IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 04/2005, Seite 34 f.

SANITÄRTECHNIK

 

Begehrte Klientel

Sanitärindustrie entdeckt die 50plus-Generation als Kunden für komfortable und qualitätsorientierte Produktkonzepte

Steht die Sanitärindustrie vor einem Richtungswechsel? Vielleicht, denn wie bereits vor einigen Jahren von Trendforschern angekündigt, setzt sich der ältere Konsument mit seinen gehobenen Ansprüchen allmählich in der Gunst des Marketings durch.

Die Vorzüge des "Best Agers" als sowohl konsumfreudiger als auch zahlungskräftiger Kunde liegen auf der Hand: Die Generation der 50- bis 60-Jährigen hat im Durchschnitt mit 2100 Euro im Monat rund 600 Euro mehr zur Verfügung als der durchschnittliche Familienhaushalt mit Kindern unter 17 Jahren. Auch im Rentenalter können ältere Ehepaare laut einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) mit einem Haushaltseinkommen von 1700 Euro rechnen. Damit lassen sich Investitionen leichter stemmen, da häufig noch Rücklagen und Eigentum vorhanden sind.

Hinzu kommt, dass diese charakterlich bereits geformte Konsumentengruppe eine große Zukunft hat. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung wird kontinuierlich steigen; nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes wird bis 2050 jeder zweite Deutsche über 50 Jahre alt sein. Und mit dieser Entwicklung ist die deutsche Gesellschaft nicht allein: Weltweit steigt in den Wohlstands- und Industriegesellschaften der Altersdurchschnitt.

Die Alterspyramide der Bundesrepublik heute. Nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes wird bis 2050 jeder zweite Deutsche über 50 Jahre alt sein.

Aber nicht nur die Demographie und die Kaufkraft erhöhen die Attraktivität dieser gerne als "Goldene Generation" bezeichneten Konsumentengruppe - vielmehr zeigen sich die heutigen "Alten" in puncto Konsumhaltung, Lebenseinstellung und Freizeitaktivität wesentlich "jünger" und positiver gestimmt als vorangegangene Generationen. Der Drang zum Sparen ist einer allgemeinen Lust gewichen, sich "in den besten Jahren" etwas zu gönnen. Die Zielgruppe ist betont genussorientiert und legt nicht nur auf leichte Bedienbarkeit, Service und Komfort großen Wert, sondern auch auf gute Qualität. Besonders der investitionsintensiven Sanitärindustrie kommen die kompromisslosen Ansprüche der Best Ager entgegen - das schöne neue Bad soll lange halten.

Die 50plus-Generation ist betont genussorientiert und legt nicht nur auf leichte Bedienbarkeit, Service und Komfort großen Wert, sondern auch auf gute Qualität. Besonders der investitionsintensiven Sanitärindustrie kommen die kompromisslosen Ansprüche der Best Ager entgegen - das schöne neue Bad soll lange halten.
Bild: Koralle

Beratungsintensives Segment

Immer mehr Produzenten von Badezimmerausstattungen rücken daher ihren Zielgruppenfokus vorsichtig zurecht und richten ihr Augenmerk auf die Bedürfnisse der über 50-Jährigen. Doch hier ist mit besonderen Problemen bei Ansprache, Beratung und Produktgestaltung zu rechnen. Eine zukunftstaugliche Badplanung für ältere Kunden darf die Tabuthemen Altersgebrechlichkeit und Bewegungseinschränkung durch Krankheiten nicht ausblenden. Gleichzeitig sollen die Produkte und das Ambiente höchsten funktionalen und repräsentativen Ansprüchen genügen. Wirklich behindertentaugliche Spezialprodukte findet man daher kaum im Sortiment der großen Marken. Vielmehr sind es besonders bedienungsfreundliche Produkte und traditionelle Gestaltungselemente, die auf die Gunst der Best Ager abzielen. Es dürfte allerdings nicht mehr lange dauern, bis sich auch Stardesigner und namhafte Architekten diesem Thema widmen werden. Bis dahin ist die altersgerechte Badausstattung ein Thema vor allem für die kreative Badplanung. Dieses Segment ist beratungsintensiv und bietet damit für die Vertriebspartner der Industrie - den Handel und das Handwerk - große Chancen zur Profilierung.

