IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 20/2004, Seite 32 ff.


SANITÄRTECHNIK


Zeitgemäße Hausentwässerung von Kellerräumen

Marco Koch*

Immer mehr Hausbesitzer erschließen sich zusätzlichen Wohnraum im eigenen Keller. Der Wert von Möbeln, Elektrogeräten, Handwerkszeug, eingelagerten Terrassenmöbeln und vielem mehr addiert sich dabei schnell zu hohen fünfstelligen Summen, wie sich spätestens bei einer Bestandsbewertung der Versicherung nach einem Schadensfall durch Rückstau aus dem öffentlichen Kanalnetz herausstellt. Eine Abwasserhebeanlage verhindert jedoch die Überflutung.

Einmal überflutete Räume können oft monatelang nicht genutzt werden. Schimmelpilzbildung an den durchnässten Wänden schaden der Gesundheit. Nach wie vor ist deshalb die Rückstausicherung ein von vielen Bauherren unterschätztes Thema. Je nach Nutzung der Kellerräume sollte der beratende Fachmann sorgsam abwägen, welche Ausstattung er für die zuverlässige Rückstausicherung empfiehlt.

Entwässerungsgegenstände unterhalb der Rückstauebene müssen in beiden Fällen über eine Hebeanlage mit einer Rückstauschleife an die öffentliche Kanalisation angeschlossen werden, sofern auf ihre Nutzung nicht verzichtet werden kann.

Der nach wie vor häufig bevorzugte Einsatz kostengünstiger Rückstauverschlüsse schränkt die Nutzung von Räumen unterhalb der Rückstauebene stark ein. Vor allem bei Neubauten schrecken die Kosten für eine gut dimensionierte Entwässerungsanlage die Bauherren ab. Zu einer optimalen Beratung durch den Fachmann gehört deshalb immer ein Verweis auf den Gegenwert der Investition. Nur eine Abwasserhebeanlage erlaubt auch bei Rückstau im Kanal eine uneingeschränkte Nutzung von z.B. Hausarbeits- und Sanitärräumen im Keller. Rückstauverschlüsse schränken die Nutzbarkeit dagegen ein und bieten deutlich weniger Schutz vor Wasserschäden. Planer, Architekten und das Fachhandwerk stehen hier in der Pflicht, für eine umfassende Aufklärung von Bauherren und Immobilienbesitzern zu sorgen.

Zu beachtende Vorschriften

Darüber hinaus muss der Bauherr über eine Reihe von Bauvorschriften hinsichtlich Rückstau informiert sein. Hierzu zählt die DIN EN 12056-4, die aus gutem Grund einen Schutz gegen Rückstau über eine Abwasserhebeanlage vorschreibt. Der Einsatz eines Rückstauverschlusses ist nur in Ausnahmefällen zulässig, zum Beispiel wenn freies Gefälle zum Kanal vorhanden ist und auf die Ablaufstellen während des Rückstaus vollständig verzichtet werden kann. Darüber hinaus ist zu beachten, dass in Verbindung mit Fäkalien besondere Anforderungen an Rückstauverschlüsse nach DIN EN 13564-1 gestellt werden. Außerdem sollten Bauherren natürlich die Bewertung der Gesundheit und der Sachwerte, die es zu schützen gilt, bewusst und realistisch vornehmen. Damit scheidet der Rückstauverschluss in den meisten Fällen aus, wenn es um die Auslegung von Entwässerungsanlagen geht.

Die zuverlässige Rückstausicherung

Bedenkt man, dass die meisten Waschmaschinen im Keller aufgestellt sind, bei jeder Witterung betrieben werden sollen und samt Inhalt einen wesentlichen Sachwert darstellen. Die sicherste Lösung der Rückstausicherung bietet hier eine Kellerentwässerungspumpe, die häusliches Schmutzwasser über die Rückstauebene entsorgt. Dabei kann die Pumpe in einem bauseitigen Pumpenschacht oder in einem Unter- oder Überflurbehälter eingebaut sein.

Doppelanlage zur Entsorgung von Fäkalien für den Einsatz im Mehrfamilienhaus oder im Gewerbe. Das Behältervolumen beträgt hier 100 Liter.

Je nach zu erwartender Belastung des Abwassers mit groben Beimengungen oder faserigen Verunreinigungen kommen unterschiedliche Pumpentypen zum Einsatz. Zu unterscheiden ist des Weiteren, ob fäkalienhaltiges oder fäkalienfreies Abwasser anfällt. Fällt fäkalienhaltiges Abwasser an, werden an die Hebeanlage besondere Anforderungen gestellt.

Auswahl der Hebeanlage

Nachdem geklärt ist, welches Medium entsorgt werden muss, d.h. insbesondere die Frage beantwortet wurde, ob es sich um fäkalienhaltiges oder fäkalienfreies Abwasser handelt, wird die benötigte Pumpenleistung nach DIN EN 12056-4 berechnet. Zu diesem Zweck wird der Gesamtzufluss und die Gesamtförderhöhe ermittelt. Wird eine Pumpe mit zu geringer Leistung gewählt, führt dies zu einer zu geringen Fließgeschwindigkeit in der Leitung mit der Folge von Ablagerungen oder sogar Verstopfungen. Eine zu groß dimensionierte Pumpe hingegen führt zu einem erhöhten Energieverbrauch und störenden Fließgeräuschen in der Druckleitung. Für die sichere Berechnung ist die Anwendung einer Auslegungssoftware hilfreich sowie die kostenlose Beratung durch den Fachberater vor Ort.

