IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 21/2004, Seite 40 ff.


REPORT


Systemverbund contra Schnittstellen-Problematik

Dass ein Systemverbund für Sanitär- und Heizungsinstallationen manchmal nicht groß genug sein kann, erfahren derzeit die Fachhandwerker der "Truss Haustechnik GmbH & Co. KG" aus Kassel bei einem Anbau an das Wohnheim des "Blauen Kreuzes" in Kassel. Denn nicht nur die architektonischen Rahmenbedingungen setzten der Vorwandtechnik enge Grenzen. Zugleich mussten die neuen Heizungs- und Sanitärleitungen an das bestehende Versorgungsnetz angebunden werden - und bei allem durfte es keine Schnittstellen-Problematik geben, weil wirtschaftliches und sicheres Arbeiten bei Truss gleichermaßen groß geschrieben wird.

In Deutschland gibt es, schätzt die Hessische Landesstelle für Statistik, rund 2,7 Millionen schwer alkoholabhängige Menschen (Stand: 9. 2002). Hilfe finden sie in Einrichtungen wie dem "Blauen Kreuz", das in Kassel aktuell sein Angebot an Therapieplätzen durch einen Anbau an das bestehende Haus in der Landgraf-Karl-Str. 22 von fünf auf zwanzig aufgestockt hat. Zwölf weitere Einheiten sollen in diesem Jahr direkt nebenan in einem weiteren Neubau eingerichtet werden; anschließend wird der bestehende Altbau saniert. Der Hintergrund dieser "Salami-Taktik" ist einfach: Öffentliche Fördergelder sind knapp und gemeinnützige Einrichtungen wie das "Blaue Kreuz" ohnehin finanziell nicht auf Rosen gebettet.

Um 15 auf 20 Wohneinheiten ausgeweitet hat das "Blaue Kreuz" in Kassel durch den Anbau die Zahl der Therapieplätze für Alkoholkranke.

Für TGA-Fachplaner Dipl.-Ing. Bernd Lehners aus Hann. Münden und sein "Ingenieurbüro für Technische Gebäudeausrüstung - ITEGA GmbH" bedeutet dies insofern eine Herausforderung, da einerseits vor allem die Nasszellen vergleichsweise knapp bemessen und die F30-Trennwände zur Aufnahme von Installationen nicht geeignet waren. Andererseits musste aber eine Sanitär- und Heizungsinstallation realisiert werden,

Flexible Vorwandtechnik: Da das System "Steptec" lediglich aus den vor Ort passend abzulängenden Schienen sowie den Verbindern besteht, konnten die deckenhohen Konstruktionen ohne vorheriges Aufmaß exakt den Gegebenheiten in der jeweiligen Nasszelle angepasst werden.

Denn für die rund 140 Jahre alte und 100 Mann starke "Truss Haustechnik" ist eine durchgängige Kostenüberwachung bei gleichzeitig anspruchsvollem Qualitätsniveau auf jeder Baustelle selbstverständlich. Und notwendig, denn das Unternehmen gilt weit über die Region hinaus als Spezialist für die Abwicklung von Großprojekten, wenn es um die Gewerke Sanitär, Heizung, Lüftung, Elektro und Klempnertechnik geht. Die Planung, Koordination und Ausführung solcher Installationen für Krankenhäuser, Wohnheime oder Seniorenresidenzen gehört dabei ebenso zum Tagesgeschäft wie die Umsetzung der technischen Gebäudeausstattung in den Fabrikationshallen eines großen Automobilherstellers "in der Nachbarschaft".

Schnittstellen-Problematik, gewissermaßen wörtlich genommen. Bis zur Sanierung des Altbaus sind die neuen Rohrnetz-Installationen an das bestehende Leitungsnetz angebunden.

"Keine Verzögerungen!"

