffschlüssige Verbindung von zwei gleichartigen Werkstoffen ohne zusätzliche Verbindungsmittel. Nur gleichartige Werkstoffe können miteinander verschweißt werden (Bild 6).

Bild 6: Klebeverbindung: Die Flächen werden zunächst gereinigt, dann der Klebstoff bzw. das so genannte Fixat aufgetragen, anschließend werden die Flächen zusammengefügt. (Bild: Friatec, Mannheim)

Verkleben

Mittels eines Spezialklebstoffs oder eines Kaltschweißmittels wird das Werkstoffpaar verbunden (Bild 7).

Bild 7: Schweißverbindung, hier am Beispiel von PP-R-Rohr: Rohr und Fitting werden auf die Vorrichtung des Schweißgerätes gesteckt und erhitzt. Haben beide die notwendige Temperatur, werden die Teile ineinander gesteckt. (Bild: Aquatherm, Attendorn)

Steckverbindung

Ein Steckfitting ermöglicht dem Installateur eine einfache, schnelle und sichere Verbindung von Rohr und Formteil, die ohne Werkzeug durchgeführt werden kann (Bild 8). Der Dimensionsbereich für Steckverbindungen von flexiblen Rohren in der Wohnungsverteilung reicht von 12 bis 25 mm.

Bild 8: Steckverbindung am Beispiel von PB-Rohr:
1. Stützhülse in das Rohr einstecken, 2. Rohr mit Stützhülse in den Fitting einstecken, 3. Sicherungsbügel ziehen. (Bild: Georg Fischer Fränkische, Königsberg)


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