Ausgabe 3/2001, Seite 6 ff. |
Heizung
Wand oder Boden?
Der richtige Platz für die Heizung
Herbert Hanning*
Früher war der Fall klar: Ein Zentral-Gasheizgerät hatte auf dem Fußboden zu stehen und wurde in aller Regel in den Heizungskeller verbannt. Heute hat man dagegen die Wahl zwischen Wandgeräten (Therme) einerseits und Bodengeräten (Kessel) andererseits. Damit stellt sich die Frage, welcher Gerätetyp der bessere ist.
Sinnvollerweise unterteilt man die Betrachtung in konventionelle Gerätetechnik (Heizwertgeräte) und Brennwertgeräte. Abgesehen von der Montageart gibt es im Wesentlichen Unterschiede bei den eingesetzten Brennern, Werkstoffen, Leistungen und Abmessungen. Bei den sogenannten Heizwertgeräten (auch konventionelle Kessel/ Thermen genannt) haben die Kessel einen Wärmeüberträger (Kesselkörper) aus Grauguss oder Stahl (Bild 1). Zum Kessel gehören außer dem Kesselkörper mit Isolierung und Verkleidung auch Brenner, Feuerungsautomat, Regeleinrichtung und häufig auch die witterungsgeführte Vorlauftemperatur-Regelung.
Bild 1: Typischer Gaskessel. Ein nebenstehender oder untenliegender Warmwasserspeicher stellt die Versorgung mit erwärmtem Trinkwasser sicher. |
Aus Kostengründen geschieht die Verbrennung bei Leistungen bis ca. 350 kW meistens mit atmosphärischen Brennern. Bei größeren Kesselleistungen kommen zweistufige oder modulierende Gebläsebrenner zum Einsatz. Atmosphärische Kessel werden in Deutschland grundsätzlich nur raumluftabhängig betrieben, benötigen also zwingend einen Schornsteinanschluss.
Konventionelle Wandgeräte gibt es in Leistungen von etwa 5 bis etwa 40 kW. Mehrere Geräte lassen sich zu einer Kaskade mit einer wesentlich höheren Gesamtleistung zusammenschalten. Der Wärmeüberträger besteht hauptsächlich aus einem Kupferkern (Rohre) und aufgeschobenen und verlöteten Edelstahllamellen (Bild 2). Eingesetzt werden fast immer atmosphärische Brenner.
Bild 2: Blick in ein Heizgerät mit Lamellenbrenner. |
Alle notwendigen Komponenten, wie zum Beispiel Umwälzpumpe, Ausdehnungsgefäß und sicherheitstechnische Einrichtungen sind in das Wandgerät integriert. Die Brenner arbeiten grundsätzlich modulierend, die Brennerleistung passt sich also stufenlos dem Bedarf an. Thermen können raumluftabhängig an einem Schornstein oder raumluftunabhängig an einem Luft-Abgassystem betrieben werden. Die Geräte gibt es wahlweise mit integrierter Warmwasserbereitung als sogenannte Kombithermen oder als Heizgeräte mit vorgerüstetem Speicheranschluss (Bild 3). Speichervor- und -rücklauf sind dann bereits anschlussfertig am Gerät vorhanden. Tabelle 1 fasst die wichtigsten Kriterien zusammen.
Bild 3: Gas-Brennwertthermen gibt es mit oder ohne integrierte Warmwasserbereitung. |
Wandgeräte in vielen Fällen die bessere Alternative
Nimmt man die Tabelle genauer unter die Lupe, fällt auf, dass wandhängende Geräte in den meisten Anwendungsbereichen klare Vorteile besitzen. Bodenstehende Geräte sind in erster Linie dort die richtige Wahl, wo man sehr große Leistungen benötigt: im Zweckbau, bei der Prozesswärme-Bereitstellung und in Mehrfamilienhäusern. Dagegen dominieren bei kleinerem Leistungsbedarf in Ein- oder Zweifamilienhäusern und bei dezentraler Wärmebereitstellung die Wandgeräte. Die Vorteile liegen auf der Hand. An erster Stelle steht der geringe Platzbedarf der Thermen. Dies wiegt umso schwerer, als bei geringerem Warmwasserbedarf auf Kombigeräte mit integrierter Warmwasserbereitung zurückgegriffen werden kann und somit auch der Platzbedarf für den Speicher entfällt.
Da sich Thermen auch raumluftunabhängig betreiben lassen, besteht zudem größere Flexibilität in der Abgasführung und damit in puncto Aufstellungsort. Weil sämtliche Komponenten im Gehäuse integriert sind, geht bei Thermen die Installation leichter vonstatten. Auch das geringere Gewicht erleichtert die Installation. Schließlich sind wandhängende Einzelgeräte auch in den Anschaffungskosten zumeist günstiger als Bodengeräte.
Kessel finden ihre Domäne bei größerem Leistungsbedarf und damit bei zentraler Wärmebereitstellung in großen Gebäuden. Bei der reinen Prozesswärme-Bereitstellung, bei der kein Modulationsbedarf besteht, wird man eher auf bodenstehende Geräte zurückgreifen. Der Vorteil der Thermen in puncto Stetigregelung spielt also keine Rolle, wenn sich maximaler und minimaler Wärmebedarf kaum unterscheiden.
