Ausgabe 2/2002, Seite 3 ff.


Sanitär/Heizung


Dämmung von Anlagen im Sanitär- und Heizungsbereich

Was ist bei der Verarbeitung von elastomeren Dämmstoffen zu beachten?

Dipl.-Ing. (FH) Hubert Helms, Michael Weber*

Bei Dämmungen von Anlagen im Sanitär- und Heizungsbereich sind einige grundsätzliche Dinge zu beachten. Elastomere Dämmstoffe, wie das von Armacell angebotene Produkt SH/Armaflex, bieten gute physikalisch-technische Werte und sind aufgrund ihrer außerordentlichen Flexibilität sauber und schnell zu verarbeiten. Nachfolgend soll nun dargestellt werden, worauf bei einer einwandfrei ausgeführten Isolierung mit elastomeren Dämmstoffen im Besonderen zu achten ist.

Der hoch flexible und selbstklebende Dämmstoff lässt sich auch unter schwierigen Baustellenbedingungen einfach und schnell verarbeiten.

Gesetzliche Grundlagen

Dämmungen von Anlagen im Sanitär- und Heizungsbereich unterliegen zum einen den Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) und zum anderen der DIN 1988, Teile 2 und 7. Kaltwasserleitungen sind gegen Tauwasser (und ggf. auch gegen unzulässige Erwärmung) zu dämmen. Im Allgemeinen (d.h. für warm- und kaltgehende Trinkwasserleitungen) fordert die DIN 1988, die Materialdurchfeuchtung zu verhindern, indem offenzellige Dämmstoffe eine fest mit dem Dämmstoff verbundene feuchtigkeitsundurchlässige Außenhaut besitzen sollen. Für Kaltwasserleitungen fordert die Norm geschlossenzellige Dämmmaterialien mit hohem Wasserdampfdiffusionswiderstand.

Korrekte Dämmung von Ventilen: Die Dämmung wird zunächst an beiden Seiten an das Ventil herangeführt.

Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied

Elastomere Dämmstoffe zeichnen sich neben ihrer geringen Wärmeleitfähigkeit und hohem Widerstand gegen Wasserdampfdiffusion vor allem aufgrund ihrer Flexibilität und ihrer sehr guten Verklebbarkeit aus. Eine "eingebaute Sicherheit" gibt es dennoch nicht. Der Verarbeiter hat sich im Vorfeld über die spezifischen Eigenschaften des jeweils verwendeten Dämmstoffes zu informieren. Einmal aufgetretene Schäden, die gerade bei Kaltwasserleitungen sehr gravierend sein können, lassen sich im Nachhinein nur mit erheblichem (finanziellen) Aufwand wieder beseitigen.

Ein Schlauch in derselben Dimension wird längs geschlitzt.

Auftragen des Klebstoffes

In Bezug auf die Systemsicherheit des Dämmstoffes spielt der Kleber eine zentrale Rolle. Eine wesentliche Voraussetzung ist, dass der Kleber beidseitig dünn aufgetragen wird. Bei diesen lösungsmittelhaltigen Klebstoffen entstehen die Klebekräfte durch das Verdunsten der Lösungsmittel und einem relativ hohen Pressdruck.

Die häufigsten Ursachen für Fehlverklebungen sind ein zu dick aufgetragener Klebstofffilm und die nicht ausreichende Bemessung der Ablüftezeit. Die höchste Klebekraft entwickelt der Kleber, wenn er beim Berühren mit dem Finger nicht am Finger haftet oder Fäden zieht, jedoch noch klebrig ist. Eine Nassverklebung ist möglich, wenn die Klebenaht "unter Druck" steht und nach dem Verkleben in Ruhe durchhärten kann, wie z.B. bei Stoßnähten.

Die Kanten werden anschließend der Länge nach abgeschrägt, damit das Formteil später besser anliegt.

Die ideale Verarbeitungstemperatur der üblichen Kleber beträgt +20°C. Leider lässt sich dieser Idealzustand nicht immer herstellen. Kritisch wird es bei Temperaturen unterhalb von 5°C. In diesem Temperaturbereich kann es zur Bildung von Tauwasser auf den zu verklebenden Flächen oder den Klebstofffilmen kommen. In diesem Fall ist eine Verklebung schlecht oder gar nicht möglich. Genauso wenig darf auf in Betrieb befindlichen Anlagen oder bei starker Sonneneinstrahlung gearbeitet werden.

Dämmung von Rohrleitungen

Wo immer es möglich ist, werden die Rohre bereits vor der Installation durch Überschieben der hochflexiblen Elastomerschläuche gedämmt. Aber auch bei der nachträglichen Dämmung garantiert deren exakte Maßhaltigkeit, dass die Längsnähte spannungsfrei und sicher verschlossen werden können. In der Praxis kann man leider häufig beobachten, dass sowohl die Längs- als auch die Stoßnähte bestenfalls mit einem Klebeband verschlossen werden. Das notwendige fugendichte Verlegen ist aber nur mit einem Kleber möglich.

Mit einem geschärften Rohr wird nun das Loch ausgeschnitten.

