IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 23/2004, Seite 21 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


 Bayern


Mitgliederversammlung:

Informations- und Erfahrungsaustausch

Der Fachverband Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Bayern führte am 13. Oktober seine diesjährige Mitgliederversammlung durch. Rund 100 Delegierte nahmen die Einladung in die Stadt München an und bescherten der Handwerksorganisation ein volles Haus.

Wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen

Wie auch auf der Mitgliederversammlung vor einem Jahr in Nürnberg ließ Landesinnungsmeister Werner Obermeier kein gutes Haar an den politischen Rahmenbedingungen: Der Bundesregierung attestiert er Rat- und Hilflosigkeit, während er der Opposition Uneinigkeit vorwirft. "Versprochen wurde uns mehr Arbeit und eine spürbare Entbürokratisierung - angekommen ist mehr Arbeit durch mehr Bürokratie", machte Obermeier sich Luft. Als Beispiel führte er die neuen Regelungen in Sachen Mehrwertsteuer an, "durch die selbst Steuergenies nicht durchblicken."

Dr. Wolfgang Schwarz, Hauptgeschäftsführer des bayerischen SHK-Landesverbands, kritisierte die ständige Diskussion um die Abschaffung der Eigenheimzulage. Statt dem potenziellen Bauherrn Planungssicherheit zu bieten, werde er verunsichert. Von Kontinuität keine Spur. Das hat in Bayern zur Folge, dass zur Zeit ein enormer Boom bei Einfamilienhäusern herrscht. Die erhöhte Nachfrage könne zwar bewältigt werden, meinte Schwarz, "ein kurzfristiges sprunghaftes Ansteigen der Nachfrage ist aber nicht förderlich."

Volles Haus: Wenn der Fachverband SHK Bayern einlädt, ist eine hohe Teilnehmerzahl gewiss.

Die wirtschaftliche Lage der SHK-Handwerksbranche in Bayern gebe im Großen und Ganzen zur Unzufriedenheit keinen Anlass, meinte der Landesinnungsmeister. Unterschiede zeigten sich hingegen bei den Gewerken: Während der Heizungsbau - wie bereits auf der vorjährigen Mitgliederversammlung prognostiziert - nun ganz gut da stehe, litten Sanitär und Klima an Zurückhaltung; sowohl im Neubau- als auch im Sanierungsbereich. Dies gehe aus einer aktuellen Herbstumfrage des bayerischen Landesverbands hervor. "Doch Jammern hat noch nie etwas gebracht, zumindest keinen Umsatz", so Obermeier. Er wies darauf hin, dass jeder einzelne Unternehmer die anstehenden Probleme nur mit jenen Möglichkeiten lösen kann, die auf seinen Betrieb zugeschnitten sind.

Für Dr. Wolfgang Schwarz hat die Branche die wirtschaftliche Talsohle noch nicht durchschritten. Obschon seit Anfang dieses Jahres ein konjunkturell laues Lüftchen zu bemerken sei, "ging im ersten Quartal 2004 der Beschäftigungsabbau in unserer Branche um mehr als 4% weiter", so Schwarz. Seit 1996 haben seinen Beobachtungen nach knapp 2000 Betriebe mit mehr als 14.000 Mitarbeitern schließen müssen.

Arg gebeutelt sind heute jene Gewerke, die mit massiven Materialpreiserhöhungen zu kämpfen haben, etwa die Spengler. Nach den Worten von Schwarz sind die Teuerungen von gerundeten 9% nicht der weltweiten Nachfrage zuzuschreiben, sondern der Industrie, "die jetzt so richtig zulangt." Ulrich Leib, Landesfachgruppenleiter Spengler, ergänzt die Aussage: "Inzwischen nennt uns der Großhandel Tagespreise selbst für verzinkten Stahl. Eine Kalkulationssicherheit ist so natürlich nicht mehr gegeben."

Äußerst kritisch beleuchtete der Landesinnungsmeister die Entwicklungen im dreistufigen Vertriebsweg: Während der Großhandel weiter mit Preiserhöhungen auf das Handwerk einschlage, ginge die Schere zwischen Einkaufs- und Verkaufspreisen weiter auseinander. Obermeier: "Einerseits sollen wir uns als Verarbeiter gegen die Baumarktpreise profilieren, andererseits Teuerungszuschläge ohne Ende schlucken - das passt nicht zusammen." Obendrauf verlange man dann noch Vertriebswegstreue. Mit Blick auf die vom Deutschen Großhandelsverband Haustechnik (DGH) forcierte Öffnung von SHK-Großhandelsausstellungen für den Endkunden mahnte Obermeier eindringlich zur Vorsicht.

