IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 22/2004, Seite 24 ff.


SANITÄRTECHNIK


Den Schaden in Grenzen halten

Der SHK-Fachbetrieb für Komplettsanierung von Leitungswasserschäden

Die Sanierung von Leitungswasserschäden kann sich als sehr zeit- und kostenintensiv herausstellen, wenn erstens die genaue Vorgehensweise nicht bekannt ist, zweitens der Betrieb nicht über die entsprechende Qualifizierung verfügt und drittens die notwendigen Geräte fehlen. Daher sollte der SHK-Betrieb gerade für den "Noteinsatz" die Vorgehensweise sowie die Mittel und Möglichkeiten kennen, damit es nicht zu Unstimmigkeiten mit dem Versicherungsunternehmen bzw. dem Kunden kommt. Dieser Beitrag spiegelt neben einer Situationsbeschreibung auch den Stand der Technik im Bereich der Erstdiagnose, der Leckortung sowie der Bautrocknung wider und beschreibt zudem eine Ausbildungs- bzw. Qualifizierungsmaßnahme für SHK-Fachbetriebe.

Wenn’s tropft wird natürlich zuerst der SHK-Fachbetrieb gerufen. Denn jeder weiß, dass nur dieser über die nötige Fachkunde und Berufspraxis verfügt, um schnell helfen zu können. Kaum ein Kunde setzt sich zuerst mit der Versicherung in Verbindung, doch oft tritt sofort die Frage auf, wer für die Kosten aufkommt bzw. ob der Schaden auch versichert ist.

Bild 1: Um den Schaden in Umfang und Auswirkung besser einschätzen zu können, wird eine Leckmengenmessungen vorgenommen.

Dass der SHK-Betrieb im Rahmen der Notversorgung fachlich zuständig ist, steht außer Frage. Jedoch gilt das zunächst nur für den Bereich der notwendigen Sofortmaßnahmen, denn es gibt Versicherer, die bei der Schadensbehebung die Leckortung ausgrenzen. Das heißt, der Leckortungsbetrieb darf in diesem Fall nicht zugleich der Instandsetzungsbetrieb sein. Dabei kann es – nach Meinung der Westfälischen Provinzial Versicherungs AG – durchaus vorkommen, dass die Sofortmaßnahme beispielsweise bereits mit dem Schließen des Hauptabsperrventils in der Trinkwasserleitung beendet ist.

Dies scheint aber nicht die durchgängige Praxis zu sein. Die meisten Versicherungsunternehmen, weiß Lothar Droste, Systemberater und Schulungsleiter der Firma Monty SHK-Systemtechnik GmbH, zu berichten, akzeptieren eine Komplettsanierung (Leckortung und Schadensbehebung), die von einem durch den Zentralverband Sanitär, Heizung, Klima (ZVSHK) geschulten und geprüften SHK-Betrieb erbracht wird.

Bild 2: Das dielektrische Feuchtemessen ermöglicht ein beschädigungsfreies Erkennen von Feuchte bis zu 4 cm unter der Wand- bzw. Bodenoberfläche.

Bild 3: Die Lage der Rohrleitung ist wichtig für den Einsatz aller weiteren Messmethoden zur Schadstellenauffindung.

Bild 4: Die Ultraschallmessung eignet sich besonders bei hohen Geräuschemissionen.

Bild 5: Die Thermografiekamera kann Warm- und Kaltstellen sowie Leitungsverläufe sichtbar machen.

Die Komplettsanierung

Die so genannte Komplettsanierung, die sich aus Leckortung und Instandsetzung des Leitungsschadens (ohne anschließende bauseitige Arbeiten) zusammensetzt, unterteilt sich oft in sechs Schritte:

1. Zunächst wird das betroffene Rohrleitungssystem (Sanitär, Heizung oder Abwasser) bzw. andere Ursachen wie ein undichtes Dach lokalisiert.

2. Wenn das betroffene System klar erkannt ist, wird die schadhafte Stelle mit den verschiedenen Möglichkeiten der Leckortung ausfindig gemacht.

3. Jetzt erfolgt ggf. die Freilegung und die Instandsetzung der defekten Stelle.

4. Nachdem die Reparatur abgeschlossen wurde, muss eine nochmalige Druckprüfung sicherstellen, dass keine weiteren schadhaften Stellen unerkannt bleiben.

5. Für den Fall, dass Baustoffe (beispielsweise die Dämmschicht unter dem Estrich) durchfeuchtet sind, werden Maßnahmen zur Bautrocknung (oft parallel zur Leckortung) eingeleitet.

6. Im letzten Schritt erfolgt im Versicherungsfall die ausführliche Dokumentation durch den SHK-Betrieb, die auch einer Prüfung standhält.

Bild 6: Das ablösen der Fliesen erfolgt beschädigungsfrei durch thermische Abschottung und Erhitzung.