Bild 4: Funktionsprinzip der Brennwerttherme, die an einen konventionellen Schornstein angeschlossen werden kann. |
Seit Neuestem gibt es eine Brennwerttherme, die an einen konventionellen Schornstein angeschlossen werden kann (Bild 4). Normalerweise kommt es zu einer Versottung (Durchfeuchtung) des Schornsteins. Nicht aber bei dieser Therme. Denn es wird nur ein Teil des Abgases kondensiert, der Rest wird dazu benutzt, die Abgastemperatur wieder auf mindestens 80°C aufzuheizen. Dadurch wird Kondensation im Schornstein sicher vermieden. Die Therme wird eingesetzt, wenn ein alter Kessel oder eine alte Therme gegen einen Brennwertkessel ausgetauscht werden soll.
Optimale Lösungen erfordern ganzheitliche Systemplanung
Dank des umfassenden Geräteangebots der Heizgerätehersteller haben Handwerker und Installateure die Möglichkeit, jedem Kunden eine genau auf dessen Bedarf zugeschnittene Anlage zu erstellen. Vor allem wegen der Installationskosten und dem geringeren Platzbedarf fällt die Entscheidung häufig für das Wandheizgerät aus. Nicht nur, dass die bessere Technik (Modulation, kompakte Bauweise etc.) eingesetzt wird, oft ist auch der Preis eines wandhängenden Brennwertgeräts günstiger als der eines konventionellen Standkessels.
Für Leseranfragen:
Robert Bosch GmbH, Geschäftsbereich Thermotechnik, Info-Dienst
Postfach 1309, 73243 Wernau
Junkers Info-Dienst
Montag bis Freitag von 8.00 bis 17.00 Uhr (24 Pfennig/Minute) unter:
Tel.: 01803/337333, Fax : 01803/337332,
Tabelle 1: Vergleich von Wand- und Bodengeräten bei konventioneller Niedertemperaturtechnik
Merkmal/ | Kessel | Therme | Bemerkung |
Abmessungen (HBT in mm), ca.-Maße | 1000 x 600 x 700 | 850 x 500 x 360 | Bei Einkesselanlagen Therme bis etwa 40 kW |
Gewicht | >120 kg | 33 - 55 kg | |
Einsatz- | Zentrale Beheizung von Wohnhäusern und Betriebsgebäuden; Warmwasserbereitung; Prozesswärme- | Zentrale und dezentrale Beheizung von Wohnhäusern und Betriebsgebäuden; Warmwasserbereitung; Prozesswärme- | Wohnräume lassen sich auch dezentral durch Küchenkessel beheizen |
Platzbedarf | ca. 3 m2 (nebenstehender Speicher), ca. 2 m2 (Unterbauspeicher) | Wandfläche der Grundfläche entsprechend, ggf. ca. 0,5 m2 Bodenfläche für den Speicher | Gilt für Anlagen mit Speicher bei Einsatz in einem Ein- oder Zweifamilienhaus |
Brennerart und Betrieb | Einstufig, ab 70 kW zweistufig | Durch Modulation optimale Anpassung an Wärmebedarf; Betriebssicherheit durch Einsatz mehrerer Geräte | Einige Kesselhersteller bieten auch < 70 kW Kessel mit zweistufigem Brenner an |
Warmwasser- | Nur über externe Speicher | Über externe Speicher oder im Gerät integriert (Gas-Kombi-kesseltherme) | |
Aufstellungs- | Keller oder Erdgeschoss (mit Schornsteinanschluss); bei Leistungen > 50 kW separater Aufstellraum notwendig | Keller, Garage, Bad, Küche, Flur; mit Luft-Abgas-System auch Dachboden | Für bestimmte Anwendungsfälle (Platzmangel oder Sanierung) werden sog. Küchenkessel angeboten |
Betriebsart | Raumluftabhängig | Raumluftunabhängig und raumluftabhängig | |
Kesselmindest | Bei fast allen Fabrikaten mindestens 40°C | Bei Edelstahllamellen-Wärmeübertrager nicht erforderlich, sonst auch ca. 40°C | Stütztemperatur erhöht Stillstandsverluste und erschwert Nachtabsenkung bei Radiatoren |
Wartungs- | Alle Arbeiten müssen kniend ausgeführt werden; Kesselblock läßt sich ohne Wasserablassen reinigen | Geräte hängen in Arbeitshöhe, einfache Sicht- und Funktionsprüfung; zur Reinigung des Wärmeübertragers muss Wasser abgelassen werden | |
Montage- | Bei Verwendung von vorgefertigten Anschlussgruppen geringfügig größer als bei der Therme, ansonsten erheblicher Mehraufwand | Gering, nur die Rohrleitungen müssen bauseits angeschlossen werden |
*) Herbert Hanning, Produktmanager für Gas-Heizgeräte bei Robert Bosch GmbH, Geschäftsbereich Thermotechnik/Junkers, Wernau
B i l d e r : Robert Bosch GmbH, Geschäftsbereich Thermotechnik/Junkers, Wernau
© Alle Rechte beim Strobel-Verlag