IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 03/2005, Seite 28 ff.

HEIZUNGSTECHNIK

Schöner wärmen

Design-Heizkörper zwischen intelligenter Gestaltung und Geiz-ist-geil-Mentalität

Gibt es noch einen erfolgversprechenden Markt für das Schöne und Teuere im Bereich Haustechnik? Beleuchtet man das Thema Design-Heizkörper, dann lässt sich diese Frage mit einem klaren Jein beantworten. Einerseits geben sich Endkunden, die noch gut bei Kasse sind, nicht mit 08/15-Produkten zufrieden, andererseits kämpft die Branche mit einer eklatanten Ausdünnung des mittleren Segments.

Donat Feser, Geschäftsführer der Zehnder GmbH, fasst zusammen, was viele seiner Mitstreiter auf Nachfrage der IKZ-HAUSTECHNIK bestätigten: "Wir befinden uns ohne Zweifel in keiner leichten Situation. Die angespannte Lage in der Baukonjunktur trifft insbesondere auch den Designheizkörper, und die Verhaltensweisen der viel zitierten Geiz-ist-geil-Gesellschaft machen natürlich auch vor unserer Branche nicht halt."

Unabhängige Wärmequelle: "Cinus C" kann auch elektrisch mit einer Heizpatrone betrieben werden. So lässt sich das Bad selbst an kühleren Sommertagen kuschelig anwärmen, ohne dass gleich die komplette Heizanlage angeworfen werden muss.
Foto: Zehnder

Dabei konnte gerade der Heizkörper in den letzten Jahren einen wirklich bemerkenswerten Entwicklungssprung vermelden. Vom ehemals einfallslosen, klobigen Stiefkind der Raumgestaltung hin zur filigranen und vor allem sehr vielseitigen Erscheinung gelang eine schwungvolle Wende. Elegant und sehr geschickt wurde auf dem Weg über das Design so manche Zusatzfunktion integriert. Intelligente Veränderungen, die natürlich auch Erwartungen und Hoffnungen schüren. "Heizkörper werden nicht mehr ausschließlich auf die reine Funktion - sprich Wärmeabgabe - beschränkt sein. Sie müssen zunehmend weiteren Ansprüchen gerecht werden," betont denn auch Heike Öland, Marketingreferentin beim Plattlinger Hersteller Kermi.

Leicht und offen, so sollte ein moderner Design-Heizkörper wirken - selbst bei nicht unerheblicher Größe. "Ovida" gehört mit seinen horizontalen Rohren und der Rohrbogen-Aussparung zu den typischen Vertretern der jungen Generation im Heizbereich. Ein speziell entwickeltes Beschichtungs-Verfahren verleiht den Oberflächen eine besondere Qualität.
Foto: Zehnder

Neue Aufgaben gesucht und gefunden

Augenfällig ist ohne Zweifel die wachsende Bedeutung der Bad-Heizkörper als wärmendes Element für allerlei Textilien. Ob klassische "Hühnerleiter" oder individuelle Raumskulptur - fast immer laden waagerecht verlaufende Rohre zum Ablegen von Handtüchern ein. Mittig angebrachte oder einseitig geöffnete Leitungssysteme erleichtern in solchen Fällen die Nutzung. Und mit zusätzlichen Halterungen und Ablagen, sogar mit Sitzmöglichkeiten, Beleuchtungselementen und integrierten Spiegeln entdecken die Wärmekörper zurzeit noch eine ganze Reihe weiterer ungewohnter Aufgaben für sich.

Ästhetik für hohe Ansprüche: Der leichte Schwung der waagerechten Profile wird hier elegant kombiniert mit dem D-Profil der senkrechten Sammelrohre. Nicht zuletzt wegen seiner verchromten Oberfläche liegt das Modell "Noblesse Saint Tropez" ganz im Trend der Zeit.
Foto: Purmo

Interessant auch: Die Nutzung von Design-Heizkörpern als Raumteiler. Speziell, aber ganz sicher nicht ausschließlich, im Bad eröffnen sie neue Chancen für lebhafte gestalterische Konzepte, sind Sichtschutz oder Hingucker, gezielt eingesetzte Wärmespender oder dekorativer Platzsparer. Auf schwierige bauliche Vorgaben wie Schrägen oder Bögen sind die Heizelemente übrigens inzwischen ebenfalls eingerichtet. Und selbst als Aufsatz für die Badewanne sorgen sie für Aufmerksamkeit. Ausgesprochen spannend ist, was sich auf diesem Sektor so alles tut, wie der früher gern versteckte Wärmekörper inzwischen neues Selbstbewusstsein entwickelt und dabei als "Design-Möbel" gern für Aufsehen sorgt.

Im Heizkörper "Bristol" spiegelt sich klar der Wunsch nach immer mehr Multifunktionalität wieder. Eine sehr eigenwillige und ausgesprochen dekorative Lösung für das Bad ebenso wie für den Dielenbereich.
Foto: Purmo

Heizen auf dreierlei Art

Wer an kühlen Sommertagen im Bad nicht frieren möchte, der wird sich vielleicht über einen zusätzlichen Elektro-Anschluss seines Design-Heizkörpers freuen. Trotz unterschiedlicher technischer Ausstattung durch die verschiedenen Hersteller haben die Modelle fast immer eines gemeinsam: Sie lassen sich auf dreierlei Art nutzen: a) ganz normal mit Warmwasserbetrieb, b) ausschließlich im Elektrobetrieb, wenn beispielsweise die Heizung auf Sommer umgestellt ist und c) im Mischbetrieb, damit sich die gewünschte Raumtemperatur in kürzester Zeit erreichen lässt.

