Ausgabe 4/2000, Seite 7 ff. |
Sanitär
Kalt- und Warmwasserzähler im Wohnungsbau
Arwet Jansch*
Die in jedem Gebäude entstehenden Kosten für die Versorgung der Wohnungen mit Kalt- und Warmwasser müssen verbrauchsabhängig abgerechnet werden. Dies geschieht durch Wasserzähler. In dem vorliegenden Beitrag geht es um die Frage, wie die Wasserzähler arbeiten und welche Bauformen es gibt.
Standardgeräte für diese Anwendung sind meist Einstrahl- und Mehrstrahlzähler für die Nennweiten DN 15 bis 40, ab Nennweite DN 50 werden üblicherweise Einstrahl- oder Woltmanzähler eingesetzt.
Darüber hinaus gibt es auch Wasserzähler, die in Wohnungen installiert werden. Neben den optischen Aspekten sind teilweise auch spezielle Anforderungen je nach Installationsort abzudecken (Unterputz, Aufputz, Zapfstellenmessung, Wohnungsabsperrventil als Messpunkt). In der Wohnungsmessung werden Einstrahl- und Mehrstrahlzähler als Kalt- und Warmwasserzähler in den Nennweiten DN 15 und 20 mm eingesetzt.
Ein wichtiger Unterschied zwischen Kalt- und Warmwasserzähler besteht darin, dass der Kaltwasserzähler bis zu einer Wassertemperatur von 40°C eingesetzt wird. Bei höheren Temperaturen kommen Warmwasserzähler zum Einsatz.
Messarten/Messverfahren
Flügelradzähler
Flügelradzähler sind Geschwindigkeitszähler. Die Rotationsgeschwindigkeit des Flügelrades ist abhängig von der Fließgeschwindigkeit des Wassers. Durch laufendes Abzählen und Addieren der Flügelradumdrehungen ergibt sich so das durchgeflossene Volumen. Typische Bauformen dieses Messprinzips sind:
- Einstrahl-Flügelradzähler
- Mehrstrahl-Flügelradzähler
- Woltmanzähler
Bild 1: Ein gebündelter Wasserstrahl treibt das Flügelrad an. Der Anlauf erfolgt bereits bei geringen Durchflüssen, dadurch ist eine sehr exakte Verbrauchsmessung möglich.
Einstrahl-Flügelradzähler
Beim Einstrahlzähler trifft ein gebündelter Wasserstrahl, der dem gesamten Durchflusswert entspricht, etwa senkrecht auf die Paletten des Flügelrades (Bild 1). Das Messwerk wird daher schon bei kleinsten Durchflüssen aktiv, es werden Anlaufwerte von 5-10 l/h erreicht. Die Vorteile sind der geringe Druckabfall, die geringe Schmutzanfälligkeit für kleinste Schwebekörper, kleine Abmessungen und daher sehr gut für den Einsatz als Wohnungszähler geeignet.
Bild 2: Aufputzwasserzähler für den Einbau in Rohrleitungen mittels Anschlussverschraubungen für kleine Nennweiten. |
Einstrahl-Flügelradzähler werden für den Einsatz in Wohnungen in unterschiedlichsten Bauformen hergestellt. Man unterscheidet zwischen Zählern, in denen sich das Flügelrad direkt im Zählergehäuse mit den entsprechenden Rohranschlüssen befindet (Bild 2) und zwischen Messkapselzählern, bei denen sich das Flügelrad in einer Messkapsel befindet (Bild 3).
Bild 3: Wohnungswasserzähler in Messkapselbauweise, besonders geeignet für die Unterputzinstallation bei leichter Montage und für schnellen Wechsel im Falle des Eichaustausches.
Ein großer Vorteil von Messkapselzählern ist der, dass die Anschlussgehäuse einmalig mit dem Rohrsystem verbunden werden und in der Anlage verbleiben. Nur die Messkapsel (Zählwerk) wird nach Ablauf der Eichgültigkeitsdauer getauscht.
Bild 4: Beim Mehrstrahlwasserzähler erfolgt die Anströmung des Flügelrades mit mehrfacher Umlenkung des Wasserstromes; größere Abmessungen als Einstrahlzähler, daher eher geeignet als Hauswasserzähler.
Mehrstrahlzähler
Mehrstrahlzähler sind für Nennweiten zwischen DN 15 und DN 40 geeignet (Bild 4). Durch mehrfache Umlenkungen des Wasserstrahles im Messbecher ist der Druckabfall größer als beim Einstrahlzähler. Wie auch der Einstrahlzähler benötigt der Mehrstrahlzähler keine besonderen Ein- und Auslaufstrecken. Ein Schmutzsieb auf der Einlaufseite hält grobe Schmutzanteile zurück.
