IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 06/2005, Seite 104 ff.

ISH 2005 - VON A - Z
S wie Staubsauganlagen

 

Mit leisen Tönen

Zentralstaubsauganlagen bieten Sauberkeit und Hygiene im Haus

Jochen Steffl*

Zentralstaubsauganlagen bieten mehr als krümelfreie Wohnungen. Dies haben Bauherren in den USA und Kanada sowie in den skandinavischen Ländern bereits vor Jahrzehnten erkannt. In diesen Gebieten sind in ca. 80% der Gebäude "Flüsteranlagen" zur Gebäudereinigung installiert. Auch in Deutschland werden Zentralstaubsauganlagen eingesetzt - allerdings noch selten.

Ein Großteil der Häuslebauer setzt immer noch auf konventionelle Staubsaugergeräte. Der junge Markt von Zentralstaubsauganlagen bietet daher SHK-Betrieben ein Betätigungsfeld mit interessanten Zuwachsraten. Auf der diesjährigen ISH stellen daher viele Anbieter von kompletten Systemlösungen ihre Produkte aus.

Einzelgeräte

Herkömmliche Staubsaugergeräte saugen über eine Ansaugdüse Schmutz, Staub, Schwebeteilchen mit der Raumluft vermischt an. Der Grobstaub wird im geräteintegrierten Staubbeutel gesammelt und die angesaugte Luft - einschließlich der kleinsten Staubpartikel und Schwebeteilchen - über die Abluftdüse des Gerätes wieder in den Raum ausgeblasen. Trotz optional angebotener hochklassiger Staubfilter, die infolge ihres mehrschichtigen Aufbaus laut Herstellerangabe nahezu 100% Filterleistung erreichen, werden noch bis zu 0,2 mg Staub je m3 Staub über die Ausblasluft dem Raum zurückgeführt. Die entstehende Luftwalze und die damit verbundene Staubverwirbelung bereitet nicht nur bei Allergikern tränende Augen.

Zentralstaubsauganlagen

Im Gegensatz zu handelsüblichen Staubsaugern sind Zentralstaubsauger fest im Haus installierte Anlagen (Bild 1). Durch die Trennung von Wohnraum und Aufstellort des Gerätes werden die Motorengeräusche der Geräteeinheit nahezu unhörbar. Weitere Komfortvorteile liegen auf der Hand: Ca. 10 kg schwere, unhandliche Staubsaugergeräte müssen nicht mehr über Treppen getragen werden. Stromkabel entwirren, an Möbel und Türrahmen anecken - all dies gehört bei zentralen Staubsaugeranlagen der Vergangenheit an. Dabei stellt eine Zentralstaubsauganlage keineswegs einen Luxusartikel dar. Die Investitionskosten einer komplett erstellten Anlage betragen für ein Einfamilienhaus (ca. 160 m2) ca. 2400,- Euro.

Bild 1: Installationsbeispiel einer Zentralstaubsauganlage in einem Einfamilienhaus.

Das Herzstück einer Zentralstaubsauganlage bildet das Zentralgerät, das in den meisten Fällen im Keller montiert wird. Als Geräteaufstellort ist nach Möglichkeit der tiefste Punkt des Leitungssystems zu wählen. Dabei ist bei der Montage auf eine schallentkoppelte Installation gegenüber dem Baukörper zu achten. Hierzu bieten die meisten Gerätehersteller entsprechende Befestigungssätze an.

Im Zentralgerät integriert befindet sich neben einem leistungsstarken Ventilator zur Luftförderung der großvolumige Filter bzw. Filterbeutel sowie je nach Geräteausführung ein Bedienteil mit Anzeige für Filterwechsel, Luftleistung etc. (Bild 2). Darüber hinaus ist am Gerät ein Ab- und Fortluftanschluss angebracht. Für den Betrieb der Anlage ist am Gerätestandort lediglich ein Stromanschluss gemäß Herstellerangaben vorzusehen.

Bild 2: Das Zentralstaubsauggerät stellt das Herzstück einer jeden Anlage dar. Es schafft den nötigen Unterdruck, um komfortabel Staubsaugen zu können.