Der bodenebene Einbau von Duschen erhöht nicht nur die Mobilität, sondern ist auch ein optischer Gewinn fürs Bad.
Bild: Mein Neues Bad

Schon bei der Planung sollte Wert darauf gelegt werden, eine nachträgliche Anpassung an zeitweilige oder auch andauernde Handicaps auch ohne großen Aufwand vornehmen zu können. Die wichtigsten Voraussetzungen hierfür sind ein ausreichendes Raumangebot, breite Durchgänge und der Verzicht auf zu große Verbauungen. Auch technische Module in Vorwandinstallationsbauweise erleichtern eine Nachrüstung. Optischer wie praktischer Gewinn sind notwendige Accessoires wie stabile und lange Handtuchhalter, die sich stilistisch anpassen - etwa in Form einer Reling - und sich auch als Haltegriff eignen. Die Marke Hewi ist hier nicht der einzige Anbieter; immer mehr Armaturenhersteller - wie zum Beispiel sam oder Keuco - statten ihre Produkte mit einem solchen Mehrfachnutzen aus. Im Armaturenbereich haben sich die im öffentlichen Bereich etablierten berührungslosen Armaturen für die Nutzung im Privatbereich bewährt.

Der bodenebene Einbau von Duschen schließlich erhöht nicht nur die Mobilität, sondern ist auch ein optischer Gewinn. Barrierefreie Duschen werden bei Verwendung von vorgefertigten Bauelementen, wie sie etwa von Illbruck und Wedi angeboten werden, zur individuellen Note eines Luxus-Bades.

Die Industrie hält Duschlösungen parat, die sowohl luxuriöse Ausstattungsmerkmale wie Seiten- und Tellerbrausen enthalten, als auch Kombiprodukte von Dusche und Dampfbad, mit oder ohne zusätzliche Programme von Infrarot- und Wärmeanwendungen bis zur Lichttherapie.
Bild: Hoesch

Überhaupt kommt der immer noch dominante Trend zur minimalistischen Einrichtung und zum XXL-Duschen, aber auch der zunehmende Wunsch nach Integration des Bades in den Wohnraum einer altersgerechten Badeinrichtung entgegen. Großräumige Duschen bieten nicht nur Duschspaß zu zweit, sondern auch Raum genug für zusätzliche Hilfen. Die Industrie hält hier Lösungen parat, die sowohl luxuriöse Ausstattungsfeatures wie Seiten- und Tellerbrausen, Duschpaneels und Wasserfallsimulation enthalten, sondern auch Kombiprodukte von Dusche und Dampfbad, mit oder ohne zusätzliche Programme von Infrarot- und Wärmeanwendungen bis zur Lichttherapie. Schonendere Alternativen lösen dabei die alte Saunakultur mehr und mehr ab.

DoucheWC bodyLux: Ein sanfter Duschstrahl, ein Warmluftföhn und eine Geruchabsaugung lassen in puncto Komfort, Hygiene und Pflege keine Wünsche offen.
Bild: Geberit

Trendmotiv mit Anstoßwirkung

Wellness ist ein Trendmotiv, das bei vielen älteren Kunden den Anstoß zu einer Neugestaltung des Bades gibt. Häufig werden der Auszug von Kindern und der damit verbundene Raumgewinn oder der Umzug in eine kleinere, komfortable Eigentumswohnung zum Anlass genommen, sich den Wunsch nach einem Traumbad zu erfüllen. Marken wie Duscholux, Koralle, Hoesch oder auch Hansgrohe mit seiner Wellnessmarke Pharo bieten hier eine auch in gestalterischer Hinsicht überzeugende Auswahl. Geselligkeit im Bad ist ein weiteres Thema, das bei der 50plus-Zielgruppe gut ankommt: Nach einem gemeinsamen Wellness- oder Dampfbad schmecken Bier, Tee oder Saft einfach besser.

Auch Innovationen bei den Klassikern der Badausstattung stoßen von den 50plus-Konsumenten auf großes Interesse, wenn sie Bequemlichkeit und Hygiene steigern - zwei Aspekte, auf die Best Ager besonderen Wert legen. In den USA und den asiatischen Märkten bereits etabliert, dürften Komfortprodukte für die tägliche Hygiene wie das WC mit beheizbarer Sitzfläche oder mit integrierter Intimspülung - zum Beispiel von Geberit angeboten - in Europa einen Nachholbedarf wecken.

"Erlebniswelt Bad" auf der ISH 2005

Innovative Modelle und Design Ideen für die 50plus-Generation werden von vielen Marktführern in der "Erlebniswelt Bad" auf der ISH, der internationalen Fachmesse für Gebäude- und Energietechnik, Erlebniswelt Bad sowie Klima- und Lüftungstechnik vom 15. bis 19. März 2005 in Frankfurt am Main gezeigt. Auf der bevorstehenden Messe wird ein in Europa noch weitgehend unbekanntes Produktsegment damit viel Aufmerksamkeit erregen.

Insgesamt werden rund 2300 Aussteller auf einer Bruttofläche von 250.000 m2 ihre Produkte auf der ISH 2005 circa 180.000 Fachbesuchern aus der ganzen Welt zeigen. Ausstellerinformationen, Events und alle weiteren Informationen zum Rahmenprogramm sind auf der Homepage unter www.ish.messefrankfurt.com abrufbar.


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