Kompakte Fäkalienhebeanlage für das Einfamilienhaus. Der Behälter fasst ein Volumen von 50 Litern.

Nachträgliche Nutzungsänderungen

Professionelle Beratung ist vor allem dann gefragt, wenn nachträglich ein komplettes Bad im Keller eingerichtet werden soll, also auch fäkalienhaltiges Abwasser anfällt, das in Rückstausituationen zuverlässig entsorgt werden soll. Mit kleinen, in eine Vorwandinstallation zu integrierenden Hebeanlagen zur begrenzten Verwendung können WC, Handwaschbecken, Dusche und Bidet geräuscharm und zuverlässig über die Rückstauebene entsorgt werden. Das bedeutet Gestaltungsfreiheit im Raum und mehr Komfort.

Je nach - auch in der Zukunft - geplanter Nutzung der Kellerräume sollte der Bauherr jedoch darüber informiert sein, dass er hier durch die "begrenzte Verwendung" solch kleiner Hebeanlagen u.U. in seiner weiteren Planung eingeschränkt ist. Denn gegenüber einer "vollwertigen" Hebeanlage nach DIN EN 12050-1 verfügen diese Geräte nur über einen kleinen Sammelbehälter und damit über kein Notstauvolumen. Der Einsatz ist aus diesem Grund nur dann zulässig, wenn ein weiteres WC oberhalb der Rückstauebene zur Verfügung steht. Damit ist die Verwendung in einer nachträglich geschaffenen Souterrainwohnung beispielsweise nicht erlaubt.

PVC contra Guss. Deutlich wird die Platzersparnis eines PVC-Zulaufschiebers. Außerdem ist der PVC-Schieber deutlich leichter. Mit eingeklebten Rohrstutzen besteht er aus einem Stück und verriegelt den Zulauf bei Wartungsarbeiten an der Hebeanlage.

Die zukunftsweisende Empfehlung des Fachmanns sollte bei der Entsorgung von Fäkalien daher immer zu Gunsten einer Hebeanlage nach DIN EN 12050-1 ausgesprochen werden, da diese das Abwasser aus Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern ohne besondere Einschränkungen entsorgt.

Sicherheit

In jedem Fall empfehlenswert sind Hebeanlagen mit eingebauter Alarmanlage. Über einen potenzialfreien Kontakt kann die Alarmmeldung hier weitergeleitet werden und funktioniert in Verbindung mit einem nachrüstbaren Akku auch im Falle eines Stromausfalls.

Bei Installation einer Kellerentwässerungspumpe zur Entsorgung von Waschmaschinenwasser empfiehlt sich eine Alarmschaltung mit integriertem Waschmaschinenstopp. Diese verhindert, dass bei Störungen an der Pumpe nachlaufendes Wasser aus der Waschmaschine zu einer Überflutung von Kellerräumen führt.

Je nach Einsatzort schreibt die DIN EN 12056-4 außerdem vor, dass in Abhängigkeit von der Nutzung unter Umständen eine Doppelanlage notwendig ist, z.B. dann, wenn der Abwasserzufluss nicht unterbrochen werden darf. Damit sich der Betreiber auch bei Stromausfall "über die Runden" helfen kann, ist auch immer die Installation einer Handmembranpumpe zur stationären Notentsorgung sinnvoll.

Fäkalienhebeanlage zur begrenzten Verwendung. Sie darf für die Entsorgung eines zusätzlichen Bades oberhalb oder unterhalb der Rückstauebene eingesetzt werden. Angeschlossen werden dürfen WC, Waschbecken, Dusche und Bidet. Der Anschluss weiterer Entwässerungsgegenstände wie z.B. Waschmaschine oder Badewanne ist nach DIN EN 12050-3 nicht zulässig.

Wartung

Bei Fäkalienhebeanlagen dürfen Wartungsarbeiten nur bei geschlossenem Zulaufschieber vorgenommen werden, der den Zulauf von Abwasser aus dem Gebäude während der Wartung verhindert. Damit wird sichergestellt, dass der Installateur während seiner Tätigkeit in der Grube keine "bösen Überraschungen" erlebt.

Aufgrund zu klein dimensioniertem Einbauraum verursacht jedoch gerade die DIN gerechte Montage eines Zulaufschiebers häufig Probleme. Vorteile bietet hier ein Platz sparender Zulaufschieber aus PVC, der fix und fertig geliefert wird, problemlos zu montieren und dauerhaft leicht zu handhaben ist.

Internetinformationen:
www.jung-pumpen.de


B i l d e r :  Jung Pumpen GmbH, Steinhagen


* Marco Koch, Produktmanagement Haustechnik bei Jung Pumpen GmbH, Steinhagen


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