Heizkörper und Heizlüfter in einem: Dadurch lässt sich der "Credo-Aero" auf dreierlei Art nutzen - zum einen als ganz normaler Heizkörper mit Warmwasserbetrieb, zum Zweiten mit Zuschaltung eines Elektro-Heizlüfters zur schnelleren Raumerwärmung und zum Dritten ausschließlich als Heizlüfter, beispielsweise bei ausgeschalteter Heizungsanlage während des Sommers. Ventil und Heizlüftertechnik verbergen sich hinter einer Blende. Ein System, das auch für den Schutzbereich 2 im Bad zugelassen ist.
Foto: Kermi

"Coole" Zeiten für Wärmespender

Einig sind sich die meisten Heizkörper-Hersteller bei der Trend-Beschreibung: "Puristische, metallveredelte Oberflächen" sind laut Zehnder hoch-aktuell, "Feinstes Messing, Chrom, Nickel und sogar 22-karätiges Gold" gehören laut Purmo zum Angesagten und auch Bemm setzt ganz klar auf Metallic-Töne von Altgold bis Edelstahl. "Coole" Zeiten also für das wärmende Element der Raumausstattung. Klar ersichtlich: Auch in diesem Punkt orientieren sich die Heizkörper zunehmend an aktuellen Wohntrends.

Gleich drei internationale Design-Auszeichnungen heimste der "Karotherm" bisher ein, darunter auch der begehrte "Red Dot Award" des Design-Zentrums Nordrhein-Westfalen. Neben der ungewöhnlichen Optik bietet er eine reiche Farbauswahl: "Karotherm" gibt es in 13 Standard-Tönen von Weiß bis Anthrazitmetallic sowie auf Wunsch in weiteren RAL-Farben.
Foto: Kermi

Vielversprechend: "Komplettbad-Kooperation"

Nach wie vor sind Ideen gefragt, wenn es darum geht, dem Design-Heizkörper zu höheren Absatzzahlen zu verhelfen. Selbst wenn - wie auch Martin Hennemuth, Bereichsleiter Dekorativ- und Sonderheizkörper der Purmo DiaNorm Wärme AG, betont - "das mittlere Preissegment weggebrochen ist", sehen die Hersteller noch Chancen auf eine erfolgreiche Zukunft. Beim Vienenburger Unternehmen beispielsweise ging es bei der Ausrichtung der Modellpalette für den Design-Heizkörperbereich vor allem darum, die aktuellen Einrichtungsstile im oberen Marktsegment mit Produkten in Spitzenqualität abzudecken: "Hier rechnet Purmo DiaNorm - gestützt auf eigene Untersuchungen und externe Marktforschung - in den nächsten Jahren mit einer stabilen Nachfrage beziehungsweise sogar weiterem Wachstum."

Design, mit dem man gerne warm wird. Mit seiner glatten, planbeschliffenen Vorderseite aus 2,5 mm Stahlblech und den wasserbeheizten Rohrbögen, die sich als Handtuchwärmer anbieten, sorgt das Modell "Monobad" für zurückhaltende, zeitgemäße Frische im Bad.
Foto: Baufa

Vielversprechende Möglichkeiten bieten auch Kooperationen im weiten Servicebereich rund um das Komplettbad. Beispielsweise hat sich Zehnder zu einer strategischen Partnerschaft mit Villeroy & Boch entschieden. Beide Unternehmen entwickelten eigene, auf die aktuellen Bad-Welten von V & B abgestimmte Bad-Wärmekörper-Serien unter dem Label "Villeroy & Boch by Zehnder". Geschäftsführer Feser: "Damit gibt es nun erstmals auf dem Sanitärmarkt das ‚Markenbad aus einer Hand’, in dem auch das Thema Wärme ein fester Bestandteil ist."

Der Designheizkörper "Spacy" verbindet nach Auffassung des Herstellers Sommerhuber Design mit technischer Raffinesse. Wörtlich: "Er setzt Akzente. Denn die einfache Struktur strahlt schlichte Eleganz und Ästhetik aus. An der Wand montiert wirkt er wie ein Gemälde und ist die perfekte Lösung auch für das kleinste Bad." Der Wärmekörper ist auch als kombinierte Ausführung für den Anschluss an die Zentralheizung und an das Stromnetz (230 V) erhältlich.

 

Auffallend "andere" Lösung: Wie Vogelschwingen spreizt der Design-Heizkörper "Salsa" seine horizontalen Rohre zur Seite. Eine ungewöhnliche Idee mit viel praktischem Nutzen: Textilien lassen sich zum Wärmen oder Aufbewahren schnell und einfach "überstreifen".
Foto: Bemm

 

Einseitig offen: Der Bad-Heizkörper "Logatrend Cellini". Vor- und Rücklauf sind auf derselben Seite angesiedelt und hinter einer Sammlerblende (hier aus Chrom) elegant versteckt. Unübersehbar und typisch für Design-Heizkörper von heute: die selbstbewusste, raumgestaltende Funktion des Modells "Cellini" gibt es unifarben oder als Bi-Color-Ausführung.
Foto: Buderus

 

Moderne (Heizkörper-)Kunst für Menschen, die das Besondere mögen. Den "Entreetherm" als eindruckvollen Blickfang für große Wandflächen gibt es komplett verchromt oder effektvoll zweifarbig.
Foto: Arbonia

 

Internetinformationen:
www.arbonia.de
www.baufa.de
www.bemm.de
www.cool-heat.com
www.heiztechnik.buderus.de
www.kermi.de
www.purmo.de
www.zehnder-gmbh.de


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