Sie leiteten die Mitgliederversammlung am 13. Oktober in München (v.l.): Werner Obermeier (Landesinnungsmeister), Dr. Wolfgang Schwarz (Hauptgeschäftsführer).

Positive Impulse für die Branche rechnet sich Schwarz durch die neue Ausbildungsordnung aus, die seit 1. August vergangenen Jahres gilt. Durch die neue Bezeichnung "Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik" und die modernisierten Inhalte steigt - so hofft die gesamte Branche - die Attraktivität des Lehrberufs. Vor einem Jahr meinte Schwarz: "Wir hoffen, damit besser qualifizierte Jugendliche für unsere Zukunftsberufe begeistern zu können." Dieser Wunsch ist tatsächlich in Erfüllung gegangen. Nach Aussage von Manfred C. Klöpfer, Referatsleiter Bildung im Fachverband, interessieren sich mehr Realschulabgänger und Gymnasiasten für eine Ausbildung im SHK-Beruf. Auch scheint ein weiterer Rückgang der Ausbildungszahlen gestoppt zu sein. Nach dem Negativrekordstand vom 31. 12. 2003 mit rund 7100 Auszubildenden in ganz Bayern melden einer aktuellen Umfrage zufolge die Innungen gleich viele oder mehr neue Ausbildungsverträge.

Fachverbandsarbeit

Dr. Schwarz informierte nicht nur über das Tätigkeitsspektrum des bayerischen SHK-Fachverbands in den letzten zwölf Monaten, sondern machte auch deutlich, dass das erklärte Ziel, nämlich die eigene Leistungsfähigkeit im Verband zu steigern, klar erkennbar ist. Die aktuelle Umfrage des Branchendienstes "markt intern" beweise dies. Danach sind rund 2/3 der Befragten mit den Leistungen des Verbands zufrieden. Im bundesweiten Vergleich führt damit der Fachverband Bayern die Liste an.

In der Diskussionsrunde ergriffen zahlreiche Delegierte die Gelegenheit zu Wortmeldungen.

Als großen Erfolg wertet Schwarz die Lobbyarbeit der SHK-Berufsorganisation, durch die das Spenglerhandwerk in der Anlage A der Handwerksordnung verblieben ist. Und durch die gegenseitige Verwandtschaftserklärung mit dem Dachdeckerhandwerk sind die Spengler nun berechtigt, ihr Tätigkeitsfeld zu erweitern. Voraussetzung ist ein formloser Antrag bei der Handwerkskammer zur Eintragung in die Handwerksrolle mit dem Dachdeckerhandwerk.

Mit Blick auf den Internetauftritt, der grundlegend überarbeitet und benutzerfreundlich gestaltet wurde, zeigt sich Schwarz erfreut über die steigenden Zugriffszahlen: "In den letzten fünf Jahren hat sich die Zahl der täglichen Anwendersitzungen versiebzehnfacht". Und die vielen Anfragen Organisationsfremder beweise den Mitarbeitern des Verbands, dass sie ein interessantes Angebot für Innungsmitglieder im Passwort geschützten Bereich hinterlegt haben. Innungsbetriebe erhalten beim Verband unentgeltlich das notwendige Passwort.

Diskussion

In der Diskussionsrunde wurden mehrere Punkte angesprochen. Unter anderem die von Obermeier angesprochene Öffnung der SHK-Großhandelshäuser für Endkunden. Die Wortmeldungen machten deutlich, dass das SHK-Handwerk das Vorgehen des DGH missbilligt. Versuche von Seiten des Großhandels, regionale Kooperationen einzugehen, sollten abgelehnt werden. Der Fachverband appelliert eindringlich, Verhandlungen auf Bundesebene (ZVSHK) abzuwarten.

Am Rande der Mitgliederversammlung fand sich genügend Zeit für individuelle Gespräche.

