IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 07/2005, Seite 3

EDITORIAL

 

Motivation initiieren

Erst stand dem Handwerk bis Mitte letzten Jahres das Problem der Ausbildungsplatzabgabe ins Haus, welches dann nach längeren Querelen mit dem nationalen Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs beseitigt wurde. Nun offenbart sich ein neues und zugleich altes Problem: der Mangel an qualifiziertem Nachwuchs.

Zugegeben, das Problem ist hausgemacht. Viele Schulabsolventen - insbesondere Haupt- aber auch Realschüler - verlassen die Schulen, ohne die Mindestanforderungen für den Start in eine berufliche Ausbildung zu erfüllen. Das heißt, dass sie insbesondere die Grundfertigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen nicht ausreichend beherrschen (mehr dazu auf Seite 48). Die fehlende Ausbildungsreife der Bewerber macht nicht nur den Berufsschulen zu schaffen, sondern auch den Betrieben, die letztendlich die Defizite ausbaden müssen. Bereits vor Jahren erkannt, glaubte man mit der Zusammenführung zweier verwandter Berufe zum so genannten Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik den Attraktivitätsgrad des Berufsbildes steigern zu können, um somit auch höher qualifizierte Bewerber aus dem Pool der Ausbildungsplatzsuchenden zu gewinnen. Bislang konnte diese Maßnahme allein nicht das Problem lösen, da das Handwerk auch weiterhin den größten Anteil seiner Lehrlinge aus dem Hauptschulbereich bezieht. Gespräche mit Ausbildern haben zudem gezeigt, dass der Mangel an qualifiziertem Nachwuchs unter anderem durch die gestiegenen Anforderungen in den Ausbildungsberufen verursacht wurde. Oder anders ausgedrückt: Die Schulausbildung hat sich den steigenden Anforderungen der Berufsausbildung nicht rechtzeitig angepasst.

Nun gibt es bereits mehrere Lösungsansätze, angefangen von der Förderung und Beratung des Einzelnen über die Verstärkung des Bezuges zur Arbeits- und Berufswelt im Unterricht bis hin zum einmal wöchentlichen Schultag im Betrieb mit dem Schulfach "Berufsalltag". Letzteres scheint viel versprechend zu sein, auch wenn man sich erst mit dem Gedanken anfreunden muss, dass dies ein nicht unbedeutender Aufwand für die Handwerksbetriebe darstellt. Vielleicht wäre die Gestaltung eines einwöchigen Betriebspraktikums pro Monat eine Alternative? Grundsätzlich scheinen viele Handwerksbetriebe bereit zu sein, Schülern die Türen für ein Praktikum zu öffnen. Nicht zuletzt müssten jedoch die Schulbehörden der Länder und die Lehrer mitspielen, damit diese Maßnahme verwirklicht werden kann. Sollte dann das Fach Berufsalltag im Lehrplan aufgenommen werden, so besteht die Hoffnung, dass durch den Kontakt zum Betrieb bei den Schülern zum einen das Interesse am SHK-Beruf geweckt und zum anderen ein Motivationsschub hervorgerufen wird. Denn was nützt der gute Wille von Handwerksbetrieben, Lehrlinge einzustellen, wenn in Zeiten einer "Null-Bock-Generation" dem Nachwuchs eine wesentliche Komponente fehlt: die Motivation. Darum muss ein Ziel bereits in der Schulausbildung ganz oben auf der Liste stehen - motivieren. Schließlich können nur engagierte Lehrlinge eine solide Basis für die erfolgreiche Zukunft des Handwerks bilden!

Markus Münzfeld
Redakteur
IKZ-HAUSTECHNIK


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