Baustellen also, die eigentlich immer unter Zeit- und unter Kostendruck stehen und wo sich selbst kleinste Verzögerungen sofort auf die Rendite auswirken, wie Truss-Projektleiter TGA Rolf Schnitzerling aus Erfahrung weiß: "Ein entscheidender Punkt ist dabei immer wieder die Schnittstellen-Problematik, denn fast immer muss beispielsweise mit verschiedenen Rohrsystemen gearbeitet werden. Wenn dann, wie bei Viega, diese Rohrsysteme ebenso aus einem abgestimmten Verbund kommen wie die Module für die Vorwandinstallation oder die notwendigen Ventile, bedeutet das schon eine spürbare Erleichterung für die Arbeiten vor Ort."

Der Zeitgewinn ist für Obermonteur Wolfgang Hartmann nur einer der Vorzüge der "kalten" Pressverbindungstechnik. Mindestens ebenso wichtig seien die größere Hygiene und die zusätzliche Sicherheit gebende SC-Contur.

Für den neuen Anbau an der Landgraf-Karl-Straße bedeutet dies: Während für die Kellerverteilung und die Steigleitungen das Kupfer-Rohrsystem "Profipress" zum Einsatz kam, erfolgte die Etagenverteilung mit dem formstabilen, für Sanitär und Heizung gleichermaßen geeigneten PE-Xc-System "Sanfix Fosta". Letzteres war zwar für die Monteure von Truss vergleichsweise ungewohnt, weil bisher kaum eingesetzt, doch die Vorteile in der Verlegung auch unter beengten Platzverhältnissen sowie die durchgängige Verpressung der Rohrverbindungen und Anschlüsse räumten bei dem einen oder anderen eventuell vorhandene Skepsis schnell aus (siehe Interview).

Fachgerechte TGA-Planung und -Ausführung als Teamarbeit realisieren beim "Blauen Kreuz" Projekt in Kassel (von links) Dipl.-Ing. Bernd Lehners (ITEGA GmbH), Obermonteur Wolfgang Hartmann, (Truss Haustechnik), Viega-Planungsberater Marco Trümper, Truss-TGA-Projektleiter Rolf Schnitzerling und Viega-Verkaufsberater Wolfgang Lapp.

Kaum Platz für Vorwand

Was, in ähnlichem Sinne, auch für das ebenfalls neue Vorwandsystem "Steptec" gilt. Das war ursprünglich eigentlich ausgeschrieben worden, weil es in den engen Nasszellen Platz sparende Vorwand-Aufbauten und Schacht-Konstruktionen erlaubt.

Während für die Kellerverteilung und die Steigleitungen Kupferrohr eingesetzt wurde, erfolgte die Etagenverteilung mit formstabilem Kunststoffrohr.

Obermonteur Wolfgang Hartmann zu den Vorteilen: "Obwohl das System für meine Mitarbeiter neu war, konnten sie nach einer kurzen Einführung bereits mit dem Aufbau der ersten Vorwand-Bereiche beginnen." Der zweite Vorteil, so der gestandene Fachhandwerker weiter, ergab sich aus der reduzierten Lagerhaltung, da das System nur aus den beiden Komponenten Schiene und Verbinder besteht: "Auf die jeweilige Installationsumgebung angepasst kann die Schiene vor Ort exakt auf Länge geschnitten und dann verarbeitet werden. Aufwendige Aufmaße haben sich damit ebenso erledigt wie das Warten auf im Werk individuell herzustellende Vorwandelemente, nur weil auf der Baustelle ein bestimmtes Rastermaß nicht stimmt."

Um die Einhaltung der vorgeschriebenen Bewegungsflächen sicherzustellen, galt bei der Einrichtung von Waschplätzen die Formel "max. 9,5 cm Vorwandtiefe + Gipskarton + Fliese".