Bild 5: Vom Woltmanzähler gibt es Ausführungen für horizontale (waagerechte) Montage oder für horizontale und vertikale (senkrechte) Montage. |
Woltmanzähler
Beim Woltmanzähler verläuft die Strömungsrichtung des Wassers parallel zur Flügelradachse und trifft auf Paletten des Woltmanrades, die, ähnlich wie bei Turbinenschaufeln, leicht gekrümmt sind (Bild 5). Auf Grund der internen Strömungsumlenkung des Wassers benötigt der Woltmanzähler ein gleichmäßiges Strömungsprofil. Dies wird durch Beruhigungsstrecken vor und hinter dem Zähler erreicht. Vor dem Einlauf benötigt der Woltmanzähler den 5-fachen Nenndurchmesser als Strecke ohne Einbauteile (Bögen, Abzweige usw.), für die Auslaufstrecke reicht die 2-fache Nennweite.
Woltmanzähler werden in Nennweiten größer DN 50 produziert und sind als Standardzähler bis DN 250 mm verfügbar, d.h. von Qn 15 bis 250 m3/h.
Bild 6: Eichfehlergrenzen eines Kaltwasserzählers der Klasse Qn 2,5.
Einsatzbereiche
Kalt- und Warmwasserzähler müssen so genau wie möglich den Wasserdurchfluss messen. Dies wird sogar vom Gesetzgeber verlangt. Deshalb gibt es die sogenannten Fehlergrenzen. Sie sagen aus, um wie viel Prozent ein Wasserzähler falsch zählen darf. Dabei wird unterschieden, ob es sich um Kalt- oder Warmwasserzähler handelt und wie groß der Nenndurchfluss ist. Für alle gilt: Im unteren Durchflussbereich liegt die Fehlergrenze höher, d.h. fließt wenig Wasser, darf der Zähler ungenauer sein als bei Nenndurchfluss. Beispiel für einen Kaltwasserzähler mit Nenndurchfluss 2,5 m3/h: Bei geringem Durchfluss darf die Toleranz ± 5% betragen, darüber hinaus ± 3% (Bild 6).
Bild 7: Es gibt Messkapselzähler für alle Einbausituationen der wohnungsweisen Verbrauchsmessung: Unterputzzähler, Ventilzähler für den nachträglichen Einbau und Zapfhahnzähler. Außerdem sind zu haben (nicht im Bild) Waschtischzähler, Badewannenzähler und Versionen mit elektronischen Zählwerken.
Besonderheiten
In Mehrfamilienhäuser sind meist die Kalt- und Warmwasserzähler in den Wohnungen eingebaut. Die Installation der Wasserzähler erfolgt im Neubau üblicherweise als Unterputzinstallation. Hierzu stehen Einbaugehäuse für Schraub-, Löt- und Pressverbindungstechniken als Einzelarmaturen oder als vormontierte Einbaukästen für die Vorwandinstallation zur Verfügung. Alternativen für die Aufputzinstallation mit Rohranschlussverschraubungen gibt es Spezialwasserzähler zur Montage auf Wohnungsabsperr- oder Zapfventilen (Bild 7).
Maßnahmen nach Ablauf der Eichgültigkeitsdauer
Die zu Abrechnungszwecken installierten Messgeräte unterliegen der Eichpflicht. Das heißt, dass nur geeichte oder die der Eichung gleichgestellten beglaubigten Messgeräte verwendet werden dürfen. Die Eichgültigkeitsdauer für Kaltwasserzähler beträgt 6 Jahre, für Warmwasserzähler sind es 5 Jahre. Die Geräte müssen vor Ablauf der Eichgültigkeitsdauer gewechselt werden.
Zwar könnten die eingebauten Zähler nachgeeicht werden, doch ist dies sehr teuer. Deshalb werden die Zähler, bei denen das Ende der Eichgültigkeit erreicht ist, gegen neue ausgetauscht. Zu diesem Zweck wurden Kapselzähler entwickelt, bei denen für den Eichaustausch lediglich die Messkapsel getauscht wird, das Anschlussgehäuse verbleibt in der Installation (wie in Bild 3 dargestellt).
*) Arwet Jansch, Geschäftsleitung Marketing bei Allmess Schlumberger GmbH, Oldenburg
B i l d e r : Allmess Schlumberger GmbH, Oldenburg
© Alle Rechte beim Verlag