Ausgabe 6/2000, Seite 6 f.


Heizung


Fußbodenheizung in der Praxis

Peter Wegwerth*

Teil 3: Aufheizung und Schnittstellenkoordination

In den ersten beiden Teilen der Serie haben Sie einiges zu den Themen Heizrohre und das korrekte Verlegen der Unterkonstruktion (Wärmedämmung) erfahren. Sie finden die Beiträge in den ikz-praxis-Ausgaben 4/2000 und 5/2000. In dem vorliegenden letzten Teil geht es um das korrekte Aufheizen des Estrichs und die wichtige Koordination mit anderen Gewerken: Estrich- und Bodenleger.

Aufheizung

Der Begriff "Aufheizen" hat in der Fußbodenheizungsbranche lange Zeit für ziemliche Verwirrung gesorgt, obwohl er von den Vätern der Fußbodenheizungsnorm DIN 4725 Teil 4 in Übereinstimmung mit der VOB Teil C (DIN 18380) gewählt wurde (VOB = Verdingungsordnung für Bauleistungen). Diese Situation hat gezeigt, dass einerseits viele "Fachleute" die Verbindung zur VOB gedanklich nicht hergestellt, andererseits offensichtlich zu wenig Kenntnis von der VOB hatten.

Worum geht es eigentlich? In der DIN 4725 Teil 4, Warmwasser-Fußbodenheizung, Aufbau und Konstruktion, heißt es unter 5.2 Aufheizen im 3. Absatz: "Abweichend von der Verfahrensweise bei anderen Warmwasser-Heizungen soll das Aufheizen bei Zementestrichen frühestens nach 21 Tagen und bei Anhydritestrichen1), nach Angaben des Herstellers, frühestens nach 7 Tagen erfolgen..." Und weiter: "Nach dem beschriebenen Aufheizvorgang ist noch nicht sichergestellt, dass der Estrich den für die Belegreife erforderlichen Feuchtigkeitsgrad erreicht hat."

In der VOB DIN 18380 heißt es unter 3.4 Dichtheitsprüfung: "...Möglichst unmittelbar nach der Kaltwasserdruckprüfung ist durch Aufheizen auf die höchste der Berechnung zugrunde gelegten Heizwassertemperatur zu prüfen, ob die Anlage auch bei Höchsttemperatur dicht bleibt..." Durch diese Prüfung wird also gleichzeitig auch die Funktion der Heizanlage überprüft.

Wie schon im Teil 1 erläutert, besteht bei der Fußbodenheizung die Konstruktion des Heizkörpers nicht nur aus den Heizrohren, sondern auch aus dem wärmeverteilenden und wärmeübertragenden Heizestrich. Hierauf muss beim Aufheizen Rücksicht genommen werden.

Das Aufheizen geschieht wie folgt:

1. Das Aufheizen darf frühestens 7 Tage nach dem Einbringen des Calciumsulfatestrichs und frühestens 21 Tage bei Zementestrich erfolgen.

2. Drei Tage ist eine Vorlauftemperatur von 25°C zu halten.

3. Vier Tage ist die max. Vorlauftemperatur zu halten.

Wichtiger Hinweis: Mit dem Estrichhersteller ist diese Vorgehensweise abzustimmen. Denn je nach Estrichart gibt es Abweichungen.

Die Funktionsprüfung kann also erst vorgenommen werden, wenn der Estrich wärmetechnisch belastbar ist. Deshalb sind 7 oder 21 Tage Pause einzuhalten. Dass dabei natürlich der Estrich gleichzeitig auch getrocknet wird, ist ein für den weiteren Bauablauf positiver Nebeneffekt. Eine Trocknung zur Belegreife ist jedoch weder gewährleistet noch vorgesehen. Trotz des eindeutigen Hinweises auf diese Situation hatte sich in der Baubranche die Auffassung ausgebreitet, dass das Aufheizen dem Austrocknen des Estrichs dient und eine Vertragsleistung des Heizungsbaubetriebes darstellt.

Gleichzeitig wurden von der Bodenbelagsbranche Merkblätter verteilt, die eine völlig andere Art des Aufheizens vorsahen. Dabei vermengten sie den Begriff "Auf- und Abheizvorgang" mit "belegreifem Aufheizen", indem sie es als eine vom Heizungsbau zu erbringende Leistung darstellten. Sie meinten, der Heizungsbauer habe den Estrich so lange zu beheizen, bis er trocken sei. Dies hat zu erheblichem Streit der an der Fußbodenheizungserstellung beteiligten Gewerke geführt.