Wie knapp es bei diesen Konstruktionen gelegentlich zuging, zeigt eine Waschtisch-Situation. Um hier die vorgeschriebenen Bewegungsräume einzuhalten, durfte die Tiefe der Vorwand maximal 9,5 Zentimeter plus Gipskarton plus Fliese betragen - Millimeterarbeit also.

Nachgefragt

Obermonteur Wolfgang Hartmann zu Fragen der Trinkwasserhygiene und zu der Verarbeitung der Viega-Rohrsysteme.

IKZ-HAUSTECHNIK: Die Ausweitung eines bestehenden Rohrnetzes ist unter hygienischen Aspekten bekanntlich nicht unproblematisch. Wie stellen Sie die Einhaltung der Wassergüte sicher, wenn das neue Rohrnetz in Betrieb genommen wird?

Hartmann: Vorweg: Generell haben wir in Kassel, wie die jeweils eingeholten Analysen zeigen, bei einem pH-Wert > 7,4 qualitativ einwandfreies Wasser. Das trifft auch auf das im alten Leitungsnetz zirkulierende Wasser zu, sodass wir nach der Zusammenschaltung mit einer Spülung unter diskontinuierlicher Zugabe von Chlor sowie selbstverständlich einer zweiten reinigenden Spülung auskommen. Darüber hinaus haben wir, ebenso selbstverständlich, auf die angemessene Dimensionierung der Steig- und Verteilleitungen und auf möglichst kurze Stichleitungen geachtet, um die Stagnationszeit des Trinkwassers so gering wie möglich zu halten.

IKZ-HAUSTECHNIK: Und warum der Materialmix aus Kupfer und PE-Xc-Rohr?

Hartmann: Kupfer für die Steigleitungen ergab sich zwangsläufig, weil auch das vorhandene Rohrnetz aus diesem Material ist und die Wasseranalyse belegt, dass das Material in diesem Versorgungsgebiet uneingeschränkt eingesetzt werden kann.

Bei den Etagenverteilungen mit dem formstabilen "Sanfix Fosta"-Rohr waren wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend, denn von der Rolle verlegen, auch bei engen Radien, geht ohne Qualitätseinbußen einfach deutlich schneller als die Verarbeitung der Stangenware metallischer Systeme.

IKZ-HAUSTECHNIK:... vor allem, wenn dann noch durchgängig verpresst und nicht gelötet wird...

Hartmann: Der Zeitgewinn von mehr als 60 Prozent pro Rohrverbindung spielt sicherlich eine große Rolle. Mindestens ebenso wichtig ist für uns aber die Verarbeitungssicherheit, die wir durch die bei den Viega-Fittings übliche SC-Contur gewinnen. Denn spätestens bei der bis zu 6,5 bar durchgeführten Druckprobe fällt so jede aus Versehen vergessene Verpressung garantiert auf, es kann also kein schleichender Schaden entstehen. Ein positiver Nebeneffekt ist zudem, dass im Vergleich zum Löten kaum noch Schmutz ins Leitungsnetz gelangt, also der möglichen Kontaminierung des Rohrnetzes vorgebeugt wird.

IKZ-HAUSTECHNIK: Ein Restrisiko, dass dieser Fall eintritt, bleibt aber in so weit verzweigten Netzen mit teilweise längeren Stagnationszeiten doch immer?

Hartmann: Ja. Aber weil wir das wissen haben wir erstens - wie beschrieben - die installationstechnischen Grundlagen geschaffen, das Kontaminationsrisiko so gering wie möglich zu halten. Zweitens wird das Warmwassernetz bis zur Entnahmestelle komplett mit 60 °C gefahren, also einem dem Legionellenbefall vorbeugenden Temperaturniveau. Als drittes schließlich wird der Betreiber informiert, welche Schritte beispielsweise nach längerer Stagnation des Wassers in bestimmten Leitungsabschnitten zu ergreifen sind, wenn eine Wohneinheit längere Zeit nicht genutzt wurde.


B i l d e r :  Viega, Attendorn


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