Ausgabe 5/2002, Seite 4 f.


Sanitär


Trinkwassererwärmung im Vergleich

Für jeden Zweck das passende System
Teil 1: Durchflusssysteme

Vor 70 Jahren war es ein Luxus, den sich nur sehr wenige leisten konnten. Vor 40 Jahren hielt es in deutschen Haushalten Einzug, war aber immer noch etwas Besonderes. Und seit 30 Jahren ist es zu einer Selbstverständlichkeit geworden wie das elektrische Licht: Zu jeder Tageszeit warmes Wasser in Bad, Dusche und Küche. Die Nutzer machen sich kaum Gedanken, auf welche Art und Weise das Wasser erwärmt wird. Umso wichtiger ist es für den Installateur, den Endkunden individuell zu beraten, anstatt auf Standardlösungen zurückzugreifen. Denn nicht jede Variante ist für alle Situationen gleich gut geeignet. In diesem Beitrag geht es deshalb um die Vorstellung unterschiedlichster Arten der Trinkwassererwärmung für Ein- und kleine Mehrfamilienhäuser.

Den meisten Nutzern fehlt es an Interesse, auf welche Art und Weise das warme Trinkwasser erzeugt wird - sie möchten möglichst komfortable Wasserversorgung bei niedrigen Kosten. Doch dieser Wunsch kann leider nicht erfüllt werden. Der Kunde bekommt immer nur einen Kompromiss aus beidem. Dass er damit aber keineswegs schlecht fährt, beweisen die einzelnen Erwärmungssysteme.

Obschon man die Einteilung der Systeme nach unterschiedlichsten Kriterien wählen kann, betrachten wir die in der Technischen Gebäudeausrüstung gängigste Variante, nämlich die Unterscheidung nach einem "Speichersystem" und einem "Durchflusssystem".

Elektrischer Kleindurchlauferhitzer zur Warmwasserversorgung eines Waschbeckens oder Gäste-WCs, einer Bürotoilette oder Werkstatt. Der Temperaturbereich liegt etwa zwischen 35 und 50°C. Es gibt auch Übertischvarianten. (Clage GmbH, Lüneburg)

Durchflusssystem

Als die beiden klassischen Durchflusssysteme kennt man sicherlich den Elektro-Durchlauferhitzer, den Gas-Durchlauferhitzer und das Gas-Kombigerät. Das Prinzip ist bei allen gleich: Öffnet der Nutzer einen Warmwasserhahn, schließt eine Regelung den Stromkreis oder schaltet die Gaszufuhr zum Brenner frei. Das Wasser wird erwärmt und fließt zur Zapfstelle.

Durchlauferhitzer bevorraten kein warmes Wasser, das folglich auch nicht auskühlen kann. Wärmeverluste durch die Speicherung entstehen also erst gar nicht.

Durchlauferhitzer, ob elektrisch oder Gas betrieben, sollten möglichst in der Nähe der Zapfstellen installiert sein. Drei bis vier Meter Leitungslänge gelten da als Obergrenze. Denn durch einen langen Leitungsweg fließt erst das kalte Wasser der Rohrleitung ungenutzt in den Abfluss, bevor das warme Wasser an der Zapfstelle ankommt.

Bei Durchlauferhitzern ist die zu zapfende Warmwassermenge begrenzt. Zwar können durchaus mehrere Zapfstellen an ein Gerät angeschlossen werden, in der Regel reicht jedoch die Wärmeleistung für eine zeitgleiche Warmwasserversorgung nicht aus.

Durchlauferhitzer erwärmen das Wasser ohne lange Leitungswege. Den höchsten Komfort bietet der vollelektronische - wie er hier im Bild zu sehen ist. Denn er hält die vorgewählte Auslauftemperatur gradgenau ein. (Stiebel Eltron GmbH, Holzminden)

Elektro-Durchlauferhitzer

Diese Geräte gibt es in einem sehr großen Leistungsbereich. Den Anfang macht der Kleindurchlauferhitzer mit etwa 3,5 kW Leistung (230 V). Die niedrige Leistung begrenzt den Durchfluss auf etwa 2 Liter pro Minute bei einer Auslauftemperatur von rund 35°C. Für ein Handwaschbecken reicht das vollkommen aus. Das obere Ende der Leistungsskala bildet der Durchlauferhitzer mit etwa 27 kW. Dieses Gerät benötigt einen 400 V-Anschluss und lässt sich für die Versorgung eines kompletten Bades einsetzen. Dazwischen gibt es eine ganze Reihe von Leistungsstufen.