Rohrleitungen, Saugdosen und Zubehör

Die abgesaugte Luft wird über eine separate Fortluftleitung direkt ins Freie ausgeblasen. Die Leitung sollte hierbei zur Verringerung der Druckverluste möglichst kurz sein. Neben einem Wetterschutzgitter am Auslass der Leitung beinhaltet die Fortluftleitung eine isolierte Mauerdurchführung. Zur Reduzierung der Schallemissionen des Motors wird in der Regel ein Schalldämpfer in die Fortluftleitung integriert (Bild 3).

Bild 3: Installationsschema der Fortluftleitung ins Freie.

Die Abluft wird über ein fest installiertes Rohrleitungssystem aus den Räumen abgesaugt. Die Leitungsführung kann hierbei abhängig von den baulichen Gegebenheiten bzw. dem verwendeten Kanalsystem auf mehrfache Weise erfolgen. Unterschiedlichste Rohrsysteme sind möglich, wobei sich in der Praxis handelsübliche HT-Rohre (DN 50) bewährt haben. HT-Rohre können sowohl Unterputz und in abgehängten Decken ebenso wie im Fußbodenaufbau eingesetzt werden und bieten daher nahezu unbegrenzt Installationsvarianten. Darüber hinaus sind Formstücke, Bögen und Befestigungsmaterial gängiges Zubehör. Installateure haben den Vorteil, dass sie auf das ohnehin häufig verwendete Rohrmaterial zurückgreifen können.

Neben HT-Rohren bieten einige Systemanbieter spezielle, steckbare Vakuumrohrsysteme aus unterschiedlichen Materialien an. Hierbei handelt es sich überwiegend um Kunststoffrohre aus Polypropylen (PP), Polyvinylchlorid (PVC) oder Polystyrol (ABS). Außerdem können bei entsprechender Dichtigkeit der Verbindungsstellen verzinkte Stahl- und Edelstahlabflussrohre zum Einsatz kommen. Unabhängig vom gewählten Kanalsystem sollte bei der Verlegung unbedingt auf eine absolute Dichtigkeit der Verbindungen zwischen Rohr- und Formstücken geachtet werden.

Um beim Saugen grober Verschmutzungen ein Verstopfen der Rohrleitung zu vermeiden, sind folgende Installationsregeln zu beachten (Bild 4):

Bild 4: Installationsregeln auf einen Blick.

In den Räumen sind lediglich die Saugsteckdosen, die am Ende jedes Saugstranges montiert werden, sichtbar. Saugsteckdosen sind als Unterputz-, Aufputz- oder Bodenausführung und in unterschiedlichen Farben und Formen erhältlich (Bild 5). Zur Befestigung sowie als Verbindungsstück zum Rohrsystem werden montagefreundliche Anschlussbausätze verwendet.

Bild 5: Saugsteckdosen gibt es in unterschiedlichsten Formen und Farben.

Die Lage und Anzahl der Saugsteckdosen wird von der Saugschlauchlänge und der Grundfläche bzw. Raumanordnung bestimmt. Bei der Planung ist darauf zu achten, dass die gesamte Fläche des Raumes gereinigt werden kann. Hierbei sind mögliche Einrichtungsgegenstände wie z.B. Betten zu berücksichtigen. Darüber hinaus sind bei der Auslegung die Druckverluste des Rohrsystems einzurechnen. Um jedoch auf eine umfangreiche Druckverlustberechnung verzichten zu können, wird von Herstellerseite üblicherweise eine maximale Rohrleitungslänge empfohlen. Zur vereinfachten und Zeit sparenden Projektierung werden Abzweige und Bögen in äquivalente Rohrlängen umgerechnet.

Bild 6: Im Zubehörpaket finden sich viele Arten von Bodenbürsten, Düsen, Verlängerungsrohre u.a.m.