Andernfalls werden sich über kurz oder lang Fugen bilden, die zu erheblichen Wärmeverlusten führen.

Idealerweise eignen sich für die Dämmung von Rohrleitungen Schläuche in selbstklebender Ausführung. Die Tatsache, dass das Schlitzen der Schläuche und das Auftragen des Klebers entfällt, führt zu einer wesentlichen Verkürzung der Verarbeitungszeiten. Die Fügeflächen werden einfach bündig zusammengesetzt und ein kurzer kräftiger Anpressdruck garantiert eine dauerhafte Verbindung der Naht.

Ein vorbereitetes Formteil wird quer um das Ventil gelegt und anschließend im hinteren Bereich verklebt.

In vielen Fällen können die Dämmstoffschläuche auch über Rohrbögen geschoben werden. Bei nachträglicher Dämmung ist es ratsam, die Längsnähte des geschlitzten Schlauches auf dem geraden Rohrstück zu verkleben und erst danach über den Bogen zu schieben.

Ventile und Rohrhalterungen

Schaut man heutzutage in die Heizzentralen vieler Neubauten, so stellt man häufig fest, dass die Ventile nicht gedämmt sind. Dabei steht in der EnEV eindeutig, dass Rohrleitungen und Armaturen gegen Wärmeverluste zu dämmen sind. Genauso verhält es sich im Übrigen auch mit den Rohrhalterungen. Aufgrund der Flexibilität der Elastomerdämmstoffe ist es dabei sehr einfach, diese Anlagenteile vorschriftsmäßig zu dämmen.

Danach wird die Manschette mit den Schläuchen verklebt.

Wie bereits eingangs erwähnt, handelt es sich bei den Kaltwasserleitungen physikalisch gesehen um Kältedämmungen. Somit sind diese Rohrleitungen dämmtechnisch von der Umgebung zu trennen. Dies geschieht für Schellen und Ventile wie in der Bildfolge beschrieben. Da es aber durch die Gewindestange bzw. die Ventilspindel zu einer Durchdringung der Dämmung kommt und somit direkte Verbindungen zur Umgebung (Wärmebrücken) geschaffen werden, sind korrekt ausgeführte Abschottungsverklebungen besonders wichtig. In allen Bereichen der Durchdringung wird der Dämmstoff unmittelbar mit dem Anlagenteil verklebt. Die Sicherheit lässt sich zudem dadurch erhöhen, dass im Durchdringungsbereich ein selbstklebendes Band auf Elastomerbasis (Dämmschichtstärke ca. 3 mm) aufgeklebt wird.

Abschließend wird der Stutzen für das Ventil montiert.

Dämmung von Solaranlagen

Heute werden immer mehr Anlagen mit Solarenergie betrieben. Bei Stillstandzeiten können in diesen Rohrleitungen Temperaturen entstehen, die weit über die Mediumtemperaturen "normaler Anlagen" hinausgehen. Die üblicherweise eingesetzten elastomeren Dämmstoffe sind gegenüber diesen Temperaturen nicht beständig. Mit HT/Armaflex hat die Firma Armacell einen Dämmstoff entwickelt, der für Anwendungsgrenztemperaturen bis zu +150°C Dauerbelastung geeignet ist. Kurzzeitige Temperaturbelastungen bis zu +175°C sind zulässig. HT/Armaflex ist UV-beständig und somit ohne Zusatzanstrich auch für Außeninstallationen geeignet.

Eine so ausgeführte Dämmung von Armaturen verhindert die Entstehung von Wärmebrücken.

Eine Neuheit stellen speziell für Solaranlagen entwickelte vorisolierte Rohrleitungen dar. Hier werden Vor- und Rücklauf der Solarleitungen in zwei parallelen Kammern eines einzigen Hochtemperatur-Dämmschlauches geführt. Auch eine Fühlerleitung für den Temperatursensor ist bereits integriert. Das Produkt wird als vorgedämmtes Edelstahlwellrohr bzw. Kupferrohr angeboten.

Mit Armaflex Solar bietet Armacell jetzt zwei Produkte in einem: Vorisolierte Rohrleitungen für Solaranlagen, hier in der Edelstahlwellrohr-Ausführung.

Zusammenfassung

Bei der Auswahl eines geeigneten Dämmstoffes gibt es keine "eingebaute Sicherheit". Selbst der beste Dämmstoff kann ohne korrekte Verarbeitung nicht funktionieren. Erst durch die Einhaltung der Verarbeitungsrichtlinien kann ein sicheres Dämmsystem geschaffen werden. Neben Handbüchern und Verarbeitungsschulungen bieten einige Hersteller Verarbeitern einen technischen Kunden-Service an. Hier können die Mitarbeiter die Anforderungen, die spezielle Dämmstoffe stellen, den Verarbeitern individuell erläutern.


*) Hubert Helms ist im technischen Kundendienst, Michael Weber als Anwendungstechniker bei der Firma Armacell (ehemals Armstrong Insulation Products) tätig.


B i l d e r :   Armacell GmbH, Münster


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