Ausgabe 2/2001, Seite 9 ff.


Klempner


Metalle für Klempnerarbeiten

Teil 6: Der Werkstoff Blei

Nach Titanzink, Kupfer, Aluminium und nichtrostender Stahl kommen wir nun zum Blei, dem gewichtigsten und gleichzeitig weichsten Metall in der Klempnertechnik.

Schwer und schmiegsam

Die Geschichte des Metalles Blei lässt sich aus alten Fundstücken, zum Beispiel Schmuck, Gefäße und Waffen zurückverfolgen. Es ist das älteste Metall, das seit Jahrtausenden von Menschen genutzt wird. Das Wort Blei, mittelhochdeutsch Bli, schwedisch Bly, hatte ursprünglich die Bedeutung "schimmern" oder "glänzen". Die Römer nannten es Plumbum; eine Bezeichnung die bis heute in dem Kurzzeichen Pb und im englischen Plumber (Sanitärinstallateur) weiter lebt.

Ein altes Anwendungsgebiet waren Wasserleitungen, von der Römerepoche bis in die 50er-Jahre unserer Zeit. Für Dachdeckungen, zum Beispiel bei Sakralbauten und Schlössern, wird Blei ebenfalls schon seit vielen Jahrhunderten verwendet. Bekannt sind unter anderem die Kuppeln von San Marco in Venedig, die Hagia Sophia in Istanbul oder das Schloss von Versailles. Heute ist Blei im Klempnerhandwerk für unterschiedliche Bauanwendungen im Gebrauch und die technische Weiterentwicklung hat auch hier nicht halt gemacht.

Bleigedeckter achteckiger Turmhelm, dreifach gegliedert, ausgeführt in Hohlwulstdeckung.

Fakten zum Werkstoff

Das vom Klempnerhandwerk verarbeitete Blei wird umgangssprachlich als Walzblei bezeichnet. Es ist als Bleiblech in verschiedenen Formen im Handel. Seine Kurzbezeichnung lautet Pb 99,94 Cu; die Werkstoffnummer ist 2.3035.

Materialeigenschaften und Aussehen

Beim Einsatz am Bau profitiert Blei vor allem durch seine Langlebigkeit und Unempfindlichkeit gegen schädigende Wettereinflüsse und aggressive Atmosphären. Diese Eigenschaften beruhen auf der natürlichen Schutzschicht (Patina), die sich nach und nach auf der bewitterten Oberfläche ausbildet. Sie hält Abtragungen gering und bildet sich bei Beschädigung der Bleioberfläche wieder neu. Lange Nutzungsdauer und Pflegelosigkeit des handwerksgerecht eingesetzten Werkstoffs Blei machen dieses Metall besonders wirtschaftlich. Ein weiterer Vorteil ist die gute Verarbeitbarkeit, die Blei auch im Klempnerhandwerk beliebt gemacht hat. Sehr gute Formbarkeit ermöglicht das exakte Anpassen des Bleis an kompliziert geformte Bauteile und Anschlüsse.

Arbeit am Modell: Schornsteinkopfeinfassung in farbbeschichtetem Blei; die gute Formbarkeit des Metalls wird besonders im Anschlussbereich deutlich.

Lieferformen

Walzblei für Klempnerarbeiten wird in der Regel auf Rollen sowie in Tafelform und als Zuschnitte geliefert. Neben Standardmaterial mit walzblanker, ebener Oberfläche ist auch gewelltes, zinnplatiertes, farbbeschichtetes und einseitig selbstklebendes Bleimaterial im Handel. Für weitere Einsatzzwecke wird Bleifolie, Bleiwolle und Bleidraht gefertigt. Die Breite des Walzmaterials beträgt bis zu 1000 mm, Materialdicken 1,25 bis 3,00 mm.

Anwendungsgebiete

Die Anwendung von Blei im Bauwesen betrifft zu etwa 80% die Herstellung von Verwahrungen, das heißt, Abdeckungen, Einfassungen und Anschlüsse. Dazu gehören beispielsweise Rohrdurchführungen, Wandanschlüsse, Auskleidungen von Kehlrinnen, Schornstein- und Dachfensteranschlüsse, Erker-, Mauer- und Fensterbankabdeckungen und ähnliches. Darüber hinaus werden komplette Bleibedachungen und Fassadenbekleidungen in unterschiedlichen Techniken ausgeführt. Alle derartigen Arbeiten werden sowohl für Neubauten als auch im Bereich der Altbauerneuerung und Denkmalpflege ausgeführt.

 

Charakteristische Details von Bleiarbeiten.
Oben links: geschweißte Verbindungen;
oben rechts: getrieben;
unten links: Gesimsabdeckung;
unten rechts Außenwandbekleidung in Falztechnik.

Verarbeitung von Blei

Die Bleiverarbeitung erfordert spezielle handwerkliche und werkstoffspezifische Kenntnisse und Fertigkeiten. Dabei muss vor allem auf die richtige Dicke und die davon abhängige Bauteilgröße geachtet werden. Ferner müssen die Befestigungsmittel dauerhaft alle Belastungsarten aufnehmen ohne die Wärmeausdehnung zu behindern. Die Verbindungen sind regensicher auszuführen und erfolgen, je nach Situation, durch Falzen, Schweißen oder Weichlöten; für flächige Befestigungen ist auch die Klebetechnik mit Enkolit üblich. Bleidächer und Fassaden werden in den dafür typischen Verlegearten ausgeführt. Zu den bekanntesten zählen die Hohlwulst- und die Holzwulstdeckung sowie verschiedene Falztechniken, die regional unterschiedliche Details aufweisen können.

Technische Daten

Dichte

11,336 g / cm3

Schmelzpunkt

326°C

Ausdehnungskoeffizient (Dt = 100 K)

2,9 mm/m

Recycling von Blei

Das Recycling von Altblei, Bleiverschnitt, Verarbeitungsresten und Produktionsrückständen hat, wie auch bei den anderen hier schon besprochenen "Klempnermetallen", hohen Stellenwert. Aus so genanntem Sekundärmaterial (bereits schon benutztes Blei) werden bis zu einem Drittel der Weltbleiproduktion gewonnen. In der Bundesrepublik liegt dieser Anteil bereits bei 50%. 

(Fortsetzung folgt)


B i l d e r :   Bleiberatung e.V., Düsseldorf; LDA London; -TPP-


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