Um den täglichen Anforderungen im Haushalt gerecht zu werden, bieten Hersteller von Zentralstaubsauganlagen eine Vielzahl an Zubehörteilen (Bild 6). Neben verschiedenen Bodenbürstenausführungen werden Fein- und Heizkörperbürsten angeboten. Zusätzlich ermöglichen z.B. Textil- oder Rundsaugdüsen ideale Reinigungsvarianten. Eine komfortable Reinigungsmöglichkeit bei glatten Bodenbelägen bietet eine Kehrichtklappe (Bild 7), die ebenfalls an die Zentralstaubsauganlage angeschlossen wird. Kehricht aus z.B. Küchen oder Essbereichen kann einfach und bequem durch absaugen entsorgt werden.

Bild 7: Eine Kehrichtklappe bietet sich bei glatten Böden, etwa in der Küche oder im Flur, an.

Wartung

Eine zentrale Staubsauganlage besitzt eine lange Lebensdauer und ist in der Praxis nahezu wartungsfrei. Lediglich der Filterbeutel ist je nach Volumen und Staubaufkommen zwischen ein- und viermal pro Jahr zu entleeren. In jedem Fall sollten jedoch die Herstellerangaben beachtet werden. Das Rohrleitungssystem weist erfahrungsgemäß mit der Zeit nur geringe Verunreinigungen auf. Sollte trotzdem Bedarf zur Reinigung bestehen, kann dies anhand eines mit speziellem Gleit- und Reinigungsmittel benetzten Reinigungstuches, das durch die Anlage "gesaugt" wird, geschehen.

INTERVIEW

Zum Thema Zentralstaubsauganlage stellte die IKZ-HAUSTECHNIK fünf Fragen an Jochen Steffl, Produktmanager bei Schrag.

Jochen Steffl

IKZ-HAUSTECHNIK: Während man im Ausland die Vorzüge moderner Zentralstaubsauganlagen zu schätzen weiß - die Zahlen sprechen ja für sich - fristen sie hierzulande ein Schattendasein. Offensichtlich gibt es Vorbehalte - oder mangelt es draußen an Fachinformationen?

Jochen Steffl: Nutzer zentraler Staubsauganlagen wissen die Vorteile auch hierzulande zu schätzen - insbesondere in Bezug auf Komfort und Allergieminderung. Unwissenheit und mangelnde Informationen bilden neben den Investitionskosten im Vergleich zu konventionellen Staubsaugern immer noch die größten Hemmnisse beim Kunden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie kann dieses Defizit beseitigt werden?

Jochen Steffl: Eine wichtige Rolle spielt hierbei der Handwerker und Installateur. Schon beim ersten Kundenkontakt sollte auf die Vorteile zentraler Staubsaugeranlagen hingewiesen werden. Darüber hinaus bieten sich Möglichkeiten zur Aufklärung in der Tagespresse ebenso wie in Fachzeitschriften und im Internet.

IKZ-HAUSTECHNIK: Die Technik - so scheint es - ist für den Handwerker beherrschbar. Dennoch die Frage: Muss oder sollte der Installateur eine Schulung, z.B. in Planung und Montage, besuchen?

Jochen Steffl: Die Rohrleitungen und Bauteile stellen für den Handwerker ein gewohnt leicht zu installierendes System dar. Bei Beachtung der im Artikel genannten Einbauregeln kann auf eine Schulung in den meisten Fällen verzichtet werden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Die Installation in einem Neubau stellt in der Regel keine Schwierigkeiten dar. Aber lässt sich die nachträgliche Installation einer zentralen Staubsauganlage im Gebäudebestand realisieren?

Jochen Steffl: Dies hängt vom Gebäudegrundriss und den Möglichkeiten der Leitungsverlegung in z.B. abgehängten Decken oder Kellerdecken ab. Wenn hier günstige Gegebenheiten im Renovierungsbau vorhanden sind, können die Systeme in der Regel - mit geringem Mehraufwand - ebenfalls gut installiert werden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wo kann sich ein SHK-Handwerker nähere Informationen einholen, wenn er zukünftig Zentralstaubsauganlagen mit in sein Angebotsspektrum aufnehmen will?

