IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 01/02/2005, Seite 23 VERBÄNDE AKTUELL |
Thüringen
6. Fachtagung
Erdgas und Handwerk
Am 5. November 2004 fand im Intershop-Tower in Jena die 6. Gasfachtagung statt. Veranstalter waren der Fachverband SHK Thüringen, die Verbundnetz Gas AG, die E.ON Ruhrgas AG und die Erdgasversorgungsgesellschaft Thüringen-Sachsen mbH. Über 100 Gäste nahmen an der Tagung teil, in der es unter anderem um energiepolitische sowie technische Themen, aber auch um Neuregelungen in der TRGI ging.
Nach der Begrüßung durch den Landesinnungsmeister Dietrich Roese und Manfred Scheibe von der Verbundnetz Gas AG, eröffnete Günther Poschinger, Geschäftsführer der Erdgasversorgungsgesellschaft Thüringen-Sachsen mbH (EVG), mit dem ersten Referat die Vortrags- und Diskussionsveranstaltung. Thema war die Entwicklung der Erdgasversorgung in Thüringen. Der Startschuss für die Erdgasversorgung fiel im April 1990 mit der Unternehmensgründung der EVG. Bis dahin gab es - mit Ausnahme der geringen Menge durch Eigenförderung - noch kein Erdgas in Thüringen. Die Primärenergieversorgung erfolgte damals im Wesentlichen durch einheimische Braunkohle. Erst nach dem Bau der über 320 km langen Gasversorgungsleitung vom thüringischen Vitzeroda zum sächsischen Niederhohndorf konnte im Mai 1991 der erste Kunde in Zöllnitz bei Jena Erdgas beziehen. "Im Jahr 2002 lag der Erdgasanteil bei der Wohnungsbeheizung in Thüringen bereits bei 41,9%, wobei der Anteil der Kohle auf 10,1% zurückgegangen ist", so Poschinger. Für das Jahr 2010 erwartet der Geschäftsführer einen Erdgasanteil in der Wohnungsbeheizung von ca. 49,4%. Der Kohleanteil werde dabei vermutlich auf 3% zurückgehen.
Dezentrale Gasklimageräte - Heizen und Kühlen
Den Auftakt zur technischen Fachvortragsreihe machte Dipl.-Ing. Andreas Müller, Geschäftsführer Technik beim ZVSHK. Er ging auf den "steigenden Bedarf der Raumklimatisierung" und insbesondere auf die in diesem Bereich tätigen SHK-Betriebe ein. Seinen Ausführungen zufolge sind in Deutschland nur circa 2,6% der SHK-Fachbetriebe im Schwerpunkt Lüftungs- und Klimaanlagenbau tätig. "Aufgeteilt entspricht das rund 1000 Betrieben, die Lüftungsanlagen installieren und nur etwa 240 Betrieben, die Klimaanlagen errichten", so Müller. Dabei sind über 70% der installierten Anlagen Split-Systeme. "Eine EU-Studie aus dem Jahr 2000 geht von einer Verdreifachung der Raumklimageräte (auf rund 21 Mio. Stück) in Europa bis zum Jahr 2010 aus. Bis 2020 sollen sogar rund 33 Mio. Geräte in Betrieb sein, wobei der Anteil an dezentralen Gasklimageräten ständig wächst", so Müller. Dies verspreche auch für Fachbetriebe in Deutschland gute Rahmenbedingungen und Chancen.
Die Fachtagung Erdgas und Handwerk fand bereits zum sechsten Mal gemeinschaftlich unter Einbeziehung der Gasversorgungsunternehmen und der Stadtwerke Thüringens statt (v.l.): Günther Poschinger, Geschäftsführer der Erdgasversorgungsgesellschaft Thüringen-Sachsen mbH (EVG), Manfred Scheibe, Direktor Kundenbetreuung der Verbundnetz Gas AG (VNG), Dietrich Roese, Landesinnungsmeister. |
In diesem Zusammenhang verdeutlichte der Geschäftsführer, was sich hinter der Gasklimatechnik verbirgt. Ursprünglich stammen diese Geräte, welche die Funktionen Heizen und Kühlen miteinander verbinden, aus Japan und wurden aufgrund von Stromengpässen entwickelt. Somit bieten sie eine Alternative zu getrennten Heiz- und Kühlsystemen. Grundlage für das Kühlen und Heizen mit Gasklimageräten ist der Kaltdampfprozess, bekannt aus der Wärmepumpentechnik.
Neuregelungen der TRGI
Fritz Guther, Obmann des DVGW-Ausschuss für Gasinstallation, informierte über aktive (Gasströmungswächter...) und passive (Sicherheitsverschlüsse...) Maßnahmen zur Manipulationsabwehr. Im Zuge der TRGI-Neuregelung sei unter anderem hinzugekommen, dass Verschlüsse mit Verdrehsicherung bzw. Verdrehsicherungen von Überwurfmuttern unter Zuhilfenahme von "Gewinde-Dicht-Klebstoffen" mit DVGW-Prüfzeichen als passive Maßnahmen gelten.
