Ausgabe 1/2001, Seite 4 f.


Praxis


Das fachgerechte Trennen von Rohren ...

... ist entscheidend für die Sicherheit der Rohrverbindungen und die Qualität der ausgeführten Arbeit

Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Ralph Langholz

Das Trennen oder auch "Ablängen" der Rohre ist oftmals der erste Schritt bei Installationsarbeiten. Gleichzeitig ist er einer der bedeutendsten, denn die Qualität der Schneidkante beeinflusst alle nachfolgenden Arbeitsschritte und insbesondere die Dichtheit der Rohrverbindung. So einfach wie das Trennen in der Praxis gehandhabt wird, gibt es doch einige wichtige Punkte zu beachten.

Reklamationen, undichte Rohrleitungen und Garantiefälle sind nicht selten das Resultat von groben Fehlern. Oftmals als Folge von Fahrlässigkeiten auf der Baustelle, entstanden durch mangelnde Konzentration, durch Zeitdruck oder aufgrund beschädigten oder falsch verwendeten Werkzeugs. Oder einfach durch fehlendes Wissen und Können. Obwohl der Installateur wissen sollte, dass es zu Komplikationen kommen kann, handelt er immer wieder getreu dem Motto: "Es muss doch irgendwie passen!?".

Dieser oftmals sträfliche Leichtsinn führt dazu, dass der Ruf des eigenen Unternehmens und gar der des ganzen Installations-Fachhandwerks geschädigt wird!

Bild 1: Elektrische Rohrsäge mit Ketten-Gegenhalter.

Die häufigsten Fehler und deren offensichtliche Folgen

Qualität, Sicherheit und Festigkeit von Rohrverbindungen sind von entscheidender Bedeutung für die Lebensdauer einer Rohrinstallation. Dabei ist es unerheblich, ob die Verbindung der Rohre durch Löten, Pressen, Klemmen oder Verschraubungen erfolgt. Die häufigsten Fehler unterlaufen dem Installateur beim "Ablängen" der Rohre. Es sind

Insbesondere weichgeglühte und teilweise auch halbharte Kupferrohre, dünnwandige Rohre sowie Mehrschicht-Verbundrohre reagieren sehr empfindlich auf fehlerhafte Bearbeitungsmethoden und -werkzeuge. Die Folgen sind oft Undichtigkeiten, die sich häufig erst einige Zeit nach der Baustellenübergabe offenbaren.

Rohrverbindungsspezifische Schäden und deren Auswirkungen

In Abhängigkeit von der gewählten Verbindungstechnik ergeben sich folgende kritische Schadensbilder:

Pressverbindungen

Bild 2: Rohrabschneider für Verbundrohre.

Gerade das letztgenannte Schadensbild ist immer häufiger festzustellen. Als besonders empfindlich haben sich dabei Pressverbinder erwiesen, die keine Führung für das rechtwinklige Einsetzen des Rohres aufweisen. Dadurch werden oft die Rohre schräg angesetzt und hineingedrückt. Bei einer schrägen Schnittkante führt dies zu einem Wegschieben des O-Ringes. Bei einem scharfen Schneidkantengrat auf der Außenseite des Rohres wird der O-Ring beim Einsetzen des Rohres angeschnitten und durch das "Eindrehen" bis zur Fitting-Innenseite durchtrennt. Somit ist innerhalb der neuen Verbindung "die Bahn frei" für die zerstörerische Wirkung von Kriechwasser.

Lötverbindungen

Klemmverbindungen

Schraub- und Schneidringverbindungen

Gewindeverbindungen

Bild 3: Rohrabschneider für Stahlrohre.

Am häufigsten finden sich bei allen Verbindungsarten unsaubere Schnittkanten und sogenannte "Einzüge" zur Rohrinnenseite. Gerade bei weichen Kupferrohren sowie Edelstahlrohren ist dieser "Einzug" oftmals sehr stark und stellt ein erhebliches Risiko für die langfristige Dichtheit der Verbindung dar. Diese und die immer wieder vernachlässigten Schneidgrate beeinträchtigen die Installation. Sie können Verwirbelungen im Rohrinneren verursachen, die zu Druckverlusten und Korrosionsschäden führen. Gar nicht zu erwähnen die unangenehmen Fließgeräusche.

