Ausgabe 8/2000, Seite 6 f. |
Praxis
Fachgerechte Auslegung von Rohrhalterungen
Dr.-Ing. Werner Ludwig* Teil 2
Erfolgt die Planung der Halterungen für Rohrleitungen nicht mit der notwendigen Sorgfalt, so können Funktionsstörungen (z.B. Korrosionsschäden infolge falscher Materialauswahl oder zu starke Geräusche infolge fehlender Schalldämmung) beim Betreiber dazu führen, dass die Installationsfirma noch Jahre später im Rahmen ihrer Gewährleistungspflicht dafür teuer bezahlen muss. Im zweiten Teil geht es deshalb um genau solche Fragen.
Gemeint sind hier nicht Fehler bei komplizierten Befestigungen (Festpunkte, Federhänger, etc.). Aber auch die "einfachen" Befestigungen müssen während der Montage, bei Inbetriebnahme und natürlich während der gesamten Lebensdauer einer Anlage störungsfrei funktionieren.
Tabelle 1: Die richtige Wahl leicht gemacht
Umgebung | Material/Oberfläche | Bemerkung |
im Gebäude: geschlossene, trockene Räume | • Baustahl/galvanisch | Zinküberzug für Gewinde und Blechteile |
Feuchträume: in Gebäuden oder im Freien | • Baustahl/feuerverzinkt | Zinküberzug |
Industrieatmosphäre | • Baustahl/feuerverzinkt | unterschiedliche Anforderungen in der Lebensmittelindustrie, chemischen Industrie, ... |
Umgebung bestimmt die Materialauswahl
Installationsprodukte werden von den Herstellern in verschiedenen Materialien und/oder mit unterschiedlichem Oberflächenschutz angeboten. Planer und ausführende Firma müssen dann vor Ort die richtige Wahl treffen und da ist nicht immer das Billigste richtig (Tabelle 1).
Für Verankerungen sind insbesondere die Zulassungen des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) zu beachten, worin zum Beispiel für Feuchträume eindeutig Anker aus nichtrostendem Stahl vorgeschrieben sind. Daran dürfen verzinkte Konstruktionen nur dann angeschlossen werden, wenn deren Masse wesentlich größer ist als die Masse der Produkte aus nichtrostendem Stahl - nie umgekehrt!
Bild 4: Mögliche Schnittstellen für Schalldämmmaßnahmen (Dämmelemente, Dämmeinlagen). |
Schalldämmung
Schallgedämmte Rohrbefestigungen haben die Aufgabe, die Übertragung von Geräuschen in schutzbedürftige Räume (Wohnzimmer, Schlafzimmer, Unterrichtsräume, ...) soweit zu reduzieren, dass der dort zulässige Restschallpegel nicht überschritten wird. Heute geht es um die Auswahl der richtigen Dämmeinlage an der Schnittstelle zwischen Rohr und Rohrschelle (Bild 4 und Tabelle 2).
Die korrekte Schalldämmung bringt auch Zusatznutzen, da technische Anlagen vor einer Zerstörung durch Schwingungseinflüsse besser geschützt sind. Dies bedeutet geringeren Aufwand für Einzelkomponenten und verlängerte Lebensdauer.
Tabelle 2: Rohrschelle, deren Einlage und Anwendungsbereich
Produkt/Dämmeinlage | Einsatz (in Anlagen nach DIN 4109) | |
Rohrschelle Stabil D-3G | Temperatur -50 ... +110°C | |
Gleitrohrschelle Ratio | Temperatur -50 ... +110°C | |
Rohrschelle Stabil | Temperatur -60 ... +200°C |
Sämtliche Dämmeinlagen sind witterungs-, alterungs- und ozonbeständig und gehören in die Baustoffklasse B2.
Gleitbefestigung für die ungehinderte Rohrausdehnung
Temperaturerhöhung bedeutet für Kunststoffrohrleitungen eine erhebliche Längenausdehnung. Bei nur 50 K Temperaturdifferenz dehnt sich ein PE-Rohr von 10 m Länge immerhin um 100 mm; das ist 17 mal mehr im Vergleich zu einem Gewinderohr aus Stahl. Aus diesem Grund wurden für Kunststoffrohrleitungen spezielle Gleitrohrschellen entwickelt, die dem Rohr eine freie Bewegung in seiner Längsachse ermöglichen (Bild 5).
Bild 5: Gleitrohrschelle Ratio K 2000. Distanzstücke zwischen den Schellenhälften garantieren, dass ein Kunststoffrohr mit geringstem Spiel sicher geführt wird sowie sanft und geräuschlos gleiten kann. Hinweis: Gleitrohrschellen sind mit kurzem Abstand am Baukörper oder einer stabilen Unterkonstruktion zu befestigen. |
Flexibilität bei der Montage/Höhenregulierung
Bereits auf sehr einfache Art können in der Praxis Abweichungen korrigiert werden. Einfach deshalb, weil diese Mechanismen nach dem Einbau - also quasi "nachträglich" - eingestellt werden können. Die Bilder 6 bis 8 zeigen alternative Produkte zur Höhenregulierung für unterschiedliche Einsatzbereiche.
Bild 6: Pressix 30; Verstellung 10 mm innerhalb des U-Profils. |
Im Betriebszustand auftretende Schwingungen (ausgelöst durch Maschinen, Fahrzeuge o.ä.) sind bereits bei der Produktauswahl zu beachten. Insbesondere müssen die Mechanismen zur Höhenregulierung mit Sachkenntnis montiert werden, denn durch Schwingungen darf sich natürlich die vorgenommene Einstellung nachträglich nicht verändern. Gesicherte Schraubverbindungen (Kontermuttern) - wie bei Sprinklerbefestigungen obligatorisch - sind deshalb auch bei allen Höhenregulierstücken zu beachten.
Bild 7: Höhenregulierstück P; Verstellhöhe 25 mm, zulässiger Pendelwinkel 7°. |
Bild 8: Höhenregulierstück 1; Verstellhöhe 40 mm (drehbare Rändelmutter). |
Schlussbetrachtung
Natürlich konnte der Artikel nicht auf alle Situationen eingehen. Weitere Informationen finden Sie in Form zahlreicher praktischer Anwendungsfälle in der Sikla-Montagetechnik 1) oder im elektronischen Katalog 2)‚ (Bild 9). Sie werden staunen, wie verblüffend einfach so etwas funktionieren kann. Beides ist kostenlos erhältlich.
1) Sikla-Montagetechnik mit Beispielen zur fachgerechten Rohrmontage; Broschüre A4, ca. 200 Seiten.
2) Digitaler Katalog zu allen Produktbereichen und Dienstleistungen von Sikla einschließlich digitaler Sikla-Montagetechnik, 1 CD.
Bild 9: Die Auswahl der Rohrschellen ist im elektronischen Katalog denkbar einfach. Folgende Angaben sind im Dialogfenster einzugeben: |
Bestelladresse:
Sikla GmbH,
Postfach 1354, 78056 Villingen-Schwenningen,
Tel.: (07720) 948-0, Fax: (07720) 948-138,
www.sikla.de
Auch die Sikla-Anwendungstechniker und Technische Berater unterstützen Sie natürlich gern bei der fachgerechten Produktauswahl und erledigen für Sie auf Wunsch auch die erforderlichen statischen Berechnungen (Tel. 02334-958436).
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Dr.-Ing. Werner Ludwig, Referent für berufliche Bildung bei Sikla, Villingen-Schwenningen*
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