Ausgabe 8/2001, Seite 11


Aktuell


Begabtenförderung in der SHK-Ausbildung

Betriebsassistent der Sanitär- und Heizungstechnik

Ist es sinnvoll, begabte Auszubildende des SHK-Handwerks außerhalb des üblichen Lehrplans zu fördern? Natürlich. Schließlich braucht das Handwerk qualifiziertes Personal. Allerdings stellt sich die Frage, auf welche Art und Weise der Unterricht aussehen kann. Die Adolf-Reichwein-Schule in Marburg (Hessen) hat einen Weg gefunden: Mit einem zusätzlichen Berufsschultag für ausgewählte Schüler aus Mittel- und Oberstufe.

Die Idee einer Begabtenförderung im SHK-Handwerk hatten die beiden Berufsschullehrer Wolfram Möller und Ulrich Müller. Sie entwickelten mit großem Engagement das Konzept "Betriebsassistent der Sanitär- und Heizungstechnik" und stellten es den Innungen Marburg und Biedenkopf vor. Möller: "Die Obermeister der Innungen, Konrad Schweinsberger und Friedrich-Wilhelm Schäfer, erkannten sofort das Positive und befürworteten das Vorhaben. Unterstützung bekamen wir außerdem von den Herstellern Viessmann, Hansa, Geberit, Vaillant, Mepa und Fingerhaus."

Die Absolventen des Lehrgangs "Betriebsassistent für Sanitär- und Heizungstechnik".

Im ersten Halbjahr 2001 wurde dann der erste Lehrgang für Auszubildende mit überdurchschnittlichen Leistungen im Handwerksbetrieb und in der Berufsschule durchgeführt. 13 angehende Gesellen waren es schließlich, die an einem zusätzlichen Tag je Woche die Schulbank drückten. Freiwillig. Einer der Teilnehmer, Sebastian Topp (19 Jahre), schildert seine Motivation, warum er an der Zusatzqualifizierung teilgenommen hat: "Sicher kann ich das Gelernte später gebrauchen." Sven Köhl (23 Jahre) ergänzt: "Wir haben Infos bekommen, für die sonst in der üblichen Ausbildung keine Zeit ist". Richtig. Solarthermie und Photovoltaik, Blockheizkraftwerke, Wohnungslüftung, EDV und Internet, selbst Badplanung am PC stand auf dem Stundenplan.

Im Rahmen der Abschlusskundgebung demonstrierten einige Schüler die Lehrinhalte: (oben) Wärmepumpe, (links) Brennstoffzelle, (unten) Badplanung.

Wie bereits erwähnt, gab es auch Unterstützung von Herstellerseite. Die Standorte der Unternehmen waren Ziel zum Teil mehrtägiger Reisen: Mepa in Rheinbreitbach (Vorwandinstallation), Geberit (Abwasserturm mit richtigen und falschen Abwasserinstallationen), Viessmann (Regelungstechnik). Für Sven Köhl brachten die Lehrgänge bei den Herstellern besonders viel: "Dadurch bin ich in der Ausführung von Arbeiten viel sicherer geworden".

Die Vorteile liegen auf der Hand. Durch die zukunftsorientierten Inhalte der Ausbildung gewinnt das SHK-Handwerk Fachleute, das Image des SHK-Handwerks. Und der Auszubildende verbessert seine Aufstiegschancen im Betrieb. Sebastian Krotki (21), überzeugter Teilnehmer am Lehrgang, zieht Bilanz: "Ich bin froh, dass ich an dem Kurs teilgenommen habe."

Ob allerdings eine Neuauflage der Zusatzqualifizierung an der Adolf-Reichwein-Schule im kommenden Frühjahr stattfindet, steht zum heutigen Zeitpunkt noch nicht fest. Denn die Integration in den Schulablauf und der hohe Einsatz der beiden Lehrer Müller und Möller neben der üblichen Berufsschulzeit führten zu einer außergewöhnlichen Belastung aller. Dennoch lässt sich eines festhalten: Nachahmung bundesweit empfohlen.

Wer tiefere Informationen bekommen möchte, wendet sich an die Herren Müller und Möller. Beide stehen gern für Rede und Antwort zur Verfügung.

Adolf-Reichwein-Schule
W. Möller, U. Müller
Weintraut-Str. 33, 35039 Marburg
Tel.: 06421/6977-0, Fax: 06421/16977-61


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