Vier Fragen an die Provinzial

Nicht alle Versicherer stehen dem Konzept einer Komplettsanierung von Leitungswasserschäden durch einen geschulten SHK-Fachbetrieb positiv gegenüber. Die Westfälische Provinzial Versicherung lehnt die Schadenfeststellung und die Reparatur aus einer Hand ab. Über die Gründe des Versicherungskonzerns sprachen wir mit Johannes Bartscher, Abteilungsleiter für Sachleistungen im Außendienst.

IKZ-HAUSTECHNIK: Viele Endkunden favorisieren die Leistungen aus einer Hand. Spezialisierte Betriebe, die Leckageortung und -beseitigung anbieten können, liegen deshalb in der Gunst des Kunden weit vorn. Nun lehnen Sie eine Komplettsanierung durch einen einzelnen SHK-Betrieb ab – warum?

Bartscher: Nun, zunächst einmal zweifeln wir die Qualität der so genannten Komplettsanierer an, da wir nicht wissen, über welches Equipment jeder einzelne Fachbetrieb verfügt. Dazu ein Beispiel: Professionelle Leckorter verfügen in der Regel über einen umfangreichen Werkzeug- und Maschinenpark. Der Wert dieser Ausrüstung beträgt häufig 200.000 Euro und mehr, was bei den Komplettsanierern im Bereich der Leckageortung sicherlich nicht der Fall ist. Zwar mag es eine Anzahl Betriebe geben, die qualifiziert sind, eine professionelle Leckortung durchzuführen, jedoch trifft das nicht auf die breite Masse zu. Würden wir den Einsatz dieser Betriebe akzeptieren, so hätten wir keinen Einfluss mehr auf die Qualität der Leckortung. Außerdem sehen wir einen Interessenkonflikt bei der Schadensfeststellung und der Reparatur durch eine Firma. Darum arbeiten wir nur mit wenigen Fachunternehmen zusammen, die wir dann auch gezielt kontrollieren können.

IKZ-HAUSTECHNIK: Angesichts Ihrer Aussage stellt sich die Frage nach der Wirtschaftlichkeit. Versicherungsgesellschaften klagen über leere Kassen. Ist eine Schadensregulierung aus einer Hand nicht deutlich preiswerter, als wenn zwei Unternehmen an der Schadensregulierung beteiligt sind?

Bartscher: Leider nein. Wir haben anhand eigener Statistiken nachweisen können, dass die Schadensregulierung durch getrennte Unternehmen preiswerter ausfällt als wenn Leckortung und -beseitigung in einer Hand liegen.

IKZ-HAUSTECHNIK: In der Praxis ist nur wenigen Fachbetrieben bekannt, dass Sie auf diese unternehmerische Trennung bestehen. Seit wann fordern Sie diese Vorgehensweise in der Schadensregulierung?

Bartscher: Die Leckortung durch einen spezialisierten Fachbetrieb fordern wir seit März 2004.

IKZ-HAUSTECHNIK: Abschließende Frage: Welche Vorgehensweise empfehlen Sie dem SHK-Betrieb bzw. dem qualifizierten Komplettsanierer im Rahmen von Leitungswasserschäden?

Bartscher: Grundsätzlich sollte sich der Fachbetrieb zunächst mit uns in Verbindung setzen, um die weitere Vorgehensweise abzusprechen. Bei sichtbaren Leitungswasserschäden etwa, also wenn keine Leckortung durchgeführt werden muss, kann das Fachunternehmen in der Regel sofort mit der Instandsetzung beginnen. Für den Fall, dass die Schadensstelle nicht lokalisiert werden kann, schalten wir einen unabhängigen Leckorter ein. Ein wichtiger Punkt noch: Die Schadensregulierung beschränkt sich nur auf die Reparatur der schadhaften Stelle. Müssen situationsbedingt ganze Leitungsabschnitte erneuert werden, so muss dies im Vorfeld mit uns abgeklärt werden. In der Regel sind derart umfangreiche Leistungen allerdings nicht versichert.

Übersicht zum Stand der Technik

Früher wurde bei versteckten Leitungswasserschäden nicht lange gezögert und schnell die vermutete Stelle mit der größten Leckage freigestemmt. Heute sieht es anders aus: Das Ziel der Schadensbehebung muss möglichst zerstörungsfrei erreicht werden, was nur durch eine genaue Leckageortung möglich ist.

Der folgende Auszug stellt die Verfahren und Techniken der Ortungs- und Behandlungsmethoden von Leitungswasserschäden dar. Die Technik unterteilt sich hierbei in drei Gruppen: Erstdiagnose, Leckortung und Bautrocknung.

Bild 7: Eine Leitfähigkeitsmessung ermöglicht die exakte Bestimmung der Baustofffeuchte und eignet sich auch zur Überwachung des Trocknungsfortschritts.

