Ausgabe 10/2002, Seite 11 |
Nachgefragt
Was ist eigentlich...
die Stagnation von Trinkwasser?
Unter Stagnation versteht man den Zustand, in dem kein Trinkwasser aus Leitungen und Behältern entnommen wird. Bei langer Stagnation kann die Trinkwasserqualität in Speichern, Leitungen und Armaturen stark beeinträchtigt werden. Das ruhende Wasser nimmt dann entweder in höherer Konzentration als fließendes Wasser Bestandteile des Rohrmaterials auf oder ist anfälliger gegen biologische Verunreinigungen (z.B. Bakterien). Das führt über einfach nur unangenehme Empfindungen (Geruch, Aussehen, Geschmack) bis hin zu gesundheitsgefährdenden Veränderungen (z.B. Durchfall, Lungenentzündung).
Zur Aufnahme von Bestandteilen des Rohrmaterials kann es bei Kupfer-, verzinkten Stahl- und Bleileitungen oder Rohren aus ungeeigneten Kunststoffmaterialien kommen. Kupferrohr ist dabei anfällig gegen saures Wasser. Bei verzinkten Stahlrohren ist die Wirkung meist optisch als "Rostwasser" zu erkennen. Bei ungeeigneten Kunststoffen können während langer Stagnationszeiten Weichmacher in das Wasser übergehen.
In längere Zeit nicht fließendem Wasser kommt es zusätzlich zur deutlichen Vermehrung der immer im Wasser enthaltenen Biokulturen. Diese zeigt sich in verstärkter Bildung von Biofilmen an den Wandungen. Bei Wiederinbetriebnahme des Trinkwassersystems werden davon größere Anteile mitgerissen und führen evtl. zur Überschreitung von Grenzwerten. Nach entsprechender Ablaufzeit nimmt das Wasser dann wieder seine Normalwerte an. Wenn Trinkwasser zur Speisen- und Getränkezubereitung eingesetzt werden soll, empfiehlt sich diese Vorgehensweise generell.
Bei der Definition von zulässigen Grenzwerten ist der Stagnationseffekt ein wichtiger Begriff. Eine übliche Zeitangabe dabei sind 12 Stunden, d.h. auch nach einer Standzeit von 12 Stunden darf z.B. der Cu-Gehalt des Trinkwassers einen bestimmten Wert nicht überschreiten. Dieser Wert ist in der so genannten Trinkwasserverordnung festgeschrieben.
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