Ausgabe 10/2000, Seite 5 f. |
Praxis
Farbkennzeichnung von Gasflaschen
Günter Aichele*
Wer die Autogenflamme zum Schweißen, Löten, Flammrichten oder für eines der anderen Autogenverfahren nutzt, bekommt die dazu erforderlichen Gase in Stahlflaschen. Unsere Großväter pflegten das Brenngas Acetylen noch selbst zu erzeugen, in "Entwicklern", wo Karbid mit Wasser versetzt wurde. Sauerstoff aber musste schon immer in komprimierter Form angeliefert werden.
Technische Gase in Druckgasflaschen sind deshalb in jeder Schweißwerkstatt anzutreffen - es sei denn, dass diese im Großbetrieb durch eine Ringleitung an die Verbrauchsstelle geführt werden. Den Inhalt der Flasche erkennt man an ihrer Kennfarbe: gelb für Acetylen, blau für Sauerstoff, grau für Schutzgase und - falls erforderlich - grün für Stickstoff. Daran haben sich alle gewöhnt - und sie werden sich alle umgewöhnen müssen!
Bild 1: Muster eines Gefahrgutaufklebers für Druckgasflaschen. |
Neue Flaschenfarben
Eine Umstellung wird durch die neue EURO-Norm DIN EN 1089-3 vom Juli 1997 erzwungen. Sie wird zwar erst ab 1. Juli 2006 in Deutschland verbindlich. Die deutsche Gasindustrie hat aber bereits mit der Umstellung begonnen.
Wichtig für den Anwender: der Aufkleber ("Gefahrgutaufkleber") kennzeichnet verbindlich den Flascheninhalt (Bild 1). Die im Bild mit "2" gekennzeichneten Felder sind farblich unterlegt. Die Farbkennzeichnung der Flasche dient nur als "zusätzliche" Information!
Dabei ist die Farbkennzeichnung bei Gasen für die technische Anwendung nur für die Flaschenschulter vorgesehen. Die deutsche Gasindustrie wird einheitlich vorgehen und für den Flaschenkörper je nach Gasart die alte Kennfarbe belassen oder auf grau oder die neue Schulterfarbe umstellen.
Bild 2: Beispiel für Druckgasflaschen in neuen Farben mit Kennzeichnung "N" auf der Flaschenschulter. |
Damit der Benutzer nun auch heute schon weiß, ob er es mit der alten oder neuen Kennzeichnung zu tun hat, erhalten Flaschen mit den neuen Kennfarben zweimal den Großbuchstaben "N" (Bild 2) auf die Flaschenschulter (außer bei Wasserstoff und CO2, bei denen sich nichts ändert).
Welche Farben für die wichtigsten technischen Gase in der neuen Norm vorgeschrieben sind, zeigt Bild 3.
Mehr Inhalt durch mehr Druck
Die neuen 50-l-Flaschen mit einem Fülldruck von 300 bar liefern über 40% mehr Sauerstoff, Stickstoff oder Argon bei einem nur um etwa 10 kg erhöhten Flaschengewicht. Bei den kleinen, auf der Montage beliebten 10-l-Flaschen wird der Gasinhalt um etwa 50% erhöht, bei einem Mehrgewicht der Stahlflaschen von etwa 6 kg.
Eine interessante Variante ist die 33-l-Flasche, die mit Fülldruck 300 bar beinahe so viel Sauerstoff liefert wie die 50-l-Flasche mit 200 bar und nur 67,4 kg wiegt. Außerdem hat sie eine günstigere Schwerpunktlage.
Die Sache hat allerdings auch eine Kehrseite: Die bisher benutzten Druckminderer können und dürfen nicht mehr verwendet werden. Die Flaschen bekommen andere Anschlüsse, sodass die Druckminderer nicht mehr passen.
Bild 3: Neue Flaschenfarben für technische Gase. Farbtabellen, die vom Industriegasverband e.V. herausgegeben werden, erhalten die Verbraucher kostenlos von ihren Gaslieferanten. |
*) Der Verfasser dankt den Herren Hans-Peter Arsan und Dipl.-Ing. Karl Weckes von Messer Griesheim, Rheinfelden, für die freundliche Unterstützung und wertvollen Hinweise.
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