Welche Werkzeuge sind die Besten?

Grundlage für eine einwandfreie Rohrverbindung ist das Trennen rechtwinklig zur Rohrachse. Problematisch und bedenklich durch das Hinterlassen eines starken Schneidgrates ist der Einsatz von Sägen für alle Rohrarten. Am häufigsten wird immer noch mit der Metallbügelsäge gearbeitet - stellt sie doch das universellste Trennwerkzeug dar. Die Schneidkanten müssen nachbearbeitet werden, was viel Zeit in Anspruch nimmt. Deshalb werden alle positiven Argumente pro Sägetechnik wieder zunichte gemacht.

Bild 4: Rohrabschneider für Kunststoffrohre.

Installateure, die mehr auf Komfort und schnelles Arbeiten setzen, bringen zunehmend elektrische Tiger- oder Rohrsägen zum Einsatz. Die schlechte Schnittkantenqualität entspricht dabei fast der vom manuellen Sägen. Mit einer Ausnahme: Man setzt einen so genannten Gegenhalter oder Kettenspanner ein, mit dessen Hilfe die Elektrosäge auf dem Rohr arretiert und somit ein rechtwinkliger, gerader Schnitt garantiert wird (Bild 1).

Universell einsetzbar sind ebenfalls Rohrabschneider. Wobei das "universell" unbedingt einzuschränken ist. So gibt es Rohrabschneider in verschiedensten Ausführungen speziell für

Die Vorgaben der Hersteller über den Einsatz des Rohrabschneiders sollten unbedingt berücksichtigt werden. Denn die unterschiedlichen Einsatzzwecke beruhen nicht nur auf der differenzierten Konstruktion sondern auch dem Einsatz verschiedener Schneidräder und Führungsrollen. Kommt ein Kupfer-Rohrabschneider für ein Edelstahlrohr zum Einsatz, verschleißt nicht nur das Schneidrad extrem schnell. Auf dem Edelstahlrohr verbleiben Kupferreste und Abrieb der Führungsrollen des Rohrabschneiders. Sie führen langfristig zu einer Lochfraßkorrosion innerhalb des Pressfittings.

Bild 5: Kunststoffrohrschere.

Für den Bereich der Kunststoffrohre gibt es gesonderte Trennwerkzeuge:

Entwässerungsrohre sollten grundsätzlich nicht mit Rohrabschneidern oder Bügelsägen zugeschnitten werden, da diese Werkzeuge zu unsauberen Schnitten und schrägen Schnittverläufen führen können. Geeignet sind dafür spezielle Schneidwerkzeuge, die das Rohr fixieren und einen rechtwinkligen Schnitt ermöglichen. Durch die schnelle und saubere, auch gratfreie Ausführung geht die Arbeit erheblich schneller von der Hand.

Gut entgratet = gute Qualität der Arbeit

Während beim Trennen mit Rohrabschneidern Außen- und Innengrate entstehen können, kommt es beim Ablängen mit der Säge oft zu einem scharfen Abriss am Ende des Trennvorgangs. Sowohl die Grate als auch der Abrissrest bedeuten eine Verletzungsgefahr für den Monteur und sind hinderlich bei der weiteren Rohrbearbeitung. Zum Entfernen sind viele Rohrabschneider mit einem ausklapp- oder herausnehmbaren Innenentgrater ausgestattet. Weiterhin gibt es kombinierte Innen- und Außenentgrater als separates Werkzeug (Bild 6).

Das korrekte Trennen der Rohre sowie das anschließende Entgraten bzw. Anfasen (beim Kunststoffrohr) sind die Grundvoraussetzungen für Qualität und Sicherheit einer Rohrverbindung. Hierbei an Zeit und an Werkzeugen zu sparen heißt, an der falschen Stelle zu sparen. Schließlich gilt es, dem Kunden eine einwandfreie Arbeit zu übergeben. Nur so erreicht man Kundenbindung - nicht durch Reklamationen und Gewährleistungsarbeiten.

Bild 6: Innen- und Außenentgrater.


B i l d e r :   Rothenberger AG, Kelkheim


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