Ein weiteres brisantes Gesprächsthema betraf abermals den SHK-Großhandel. Zumindest im Raum Nürnberg ist ein Fall bekannt, in dem ein Bauträger mit einem Großhandel einen Rahmenvertrag abgeschlossen hat: Bei Beauftragung eines SHK-Handwerksunternehmens wird dieses dazu verpflichtet, die benötigten Materialien ausschließlich bei einem namentlich genannten Großhändler zu beziehen. Abgerechnet wird dann direkt zwischen Großhandel und Bauträger, der Handwerker erhält lediglich eine Provision. Damit, so die einhellige Meinung, werde das Handwerk in seiner unternehmerischen Freiheit eingeschränkt. Auch die Kalkulation stehe auf sehr unsicheren Füßen.

Resümee

Wie jedes Jahr konnte der Fachverband auch auf der diesjährigen Mitgliederversammlung viel Positives über die geleistete Arbeit berichten. Gerade vor dem Hintergrund der zahlreichen Schwierigkeiten, die hier angeschnitten wurden, profitiert ein Innungsmitglied vom Verband, da das einzelne Mitglied nicht in der Lage ist, alle diese Themen zu bearbeiten.


120 Jahre Innung Augsburg

Jubiläumsakt der Handwerksorganisation für Spengler-, Sanitär- und Heizungstechnik

Umrahmt von einem Tag der offenen Tür und begleitet von einer Podiumsdiskussion zum aktuellen Branchenthema "Großhandelsöffnung" feierte die SHK-Innung Augsburg Mitte Oktober dieses Jahres ihr 120-jähriges Jubiläum.

Am 10. März 1884 von einigen wenigen Betrieben gegründet, zählt die Innung heute stolze 210 Betriebe aus den Bereichen Spenglerei, Sanitär und Heizung. Rund 90 Jugendliche werden von den angeschlossenen Betrieben derzeit ausgebildet - eine bemerkenswerte Zahl angesichts des häufig beklagten Ausbildungsrückgangs im Handwerk.

In seiner Begüßungsansprache an die gut 100 Gäste aus Handwerk, Handel und Industrie erinnerte Innungsobermeister Erich Schulz humorvoll an die Anfänge der Handwerksorganisation und wies auf die Fülle der inzwischen vollzogenen Veränderungen hin.

Blickt stolz auf 120 Jahre Innungsgeschichte zurück: Obermeister Erich Schulz.

Den Höhepunkt der Festveranstaltung bildete eine Podiumsdiskussion zum Thema "Ist der dreistufige Vertriebsweg noch zeitgemäß", an der Vertreter aus Handwerk und Handel teilnahmen. Dabei wurde deutlich, dass die vom Deutschen Großhandelsverband Haustechnik (DGH) angedachte Öffnung der Großhandelsausstellungen von der Handwerksorganisation durchaus kritisch gesehen wird. Innungsobermeister Erich Schulz dazu: "Das ist der falsche Weg."

Bemängelt wird ein fehlendes schlüssiges Konzept, zudem seien viele Fragen offen. Nicht zuletzt wird die Gefahr der Disziplinierung von zweistufig beziehenden Handwerksunternehmen gesehen, schließlich heißt es in einer DGH-Erklärung: "Wir beraten und verkaufen nur im Auftrag des dreistufig arbeitenden SHK-Handwerkers...". Gerade dieser Punkt zeigt deutlich die Tragweite des Interessenkonfliktes zwischen Handwerk und Handel. Laut Werner Obermeier kommt das Handwerk an der Zweistufigkeit nicht vorbei. Der Landesinnungsmeister: "Wir brauchen auch die unternehmerische Freiheit zum Direktbezug, sei es als preiswerte Alternative zu teuren Markenprodukten oder zur Abgrenzung vom Mitbewerber." Als Vertreter des SHK-Großhandels wies Heinz Wippich (Fa. Ginger) dagegen auf die Chancen einer Ausstellungsöffnung hin: "Wir bekommen mehr Kundenbindung und mehr Marktanteile, wenn wir die Emotionen des Kunden während der Beratung zum Abschluss nutzen."Den Vorwurf eines fehlenden Konzeptes begründete der Großhandelsvertreter mit kartellrechtlichen Bedenken. Es dürften keine bundesweit verbindlichen Verträge fixiert werden, Basis des angedachten Einzelhandelsgeschäftes könnten nur regionale Vereinbarungen bilden, so Wippich.

Internetinformationen:
www.fvshk-bayern.de


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]