Ausgabe 5/2001, Seite 6 f.


Sanitär


Silikonfugen im Bad

Gerald Emrich*  Teil 2

In der Aprilausgabe 2001 der ikz-praxis hat der Autor ausführlich die unterschiedlichen Silikondichtstoffe beschrieben. Dabei wurde deutlich, dass die etwas teureren neutralvernetzenden Silikone universeller einzusetzen sind als die essigvernetzenden. In dem vorliegenden Beitrag geht es nun um das fachgerechte Herstellen einer Silikonfuge.

Bild 1: Falls gewünscht, ist aber kein Muss: Abkleben des Fugenbereichs mit einem sich später leicht zu lösenden Klebstreifen.

Ausführung von Silikonfugen

Die Ausführung von technisch einwandfreien und optisch ansprechenden, elastischen Fugen wird dem Ungeübten in der Anfangszeit sicherlich einige Schwierigkeiten bereiten. Neben dem Einsatz eines Qualitätsproduktes (s. Teil 1, ikz-praxis 4/2001) ist die Vorbehandlung des Untergrundes das entscheidende Kriterium für das Arbeitsergebnis. Grundsätzlich gilt, dass alle metallischen Untergründe fett- und ölfrei zu reinigen und dass saugende Flächen wie Kalksandstein oder Trockenbauplatten mit einer Haftgrundierung vorzustreichen sind. Lose Mörtel- oder Putzreste, wie sie oft an Anschlussbereichen zu finden sind, sind kein tragfähiger Untergrund und somit zu entfernen.

Bild 2: Einbringung des frischen Dichtstoffes in den abgeklebten Fugenhohlraum. Ein Schaumstoffprofil ist zur Erreichung der 2/3-Regel und zur Vermeidung der Dreiflankenhaftung eingelegt.

Die "Zweidrittelregel" sollte die Richtschnur für korrektes Arbeiten sein: Die Fugentiefe ist nach Möglichkeit nur zu etwa 2/3 bezogen auf die Fugenbreite, auszuführen. Beispiel: Fugenbreite 3 mm, max. Fugentiefe 2 mm (3 x 2/3 = 2). Niemals sollte die Fuge tiefer sein als sie breit ist. In der Praxis wird diese Fugengeometrie durch Einsatz verschieden geformter Schaumstoffschnüre oder Folienstreifen erreicht. So wird sichergestellt, dass durch einen idealen Fugenquerschnitt möglichst lastfreie Kraftaufnahme möglich ist.

Bild 3: Ansprühen der noch frischen Fugenmasse mit einem Glättmittel (verdünnte Seifenlauge).

Der Silikondichtstoff darf nur auf die beiden zu verfugenden Baustoffe aufgetragen werden und nur diese beiden Kanten berühren. Eine "Dreiflankenhaftung" ist zu vermeiden. Oftmals werden z.B. Bodenfugen mit so viel Silikon ausgespritzt, dass das Silikon Fliesen und Untergrund verbinden ("Dreiflankenhaftung"). Dadurch ist die Bewegungsfreiheit des Silikons stark eingeschränkt, sodass es zu einem Abriss der Fuge kommen kann.

Bild 4: Durch Abziehen mit einem Glättwerkzeug aus Kunststoff wird die Fugenoberfläche gestaltet.

Zur Erzielung eines sauberen Fugenbildes und bei empfindlichen Untergründen können die Fugenflanken zusätzlich mit handelsüblichem Kreppband abgeklebt werden.

Bild 5: Abziehen des Klebstreifens.

Anschließend wird der Fugenraum vollständig mit dem ausgewählten Dichtstoff verfüllt und danach das Klebeband entfernt. In jedem Fall empfiehlt sich eine optische Kontrolle, ob der frisch eingebrachte Dichtstoff luft- und blasenfrei mit einer guten Kontakthaftung an den Fugenflanken aufliegt. Das nun aufzubringende Glättemittel - im allgemeinen stark verdünnte Seifenlösung - würde ansonsten aufgrund der geringen Oberflächenspannung schnell in diese Fehlstellen hineinwandern und für rasche Haftverluste sorgen. Innerhalb der typischen Hautbildezeit (etwa 8-12 Minuten) kann nun die Dichtstoffoberfläche mit Rundhölzern oder Plastikspachteln zur gewünschten Form, z.B. Dreiecksfugen im Wandanschlussbereich abgezogen werden.

Bild 6: Fertig verfugte Silikonnaht.

Die endgültige Belastung der neu erstellten Fuge darf zur Vermeidung von Frühschäden erst nach vollständiger Durchhärtung, im allgemeinen etwa 2 Tagen, erfolgen. Nun ist das Material auch gegen die kräftigen Reinigungsmittel einer Bauabschlussreinigung beständig.

Bild 7: Fugenschaden 1: In diesem Fliesensockel ist es zu einem Abriss des Silikons gekommen. Als Ursache kommt ein Absenken des Bodens infrage.

Fehler am Bau

Nicht fachgerecht ausgewählte oder verarbeitete Dichtstoffe können im Sanitärbereich große Schäden verursachen. Mangelnde Haftung oder Risse in der Fuge sind mögliche Eintrittsstellen für Feuchtigkeit - der Auslöser für viele Probleme am Bau. Wie gesagt sind sauervernetzende Silikone korrosionsfördernd bei Metallen (s. Teil 1, ikz-praxis 4/2001). Auch sind solche Silikondichtstoffe zum Einfassen oder gar zum Ankleben von Spiegelflächen absolut ungeeignet. Die Liste möglicher Wechselwirkungen ist umfangreich und insbesondere jüngere und noch in der Ausbildung befindliche Kollegen sind gut beraten, die technischen Informationen und den Gebindetext zu beachten. Die Übersicht "Einsatzbereiche von Silikondichtstoffen" in Ausgabe 4/2001 der ikz-praxis gibt wertvolle Hinweise dazu.

Bild 8: Fugenschaden 2: Hier ist nur sehr wenig Silikondichtstoff zwischen Badewanne und Fliesenwand eingebracht worden. Eine ausreichende Dehnungsmöglichkeit ist somit unmöglich.

Auf der anderen Seite bemüht sich die Dichtstoffindustrie, ihre Produkte zum möglichst universellen Einsatz zu formulieren und Fachwissen durch Schulungen und Vorträge bei Innungsversammlungen zu vermitteln. Als Regel sollte gelten: Frühes Informieren ist besser als späteres Sanieren!


*) Gerald Emrich, Remmers Bauchemie GmbH, Löningen


B i l d e r :   Remmers Bauchemie GmbH, Löningen


© Alle Rechte beim Strobel-Verlag


Zurück