Ausgabe 1/2001, Seite 6 f.


Klempner


Metalle für Klempnerarbeiten

Teil 5: Der Werkstoff nichtrostender Stahl

Nach Titanzink, Kupfer und Aluminium wird in unserer jetzigen Folge der nichtrostende Stahl, den wir auch als "Edelstahl" kennen, behandelt.

Glänzender Start in New York

Neben traditionellen Klempnermetallen, die teilweise auf eine sehr lange Tradition zurückblicken können, haben sich in den vergangenen Jahrzehnten auch jüngere Werkstoffe etabliert, die im Klempnerhandwerk für Metallarbeiten eingesetzt werden. Dazu gehört nichtrostender Stahl, heute ein normales Gebrauchsmetall auch für die klempnertechnische Anwendung.

Typisches Rollnahtschweißen von Falzverbindungen bei einem Flachdach.

Förderlich für seinen ersten größeren Einsatz im Bauwesen war eine Entwicklung des Unternehmens Krupp die in den 20er-Jahren dieses Jahrhunderts als "Nirosta" auf den Markt kam. Der neue, mit Chrom und Nickel legierte Stahl, auch bekannt als V2A, wurde beim Erbauen des Chrysler Buildings (1928-1932) in New York zur Außenbekleidung und Deckung des riesigen Turmhelms in über 300 m Höhe verwendet. Das Material zeigt sich auch nach fast sieben Jahrzehnten Bewitterung in glänzender Verfassung.

Fakten zum Werkstoff

Nichtrostender Stahl für Dächer und Fassadenbekleidungen in Klempnertechnik ist als kaltgewalztes Blech und Band im Handel. Je nach Einsatzzweck und Beanspruchung werden Chrom-Stahl-, Chrom-Nickel-Stahl- und Chrom-Nickel-Molybdän-Stahlqualitäten verwendet. Hauptsächlich eingesetzt werden austenitische (nicht magnetische) Stähle, deren Korrosionsbeständigkeit besonders hoch ist. Für geringere Korrosionsbeanspruchungen kommen sogenannte ferritische Stähle, chromlegiert und mit begrenztem Kohlenstoffgehalt, zum Einsatz. Nichtrostender Stahl ist seit Anfang der 70er-Jahre genormt.

Das erste Bauwerk mit einer partiellen Gebäudehülle in Edelstahl ist das Chrysler-Building in New York, erbaut 1928 bis 1932.

Eigenschaften, Aussehen, Oberflächen

Die besonders ausgeprägte Korrosionsbeständigkeit sowie die Unempfindlichkeit gegen Tauwasser und aggressive Atmosphären haben den Einsatz nichtrostenden Stahls im Bauwesen gefördert. Auch seine hohe mechanische Belastbarkeit und die geringe Wärmedehnung sprechen für dieses Metall. Bei der klempnertechnischen Verarbeitung, zum Beispiel beim Umformen, ist ein höherer Kraftaufwand erforderlich. Dieser wird zum Teil durch geringere Werkstoffdicken kompensiert.

Das Aussehen der fertigen Edelstahlarbeiten ist abhängig von der jeweils verwendeten Sorte. Naturbelassen (walzblank) glänzt die Oberfläche entweder silbrigblank oder hellgrau. Mit verzinnten, gestrahlten oder walzmattierten Qualitäten erreicht man eine gleichmäßig mattgraue Sichtfläche. Aus gestalterischen Gründen werden auch farbige Oberflächen eingesetzt.

Lieferformen

Nichtrostender Stahl für Klempnerarbeiten wird in Blechen und Bändern in den für das Handwerk gängigen Abmessungen geliefert; zum Beispiel in Breiten bis max. 1250 mm und in Dicken von 0,4 bis 2,0 mm. Darüber hinaus auch in Form von vorprofilierten Scharen, in sogenannten Klempnereiprofilen sowie als Form- und Fertigteile für die Dachentwässerung nebst passendem Zubehör und für den Verwahrungsbereich.

Arbeiten an einem in Doppelstehfalztechnik gedeckten Dach.

Anwendung in der Praxis

Wie auch andere Metalle, die der Klempner traditionell am Bau verarbeitet, wird nichtrostender Stahl als metallische Dachdeckung und Fassadenbekleidung, für die Dachentwässerung, Attika- und Mauerabdeckungen und ähnliches verwendet. Auch in der modernen Architektur wird dieses Material als Gestaltungsmittel verwendet.

Typische Fertigteile und Zubehör für die Dachentwässerung.

Verarbeitung

Den Vorteil der Anpassbarkeit an nahezu alle Bauformen hat nichtrostender Stahl mit anderen Baumetallen gemeinsam. Er wird je nach Situation mit herkömmlichen oder auch mit speziellen Klempnerwerkzeugen und -maschinen verarbeitet. Zur Vermeidung von Fremdrost und auch übermäßigem Verschleiß müssen die verwendeten Werkzeuge "edelstahlgeeignet" sein. Dies gilt auch für Scheren sowie für Umform- und Förderrollen von Falzmaschinen.

Verzinntes Material kann durch Weichlöten verbunden werden. Dazu erforderlich sind Spezial-Flussmittel auf Phosphorbasis (chlorid- und fluoridfrei) und 30%iges Stangenlot. Der Lötnahtbereich muss anschließend mit Spezialreiniger gründlich gereinigt werden. Bei blankem, nicht verzinnten Material sind neben Falz- auch Schweißverbindungen praxisüblich, zum Beispiel Rollnahtschweißen zur Herstellung wasserdichter Falze bei flachen Dächern.

Umweltverträglichkeit/Recycling

Nicht rostender Stahl verhält sich umweltneutral, ist langlebig und kann praktisch mit allen anderen am Bau üblichen Werkstoffen zusammengebaut werden. Bei freier Bewitterung ist im Normalfall kein messbarer Abtrag festzustellen. Für die Herstellung der Bleche und Bänder wird zu rund 90% Recyclingmaterial eingesetzt.

(Fortsetzung folgt)

Technische Daten*

 

Dichte

7,95 g/cm3

Ausdehnungskoeffizient

0,016 mm/(m · K)

Schmelzpunkt

1380°C

Standard-Metalldicke

0,40 mm

Gewicht bei 0,40 mm Dicke

3,10 kg/m2

* Am Beispiel von beidseitig verzinnten Material (Uginox AME)


F o t o s   u n d   L i t e r a t u r :

[1] Informationsstelle Edelstahl Rostfrei, Düsseldorf,
[2] Brandt Edelstahldach GmbH, Köln-Porz,
[3] ASSC Architecture Stainless Service Center, Netphen

Die Serie umfasst sieben Teile, von denen bisher drei erschienen sind:
Teil 1 (Grundlagen): Ausgabe 9/2000
Teil 2 (Titanzink): Ausgabe 10/2000
Teil 3 (Kupfer): Ausgabe 11/2000
Teil 4 (Aluminium): Ausgabe 12/2000


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