Elektrodurchlauferhitzer unterscheidet man in zwei Gerätetypen: Der "hydraulisch gesteuerte" ist der Klassiker, der "elektronisch geregelte" die Komfortvariante.

Gas-Durchlauferhitzer für die Warmwasserversorgung einzelner oder mehrerer dicht beieinander liegender Zapfstellen, z.B. in Küche und Bad. Beim Öffnen einer Zapfstelle wird das Gerät automatisch gezündet. (Robert Bosch GmbH, Geschäftsbereich Thermotechnik - Junkers, Wernau)

Bei dem hydraulisch gesteuerten stellt der Nutzer vor Gebrauch die Leistung am Gerät ein (der Kleindurchlauferhitzer ist hiervon jedoch ausgenommen). Unabhängig von der Menge an durchfließendem Wasser gibt der Durchlauferhitzer die eingestellte Wärmemenge ab. Kommt es zu Druckschwankungen im Wasserleitungsnetz, fließt mal mehr, mal weniger Wasser. Da aber die Leistung des Durchlauferhitzers konstant ist, schwankt die Temperatur des Brauchwassers. Sicher wird jeder das unangenehme Wechselduschen kennen, wenn plötzlich die Wassertemperatur periodisch fällt und wieder steigt.

Ein elektronisch geregelter Durchlauferhitzer schafft da komfortable Abhilfe. Der Nutzer stellt lediglich eine Wunschtemperatur am Gerät ein, beispielsweise 38°C, während die interne Regeleinheit die Geräteleistung der eingestellten Auslauftemperatur Grad genau konstant hält. Schwankende Wasserdrücke werden ausgeregelt.

Merkmale des Durchflusssystems
 

Durchflusssystem

Klein-Durchlauferhitzer

Elektro-Durchlauferhitzer

Gas-Durchlauferhitzer

Energieart

Strom (direkt)

Strom (direkt)

Gas (direkt/indirekt)

Speichervolumen des Trinkwassers ca.

-

-

-

Wärmeverluste durch...
          Speicherung
          Zirkulation


-
-


-
-


-
-

Empfohlene max. Entfernung zur Zapfstelle

unmittelbar an der Zapfstelle

4 m

4 m

Anschluss mehrerer Zapfstellen

-

+

+

Zeitgleiche Versorgung mehrerer Zapfstellen

-

+ eingeschränkt möglich

+ eingeschränkt möglich

Einbindung solarthermischer Anlagen

-

+ nur in Sonderfällen

-

bevorzugtes Einsatzgebiet

Einzelversorgung

Einzelversorgung

Mehrfachversorgung

Gas-Durchlauferhitzer

Diese Form der Warmwasserbereitung findet sich sehr häufig in den einzelnen Wohnungen von Mehrfamilienhäusern. Meist in Bad oder Küche an der Wand aufgehängt, versorgt der Gas-Durchlauferhitzer die nahen Warmwasserzapfstellen. Die übliche Leistungsbandbreite liegt zwischen 8 und 28 kW. Die kleineren Geräte lassen sich sehr gut für die Versorgung einer Spüle oder eines Waschtisches einsetzen, nicht aber für die Versorgung einer Badewanne; mindestens 20 kW sollten es da schon sein.

Auch bei den Gasdurchlauferhitzern gibt es zwei Komfortlösungen. Die einen Geräte geben ihre vorher eingestellte Leistung konstant ab (zu vergleichen mit den hydraulisch gesteuerten Elektrodurchlauferhitzern). Andere Geräte regeln die Wassertemperatur gradgenau ein und schaffen so einen hohen Komfort.

Alle Gas-Durchlauferhitzer benötigen einen Schornsteinanschluss, um die Verbrennungsgase nach draußen zu leiten.


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