Ausgabe 5/2000, Seite 8 f. |
Sanitär
Absperrarmaturen für die Trinkwasserinstallation nach DIN 1988
Dipl.-Ing. Werner Murczak*
Clemens M. Luthe**
Absperrarmaturen gehören in der Regel nicht zu den Bestandteilen einer Sanitärinstallation, die ein Bauherr seinen Besuchern stolz präsentiert. Dennoch sind sie wichtige Bestandteile einer Rohrleitungsanlage, da gerade sie im Störungs- oder Wartungsfall sicher funktionieren müssen. Deshalb ist bei der Auswahl einer Absperrarmatur die Fachkompetenz des Installateurs gefragt.
Begriffsdefinitionen
Hähne und Kräne - zwei scheinbar unausrottbare Begriffe für Trinkwasserarmaturen. Herstellerspezifische Begriffe wie Freistrom-, Vollflut-, KFR-, Rückschlag-, Rundstromventil etc. tragen ein übriges dazu bei, besonders den Berufsnachwuchs zu verwirren.
Als Resultat werden oft Begriffe verwechselt und so viele Armaturen ohne DVGW-Zulassung in Trinkwasserinstallationen eingebaut. Durch Zuhilfenahme der DIN 1988 erfolgt der erneute Versuch, mit den Begriffsverwirrungen aufzuräumen. Die DIN 1988 beschreibt im Teil 1 und Teil 2 Absatz 4 Armaturen und definiert geltende Begriffe. Man unterscheidet grob:
- Leitungsarmaturen, hierzu gehören Absperrarmaturen und Drosselarmaturen
- Entnahmearmaturen
- Sicherungsarmaturen
Absperrarmaturen: Bauarten, Einsatzgebiete und Einbau
Absperrarmaturen werden wiederum unterschieden nach:
- Schrägsitzventile
- Schieber (Kolbenschieber)
- Kugelhähne
- Geradsitzventile
Bild 1: Geradsitzventil |
Geradsitzventile
werden häufig als Unterputzarmaturen mit sanitären verchromten Oberteilen eingesetzt und dürfen nur bei ausreichendem Druck in Stockwerksleitungen mit geringen Fließgeschwindigkeiten eingesetzt werden (Bild 1).Die anderen aufgeführten Absperrarmaturen werden als strömungsgünstig bezeichnet und dürfen ab einem Zeta-Wert <2,5 mit erhöhten Fließgeschwindigkeiten betrieben werden. Im Gegensatz zu Ventilen sind Schieber und Kugelhähne nicht an Fließrichtungen gebunden.
Bild 2: Kolbenschieber mit angeformten Pressverbindern als Unterputzarmatur. |
Kolbenschieber
weisen bauartbedingt (freier Durchgang) geringe Druckverluste sowie eine geringe Geräuschentwicklung auf (Bild 2). Auf Grund ihres senkrecht stehenden Oberteils werden Kolbenschieber auch als Unterputzarmatur eingesetzt.Bild 3: Schrägsitzventil |
Schrägsitzventile
nach DIN (auch Freistrom- oder Vollflutventil genannt) stellen die klassische Armatur im Bereich der Trinkwasserleitungsarmaturen dar (Bild 3). In waagerechten Leitungen sollen grundsätzlich alle Schrägsitzventile mit dem Oberteil nach oben eingebaut werden. Ist dies nicht möglich, dürfen sie max. "3 Uhr" anzeigen. In senkrechten Leitungen muss das Wasser nach oben strömen (nicht nach unten)Ventile sind erhältlich mit steigenden oder nichtsteigenden Oberteilen - heute üblicherweise mit wartungsfreien O-Ring-Abdichtungen anstelle der früher üblichen Stopfbuchsen. Neueste Entwicklung sind sogenannte Fettkammer-Oberteile. Durch die Verlegung der Abdichtung an den Fuß des Oberteils sowie eine Fettfüllung der Gewindekammer zeichnen sich diese Oberteile durch dauerhafte Leichtgängigkeit aus.