Laut TRGI sollten aktive Maßnahmen vorrangig Anwendung finden. Der Gasexperte machte diesbezüglich aber deutlich, dass es für in Betrieb befindliche Anlagen "keine Nachrüstpflicht für den Gasströmungswächter gibt". Erst bei wesentlichen Änderungen, worunter zum Beispiel nicht der Austausch eines Gasgerätes im etagenversorgten Mehrfamilienhaus falle, sei eine Anpassung notwendig. Bei der Berechnung des Druckverlustes könne der Strömungswächter - aufgrund der Toleranzen im Berechnungsverfahren und des dynamischen Systemverhaltens - vernachlässigt werden.
Bernd Baumbach, Thüringen Gas GmbH, gab im Anschluss technische Hinweise für den Einbau des Gasströmungswächters, entsprechend den verschiedenen Einbausituationen, für das Land Thüringen. Diese stehen auch als Download-Datei im Internet unter: www.thueringengas.de/927.php zur Verfügung.
VOB/B 2002 in der Praxis
RA Dr. Michael Dimanski, Geschäftsführer Fachverband SHK Sachsen-Anhalt, referierte zur VOB/B 2002. Dabei ging er auf das neue Verjährungsrecht beim Kauf- sowie beim Werkvertrag ein. Die übliche Verjährungsfrist für Gewährleistungsrechte betrage danach unter anderem fünf Jahre beim Kauf für Baumaterialien, die in ein Bauwerk eingebaut werden. Die üblichen Verjährungsfristen für Gewährleistungsrechte im Werkvertragsrecht betragen zwei Jahre für die Herstellung, Wartung oder Veränderung einer Sache bzw. fünf Jahre bei Herstellung eines Bauwerks oder Arbeiten an einem Bauwerk.
Ergänzend gab Dimanski noch einen Überblick zu den Änderungen in der VOB (Auszug):
- § 13 Nr. 1: Der Begriff "Gewährleistung" wird durch "Mängelansprüche" ersetzt,
- § 13 Nr. 4: Die Regelverjährungsfrist wird von zwei auf vier Jahre verlängert; bei maschinellen und elektronischen Anlagen erfolgt die Verlängerung von einem Jahr auf zwei Jahre, wenn der Auftraggeber sich entschieden hat, dem Auftragnehmer die Wartung für die Dauer der Verjährungsfrist nicht zu übertragen,
- § 16: Die Höhe der Verzugszinsen wird an das gesetzliche Maß (5% über Basiszinssatz) angepasst,
- § 17 Nr. 4: Gewährleistungsbürgschaften sind nach Ablauf von zwei Jahren zurückzugeben, sofern nichts anderes vereinbart wurde.
Über 100 Gäste besuchten die Fachtagung im Intershop-Tower in Jena. |
"ECG"-Angebot für das Handwerk
Rund um das Thema Dienstleistungen referierte Prof. Dr.-Ing. Klaus Kurth, Kundenberater ECG Erdgas-Consult GmbH Leipzig, wobei er unter anderem über die Leistungen des "Communcation Centers" informierte. Dessen Aufgabe sei es, als Ansprechpartner Leistungen wie Störungsmanagement, Frontoffice oder Hot-/Infolinebetreuung im Auftrage des SHK-Handwerks auszuführen. Als Beispiel führte der Kundenberater die Hotline Gebäudetechnik (01805/004399) auf, zu dessen Aufgaben die Beratung und Vermittlung von Dienstleistungen unter anderem zu den Themen Gas ganz sicher, Trinkwassercheck oder Regenwassernutzung gehöre. Des Weiteren sprach Kurth die Hotline ErdgasRuf (01803/334033) an, welche Dienstleister vermitteln, Endkunden beraten oder Werbung für das Fachhandwerk gestalten würde. Im Rahmen der ErdgasRuf-Werbung verwies Kurth abschließend noch auf ein Serviceheft (Wartungsdienst Heizungsanlage), mit dem der Kunde für die Wartung seiner Heizungsanlage beispielsweise mit der Teilnahme an einem Gewinnspiel belohnt werde. Dem SHK-Betrieb soll dadurch eine stärkere Kundenbindung ermöglicht werden.
Neben gelungenen Fachvorträgen gab es abschließend noch einen unterhaltsamen Vortrag von Joachim Bullermann mit dem Titel "Das Sagen hat, wer reden kann". Seine Darstellungsform und Inhalte nahmen die Anwesenden mit Begeisterung auf.
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