Jochen Steffl: Möglichkeiten zur Information bieten selbstverständlich Hersteller Zentraler Staubsauganlagen, verschiedene Verbände sowie das Internet, z.B. www.wasserwaermeluft.de.

Gerätesteuerung

Die Inbetriebnahme bzw. Steuerung der Zentralstaubsauganlage erfolgt je nach Gerätefabrikat auf unterschiedliche Weise. Häufig wird das Ein- und Ausschalten des Zentralgerätes über einen in der Saugsteckdose integrierten Kontaktschalter gesteuert. Dieser wird beim Einstecken des Saugschlauches betätigt und gibt ein Signal an die Geräteeinheit weiter. Bei dieser Steuerung ist neben dem Rohrleitungssystem eine zusätzliche Installation der Steuerleitung notwendig, was bei der Montage der Anlage einen geringen Mehraufwand darstellt.

Eine komfortable Gerätesteuerung ohne zusätzliche Hilfsenergie wird mit einem in der Geräteeinheit eingebauten Luftdrucksensor erreicht. Der für die Geräteaktivierung notwendige "Druckstoß" wird mithilfe eines am Saugrohr angebrachten Schiebegriffes erzeugt. Durch wiederholtes betätigen des Schiebegriffes wird das Gerät nach kurzem Nachlauf wieder ausgeschaltet. Voraussetzung für einen einwandfreien Betrieb ist hierbei ein dichtes Rohrleitungssystem. Hierzu werden die einzelnen Rohrstücke und Formteile miteinander luftdicht verklebt. Aufgrund der dichten Ausführung werden darüber hinaus die Leckverluste des Leitungssystems auf ein Minimum reduziert. So steht die volle Geräteleistung an der Saugdüse an.

Funksteuerungen bieten weitere Alternativen bei der Gerätebedienung. Hierbei wird ein Funksignal vom Saugrohr (Sender) zum Zentralgerät (Empfänger) gesendet und die Anlage ein- bzw. ausgeschaltet. Bei dieser Art der Steuerung sind die Herstellerangaben zu beachten, da aufgrund großer Entfernungen, dicker Wände und Stahlbeton Funktionsstörungen auftreten können.

Vorteile einer Zentralstaubsauganlage für den Nutzer

  • hygienisch sauber, da auch Feinst- und Mikrostäube komplett ins Freie entsorgt und beim Saugen nicht aufgewirbelt werden (inkl. Milbenkot, Pollen etc.),
  • gesundheitsfördernd für Hausstaub- und andere Allergiker sowie Asthmatiker,
  • hohe Saugkraft der Geräte,
  • Entlastung im Haushalt, da aufgrund geringeren Staubanfalls weniger Staubwischen notwendig,
  • bequem, da kein tragen schwerer Staubsaugergeräte; nur einstecken eines leichten Saugschlauches in eine Saugsteckdose,
  • hohe Lebensdauer und geringe Betriebskosten,
  • leise, da kein lästiges Motorengeräusch in den Wohnräumen,
  • großes Fassungsvermögen des Staubbeutels, Entleerung des Filter nur ein- bis viermal pro Jahr,
  • Türrahmen und Möbel werden geschont, da keine Beschädigung durch anecken oder anschlagen des hinterhergezogenen Staubsaugergerätes,
  • die Stolperfalle "Elektrokabel" entfällt.

Verkaufsargumente

Zentralstaubsauganlagen bieten bei minimalem Planungsaufwand günstige und rasche Montagebedingungen. Nicht nur aus diesem Grund sehen zukunftsorientierte und clevere Installateure in diesem Bereich ein neues, lukratives Tätigkeitsfeld. Um aktiv zu werden, sollten Kunden schon beim ersten Beratungsgespräch auf die vielfältigen Vorteile zentraler Staubsauganlagen hingewiesen werden (s. separater Kasten).


B i l d e r :  Schrag GmbH & Co. KG, Ebersbach/Fils


* Jochen Steffl, Schrag GmbH & Co. KG, Ebersbach/Fils


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