Halten wir also fest: Das Aufheizen einer Fußbodenheizungsanlage ist also eine Funktionsprüfung des Heizungsgewerks und hat nichts mit der zur Einbringung des Bodenbelags erforderlichen Trocknung des Estrichs bis zur Belegreife zu tun! Es erfolgt in der beschriebenen Form und ist durch ein Protokoll zu dokumentieren. Dieser Vorgang gehört zur Vertragsleistung der Heizungsbaufirma gem. VOB, nicht jedoch das Belegreifheizen. Hier handelt es sich um einen völlig unabhängigen Leistungsteil. Jedes Belegreifheizen ist gesondert durch den Bauherrn zu beauftragen. Das Belegreifheizen dient der Trocknung des Estrichs auf einen bestimmten Feuchtigkeitswert, der das Aufbringen des jeweils gewählten Bodenbelags ermöglicht.

Schnittstellenkoordination

Im Gegensatz zu einer Radiatorenheizung sind an der Erstellung einer Fußbodenheizung drei Gewerke beteiligt bis der Heizbetrieb aufgenommen werden kann:

 Das Heizungsgewerk, das die Heizrohre und in der Regel auch die Wärmedämmung verlegt,

 das Estrichgewerk, das den Estrich einbringt

 das Bodenlegergewerk, das den Oberbelag aufbringt (Teppich, Parkett, Fliesen oder andere, für Fußbodenheizung geeignete Beläge)

Nur wenn alle drei Gewerke planungsgemäß ausgeführt sind, kann ein bestimmungsgemäßer Betrieb der Fußbodenheizung erfolgen. Nachdem es auch bei diesem Ablauf der beteiligten Gewerke zu häufigen Unstimmigkeiten darüber kam, wo denn die Leistungsgrenzen zueinander zu sehen sind, wurden Koordinationsgespräche der beteiligten Verbände aufgenommen. Da das Ineinandergreifen der drei am Bauwerk beteiligten Gewerke mit der Verknüpfung von EDV-Programmen zu vergleichen ist, wurden diese Nahtstellen als Schnittstellen bezeichnet.

Bild 1: Titelblatt der Info-Schrift "Schnittstellenkoordination bei beheizten Fußbodenkonstruktionen".

Als Ergebnis dieser Koordinationsgespräche wurde dann 1998/99 eine "Fachinformation Schnittstellenkoordination bei beheizten Fußbodenkonstruktionen" herausgegeben. Diese Fachinformation (Bild 1) befasst sich mit den Schnittstellen für den gesamten Ablauf der Planung und Erstellung einer "beheizten Fußbodenkonstruktion" (also einer Fußbodenheizung).

Bild 2: Exemplarischer Planungs- und Bauablauf für beheizte Fußbodenkonstruktionen.

Der Inhalt gliedert sich in Merkblättern und Dokumentationen, die sich mit der Planung und dem Bauablauf befassen (Bild 2). Unter "Definitionen" wird z.B. der Begriff "Aufheizen" aus der DIN 4725 Teil 4 in "Funktionsheizen" verändert, um damit dem Inhalt dieses Vorgangs besser Rechnung zu tragen. Beim Funktionsheizen geht es nicht nur um die Dichtheit der Anlage bei maximaler Vorlauftemperatur, sondern auch um die wärmetechnische Belastungsprüfung der Estrichplatte. Die Dokumentation FBH-D3 in der Fachinformation beinhaltet das Protokoll für das Funktionsheizen. Das Ablaufprotokoll für die Herstellung beheizter Fußbodenkonstruktionen, Dokumentation FBH-D1, enthält alle Schritte von der Planung bis zum Oberboden mit Zuordnung der Verantwortungsbereiche und einem Ablaufprotokoll mit Erledigungsvermerken. Dieses Protokoll kann sowohl als Bautagebuch als auch als Checkliste genutzt werden. Bild 3 zeigt einen Ausschnitt dieses Ablaufprotokolls zur Orientierung.

Bild 3: Ausschnitt aus dem Planungs- und Ablaufprotokoll.

Mit dieser Fachinformation dürften nun endgültig die Unstimmigkeiten über die Zuständigkeiten bei der Erstellung einer beheizten Fußbodenkonstruktion, zum Wohle des Bauherrn, ausgeräumt sein. Die Broschüre gibt es gegen Einsendung von 18,-DM in Briefmarken beim: Bundesverband Flächenheizung e.V., Bestellung "Schnittstellenkoordination", Hochstr. 113, 58095 Hagen.


*) Peter Wegwerth: Repräsentant Technisches Marketing, D.F. Liedelt Velta GmbH, Norderstedt


1) Nach heutigem Sprachgebrauch "Calciumsulfatestrich".


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