Technik zur Erstdiagnose

Bild 8: Durch gezielte Anwendung lassen sich Bautrocknungsgeräte effektiv einsetzen.

Technik zur Leckortung

Bild 9: Fast beschädigungsfrei kann die Dämmschichttrocknung durch den Einsatz von Fugenschlitzdüsen oder durch Einsatz des Fugenkreuzsystems erfolgen. Die trockene Luft wird dabei über Spezialadapter unter die Estrichplatte geführt, sodass nur der Randstreifen bzw. die Fugen und die Estrichbohrungen später instand gesetzt werden müssen.

Technik zur Bautrocknung

Zur Bautrocknung gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, die sich individuell auf die jeweilige Situation anpassen lassen. Dadurch können die Trocknungszeiten auf ein Minimum reduziert werden. Bei partiellen Schäden wird die Abschottung aus atmungsaktiver Folie vorgenommen (Bild 8). Die Dämmschichttrocknung erfolgt mit einem Hochdruckgebläse und Seitenkanalverdichter. Hierbei wird trockene Luft im Vakuum oder per Überdruck durch die betroffenen Dämmschichten oder beispielsweise unter den Estrich geführt, um die Feuchtigkeit aufzunehmen.

Die Instandsetzung des Estrichs bzw. des Randdämmstreifens erfolgt durch den Einsatz spezieller Sanierungsmaterialien wie Spezialverschlusskorken.

Ausbildung zum Leckorter und Bautrockner (ZVSHK)

Termine 2005 (1. Halbjahr)

Die Schulungsmaßnahme des ZVSHK zum Fachbereich Leckortung und Bautrocknung mit dem Oberbegriff "Komplettsanierung von Leitungswasserschäden" findet in Ostwestfalen (Bünde) und in Baden Württemberg (Fellbach) statt. Die Kosten für die zweitägige Ausbildung mit Prüfung und Zertifikat betragen 650,00 € (Innungsmitglieder 580,00 €) ohne Übernachtungskosten zuzüglich Mehrwertsteuer.

Schulungscenter Nord, 32257 Bünde
11. + 12. Januar 2005
08. + 09. Februar 2005
08. + 09. März 2005
05. + 06. April 2005
10. + 11. Mai 2005
14. + 15. Juni 2005

Schulungscenter Süd, 70736 Fellbach
25. + 26. Januar2005
22. + 23. Februar 2005
22. + 23. März 2005
19. + 20. April 2005
24. + 25. Mai 2005
28. + 29. Juni 2005

Weitere Informationen, Auskunft zu freien Plätzen und Anmeldeunterlagen gibt es bei: Monty SHK-Systemtechnik GmbH, Tel.: 0800/8888308 oder unter: www.monty-gmbh.de. Anmeldungen können auch über den ZVSHK, Tel.: 02241/9299-0 oder über die SHK-Landesfachverbände vorgenommen werden.

Ausbildung zum Komplettsanierer

Bedingt durch die Vielzahl der Maßnahmen und Methoden in der Komplettsanierung von Leitungswasserschäden, benötigen die Akteure des SHK-Fachbetriebes eine intensive Schulung zur Anwendungstechnik und Dokumentation. Vor diesem Hintergrund bietet der ZVSHK eine Qualifizierungsmaßnahme an zwei Standorten in Deutschland an, die bei bestandener Prüfung mit Verleihung eines Befähigungszertifikats endet. Die Maßnahme ist kostenpflichtig und dauert zwei Tage. Mit Konzept und Qualifikation durch den ZVSHK arbeiten derzeit schon ca. 230 SHK-Betriebe als Komplettsanierer in Deutschland. Darüber hinaus wurde für diese Gruppe ein einheitliches Systemlogo entwickelt, das in Drucksachen und Werbung sowie auf Fahrzeugen eingesetzt wird (Bild 10).

Bild 10: Das einheitliche Systemlogo für Komplettsanierungsbetriebe.

Im Rahmen der technischen Ausrüstung muss der Komplettsanierungsbetrieb über die entsprechenden Gerätschaften verfügen, damit er seine täglichen Arbeiten im Bereich Erstdiagnose, Leckortung und Bautrocknung abwickeln kann. Oft ist jedoch die technische Ausrüstung der entscheidende Knackpunkt in der Entscheidungsfindung. Dabei liegt die Investitionshöhe einer kompletten Ausrüstung ohne separates Fahrzeug bei ca. 10.000 bis 15.000 €. Je nach Anbieter sind die Geräte komplett leasingfähig. So kann das neue Geschäftsfeld oft mit 300 bis 400 € Belastung pro Monat starten, ohne die Liquidität des Unternehmens zu belasten.

Internetinformationen:
www.monty-gmbh.de


* ppm = parts per million


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