Bild 4: Kugelhahn als Wasserzähler- |
Kugelhähne
sind definitionsgemäß Leitungsarmaturen mit einem Schließvorgang von 90° Auf - Zu (Bild 4). Bei unsachgemäßem Gebrauch, z. B. Schnellschluss können Druckstöße ungeahnter Größe Leitungen "tanzen" lassen und im Extremfall sogar zu deren Beschädigung führen.Rechtliche Grundlagen
Grundsätzlich müssen Armaturen innerhalb einer Trinkwasserinstallation DIN-DVGW zugelassen sein. Durch die Verwendung von DIN-DVGW zugelassenen Armaturen ist folgendes gewährleistet:
- Austauschbarkeit der Armaturen auch gegen Wettbewerbsprodukte
- Definierte Druckverluste können zur Rohrnetzberechnung den Tabellen der DIN 1988 Teil 3 entnommen werden
- Die Armaturen haben eine Funktionsgarantie für den bestimmungsgemäßen Gebrauch
- Die verwendeten Materialien haben keine Auswirkung auf die Trinkwasserqualität
- Das Geräuschverhalten ist in der Regel geprüft
- Das Herstellerzeichen ist dauerhaft angebracht
- Das Produkt entspricht dem allgemein anerkannten Stand der Technik
Für Absperrarmaturen jeder Art gibt es grundsätzlich nur zwei Funktionsstellungen: "Auf" und "Zu". Um Wasser zu sparen gibt es bessere Möglichkeiten, z.B. Durchflussbegrenzer in Entnahmearmaturen. Gedrosselte Absperrarmaturen sind die denkbar ungeeignete Variante, da hier durch die Erhöhung der Fließgeschwindigkeit das Geräuschverhalten verändert und die Dichtungen beschädigt werden. In diesem Fall kann die Armatur im Not- oder Wartungsfall wegen fehlender Dichtigkeit ihre Funktion als Absperrorgan nicht mehr erfüllen. Die in Absperrarmaturen verwendeten Dichtungen weisen in der Regel eine Temperaturbeständigkeit von bis zu 90°C auf - einige Hersteller bieten darüber hinaus Armaturen mit Teflondichtungen an, die eine Temperaturbeständigkeit von bis zu 130°C aufweisen.
Rohranschlüsse
Je nach verwendetem Rohrmaterial müssen die Anschlüsse der Absperrarmaturen unterschiedlich ausgebildet sein:
- Für Stahlrohr bzw. konisch dichtende Verschraubungen:
zylindrisches Innengewinde nach DIN 2999 (Rp-Gewinde) - Für Kupferrohr:
Lötmuffe oder Pressverbinder. Vor dem Einbau einer Armatur mit Lötmuffe ist das Oberteil auszubauen, damit die Dichtungen nicht verbrennen oder verschmoren. - Für Mehrschichtverbundrohr, Kunststoffrohrsysteme oder falls eine lösbare Verschraubung gewünscht ist:
zylindrisches Außengewinde nach DIN ISO 288 (G-Gewinde) für flachdichtende Verschraubungen mit Überwurfmutter. Diese Armaturen werden auch als Systemventile bezeichnet. Für Kunststoffrohrsysteme werden üblicherweise Armaturen mit vergrößertem Außengewinde verwendet, z.B. bei DN 25:
- G 1¼ für Mehrschichtverbundrohr wie Geberit Mepla o.ä.
- G 1½ für Kunststoffrohr wie Friatec Friatherm o.ä.
- Für Edelstahlrohr nach DVGW-Arbeitsblatt W 541:
Pressverbinder
Gehäusematerialien
Üblicherweise werden Absperrarmaturen aus einer Kupfer-Zink-Legierung (Messing) hergestellt. Hier unterscheidet man weiter in:
- Gussmessing, d.h. die Gehäuse sind gegossen
- Pressmessing, d.h. die Gehäuse sind gesenkgeschmiedet. Pressmessing zeichnet sich gegenüber Gussmessing durch eine glättere Oberfläche sowie einem gleichmäßigeren Gefüge und höherer Korrosionsresistenz aus.
- CR-Pressmessing wird dort eingesetzt, wo die Wasserzusammensetzung noch höhere korrosionstechnische Anforderungen stellt.
Darüber hinaus werden folgende Legierungen für Trinkwasserarmaturen eingesetzt:
- Rotguss ist eine Kupfer-Zinn-Legierung die ebenfalls bei hohen korrosionstechnischen Anforderungen eingesetzt wird
- Edelstahl wird - allein auf Grund des hohen Preises - bei höchsten korrosionstechnischen Anforderungen eingesetzt
Bild 5: Verteiler-Kolbenschieber |
Spezielle Absperrarmaturen
Neben den genannten Absperrarmaturen bietet der Markt einige interessante Armaturen für spezielle Einsatzfälle:
- Verteilerarmaturen sind eingangsseitig mit einem T-Stück ausgerüstet, das es erlaubt, mehrere Armaturen aneinander zu reihen, z.B. zur Absperrung mehrerer nebeneinander liegender Steigleitungen (Bild 5).
- Wasserzählerarmaturen sind eingangs- bzw. ausgangsseitig mit einer Wasserzähler-Verschraubung ausgerüstet (Bild 6). Diese Armaturen werden oft in Kombination mit einem passenden Montagebügel als Wasserzähler-Einbaugarnitur angeboten.
Bild 6: Wasser- |
*) Dipl.-Ing. Werner Murczak Leiter Technischer Service
**) Clemens M. Luthe, zuständig für Marketing Kommunikation; beide sind Mitarbeiter bei Seppelfricke Armaturen, Gelsenkirchen
B i l d e r : Seppelfricke Armaturen GmbH & Co., Gelsenkirchen
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