Ausgabe 4/2001, Seite 7 f. |
Sanitär
Silikonfugen im Bad
Gerald Emrich* Teil 1
Ein Arbeitsbereich, in dem sich auch noch gestandene Gesellen mit einiger Unsicherheit bewegen, ist die Ausführung von elastischen Fugen im Sanitärbereich. Es sind grundlegende Kenntnisse notwendig, um einerseits dem Stand der Technik entsprechend zu arbeiten und andererseits die Ursachen möglicher Schäden zu erkennen und zu beseitigen. In dieser Ausgabe wird zunächst über Qualitätsanforderungen und Einsatzmöglichkeiten von Dichtstoffen berichtet und im 2. Teil Hinweise zur fachgerechten Ausführung von Fugen gegeben.
Allgemeines
Elastische Fugen in der Sanitärinstallation finden sich im Anschlussbereich zwischen Fliesen und Sanitäreinrichtungsgegenstand (z.B. Waschtisch, Badewanne, Duschwanne), als Dehnungsfuge in Bodenbereichen zwischen Wand- und Bodenfliesen oder als Anschluss zwischen Wand und einem durchdringenden Element (z.B. bei einer Vorwandinstallation). Es ist ihr Zweck, die durch ein unterschiedliches mechanisches Verhalten der einzelnen Baustoffe anstehenden Kräfte und Spannungen lastfrei auszugleichen und zu übertragen. Für diesen Einsatz sind daher wegen ihrer gummiartigen Eigenschaften nur Silikondichtstoffe geeignet, die sich schon unter geringem Kraftaufwand leicht verformen lassen. Andere im Baugewerbe eingesetzte Dichtstoffe, so z.B. Polyurethane oder Acrylkitte, werden in der Sanitärinstallation nur in Ausnahmefällen verwendet.
Qualitätsmerkmale von Silikonen
Die Qualität der elastischen Fuge wird schon bei der Auswahl des Dichtstoffes mit beeinflusst. Silikonmassen sind chemisch reagierende Produkte und vernetzen ("vulkanisieren") unter Bildung eines meist flüchtigen Stoffes zu einem weichelastischen Gummi. Dieser Vorgang erfordert Luftfeuchte und eine gewisse Temperatur, daher sind Arbeiten bei kalter Witterung nahezu unmöglich.
Der beim Verarbeiten auftretende Geruch gibt Hinweise auf die Vernetzungsart des Silikondichtstoffes, und sicherlich ist jedem der typische Essiggeruch bei vielen dieser Produkte bekannt. Selbstverständlich sind auch in den Produktinformationen oder dem Kartuschenaufdruck eindeutige Hinweise zu dieser wichtigen Eigenschaft aufzufinden. Es ist wichtig zu wissen, das Essig chemisch als Säure reagiert und daher korrosionsempfindliche und alkalische Untergründe angreifen kann. Zu den alkalischen Untergründen zählen zementgebundener Putz, Gipskartonplatten oder auch Kalksandstein. Unedle Metalle wie Kupfer, Blei oder Zink sind genauso ungeeignet. Essigsilikon führt auf diesen Stoffen zu Verfärbungen, Salzbildungen und Haftverlusten. Daher ist ihr Einsatz hier ein großer Kunstfehler.
Bild 1: Eine handelsübliche Dichtstoffkartusche mit Normdüse. Andere Ausspritzmöglichkeiten (Winkel, Langdüse) sind bei vielen Herstellern verfügbar. |
Wesentlich sicherer in Anwendung und Haftspektrum sind neutralvernetzende Silikone, die sich zudem durch einen milden Geruch auszeichnen. Die für Essigsilikone genannten Einschränkungen treffen nicht zu, d.h. auch der Einsatz bei den Metallen Kupfer, Blei und Zink ist ebenso möglich wie bei zementgebundenen Stoffen. Auch ist ihr Haftverhalten auf vielen Sanitärkunststoffen wesentlich besser. Deshalb kommen bei Acrylwannen ausschließlich neutralvernetzende Silikone zum Einsatz. Bei essigvernetzenden Silikonen kann es sonst zu einem Abriss der Naht kommen.
Als gemeinsame Einschränkung für alle Silikondichtstoffe gilt, dass saugfähige Untergründe nur nach entsprechender Vorbehandlung mit einer Grundierung auszufugen sind. Beim Arbeiten an Natursteinen (Marmor oder Granit) oder an kunststoff- sowie bitumenhaltigen Stoffen sollte beim Dichtstoffhersteller über mögliche Einsatzbeschränkungen nachgefragt werden. Die Übersicht "Mögliche Einsatzbereiche von Silikondichtstoffen" zeigt, welche Silikonarten bei welchen Materialien eingesetzt werden können.
Mögliche Einsatzbereiche von Silikondichtstoffen
Baustoff | essigvernetzendes Silikon | neutralvernetzendes Silikon |
glasierte Fliesen | ja | ja |
unglasierte Fliesen | ja, mit Haftgrundierung | ja, mit Haftgrundierung |
Sanitärkeramik | ja | ja |
Sanitäracryl, Kunstgläser | nein | ja |
Kunststoff (PVC, Polyester) | nein | ja |
Buntmetalle | nein | ja |
Naturstein (Marmor, Granit,...) | nein | ja, aber spezielle Produkte |
Glas | ja | ja |
Holz, lackiert oder lasiert | Prüfung notwendig | ja |
Qualitativ hochwertige Silikondichtstoffe sind nicht preiswert und unterscheiden sich in der Rezeptur deutlich von den leider immer noch oft angebotenen Billigprodukten. Oftmals sind die auf den ersten Blick preiswerten Silikone mit Rohstoffen aus unklarer Herkunft zusammengestellt oder enthalten als Streckmittel billige Benzingemische, die langsam aber sicher aus den Fugen herauswandern. Ein Schrumpfen der elastischen Fuge und damit mögliche Rissbildung oder auch Haftverluste können die Folgen sein. Beim Kauf von Dichtstoffen sollte daher auf das Logo des Industrieverbandes Dichtstoffe e.V. (IVD) geachtet werden, dessen Mitglieder sich zur Fertigung von Qualitätsware verpflichtet haben und deren Produkte in eigenen Laboren entwickelt, geprüft und überwacht werden.
* Gerald Emrich, Remmers Bauchemie GmbH, Löningen
B i l d e r : Remmers Bauchemie, Löningen
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