IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 24/2004, Seite 19 f.
VERBÄNDE AKTUELL |
Niedersachsen
Mitgliederversammlung 2004
Diskussion und Meinungsaustausch
Am 5. November 2004 hielt der Fachverband Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Klempnertechnik Niedersachsen seine diesjährige Mitgliederversammlung in der Landeshauptstadt Hannover ab. Gekommen waren mehr als 100 Delegierte, um sich über aktuelle Belange im Gewerbe des SHK-Handwerks zu informieren.
Friedrich Budde, Landesinnungsmeister seit 2003, blickte in seinem Eingangsstatement auf die wirtschaftliche Situation der SHK-Handwerksbetriebe im Allgemeinen und in Niedersachsen im Besonderen. Seiner Einschätzung nach kommt für einige Betriebe die heutige auftragsschwache Zeit dem Kampf ums Überleben gleich. Budde wörtlich: "Viele unserer Kollegen leben von der Hand in den Mund." Gleichwohl gebe es SHK-Betriebe, an denen die labile Zeit vorbeigehe und die auf eine volle Auslastung schauen können. Doch diese Gruppe bilde die Ausnahme.
Landesinnungsmeister Friedrich Budde. |
Positiv bewertete Budde das Verständnis, das sogar die Gewerkschaft für die schwierige wirtschaftliche Situation des SHK-Handwerks in Niedersachsen aufbringe. Allerdings müsse sie, damit hier eine wesentliche Verbesserung erreicht werden könne, bei den Tarifverhandlungen mehr auf die Forderungen der Arbeitgeber eingehen.
Wenn der Fachverband Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Klempnertechnik Niedersachsen einlädt, ist ein volles Haus gewiss. |
Verschiedene Inhalte der Tarifverträge waren dann auch viel diskutierte Themen auf der Mitgliederversammlung. Äußerst problematisch, so die vielfache Meinung aus den Reihen der Delegierten, sei die Handwerkskonkurrenz aus den östlichen Bundesländern. Es sind Fälle bekannt, in denen den Monteuren ein Stundenlohn von gerade einmal 7 Euro gezahlt werde, zum Teil sogar noch darunter. "Wir SHK-Handwerksbetriebe aus Niedersachsen mit unseren deutlich höheren Stundenlöhnen haben da keine Chance bei der Kalkulation und beim Angebotspreis", so eine deutliche Wortmeldung.
Geschäftsführer Franz Kiehslich. |
Wie so oft auf Mitgliederversammlungen war auch der Schornsteinfeger und das Schornsteinfegergesetz Diskussionsthema auf der diesjährigen Tagung. In den Medien wird seit geraumer Zeit über die Veränderungen von Seiten des Gesetzgebers berichtet. Zum Beispiel steht die Überlegung im Raum, Kehrbezirke nicht mehr wie derzeit praktiziert auf Lebenszeit zu vergeben. Friedrich Budde wies aber deutlich darauf hin, "dass es sich nur um Gedankenmodelle handelt und dass wir es weiterhin mit einer unveränderten Sachlage zu tun haben." Das beträfe sowohl die Tätigkeiten als auch die Aufgaben eines Schornsteinfegers. So sei etwa das Überprüfen von Versorgungsleitungen - das Abschnüffeln von Gasleitungen - unzulässig und werde nicht durch das Schornsteinfegergesetz gedeckt. Gleichwohl - darauf machte ein Delegierter aufmerksam, weil er es schon selbst praktiziert habe - ergeben sich aus einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit dem Schornsteinfeger auch Aufträge für das SHK-Handwerk.
Podiumsdiskussion zur Öffnung der Großhandelsausstellung für Endkunden. Die Teilnehmer v. l.: Friedrich Budde, Karl-Heinz Schmiedt, Michael von Bock und Polach, Ulrich Staudinger, Martin Wielitsch. |
Eine heftige Diskussion entbrannte, als das Thema Trinkwasserverordnung angeschnitten wurde. Landesinnungsmeister Budde plädierte für ein Kooperationsmodell mit den Verbänden der Wohnungswirtschaft. Gegenstand dieses Modells: Eine kostenlose Kurzprüfung und Dokumentation über das Vorhandensein von sichtbaren Bleileitungen in der Hausinstallation. Eine solche Marketingmaßnahme würde den SHK-Fachbetrieben den Einstieg in die Sanierung gesundheitsgefährdender Trinkwasseranlagen erheblich erleichtern. Einige Diskussionsteilnehmer befürworteten den Vorschlag, andere lehnten ihn mit Hinweisen auf ungeklärte Haftungsfragen ab. Am Ende einer wortreichen Auseinandersetzung wurde bei nur zwei Gegenstimmen der Beschluss gefasst, dass der Verband dieses Projekt weiter verfolgt.
Zahlreiche Wortmeldungen von Seiten des Auditoriums brachte in den Diskussionen so manchen neuen Aspekt hinein und verhalfen auf diese Weise den teilnehmenden Verbandsvertretern und SHK-Handwerkern zu neuen Sichtweisen. |
Für den Nachmittag stand eine Diskussionsrunde auf der Tagesordnung. Vertreter von Seiten der Industrie, des Großhandels und des SHK-Handwerks sprachen über die Öffnung des Fachgroßhandels für Endkunden*. Anknüpfungspunkt war der Vorschlag des DGH (Deutscher Großhandelsverband Haustechnik), über die ihm angeschlossenen Häuser Sanitärprodukte direkt an Privatleute verkaufen zu wollen. Als Beispiele sind zu nennen: Armaturen, Badmöbel, Bade- und Duschwannen oder Duschabtrennungen. Obschon nach der Vorstellung des DGH das SHK-Handwerk mit in das Konzept eingebunden werden soll, stößt die rein organisatorische, praktische und rechtliche Abwicklung auf heftige Kritik bei den Vertretern des Handwerks. Michael von Bock und Polach, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima, sieht das DGH-Projekt als nicht geeignet an, "die Gesamtstruktur im professionellen Vertriebsweg zu verbessern", wie von Seiten des Großhandels argumentiert wird.
Wie Budde bereits bei der Anmoderation vermutete, führte die gut eineinhalbstündige Diskussion zu keinem einvernehmlichen Ergebnis. Positiv war hingegen natürlich, dass sich die betroffenen - regionalen und überregionalen - Parteien getroffen und ihre Standpunkte ausgetauscht haben.
Internetinformationen: |
* Diskussionsteilnehmer waren: Martin Wielitsch (geschäftsführender Gesellschafter des Großhandelshauses Wiedemann), Ulrich Staudinger (Geschäftsführer Buderus-Vertrieb Deutschland der BBT Thermotechnik GmbH), Michael von Bock und Polach (Hauptgeschäftsführer des ZVSHK), Karl-Heinz Schmiedt (stellv. Obermeister der Innung Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Braunschweig), Moderator: Landesinnungsmeiser Friedrich Budde.
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