IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 19/2004, Seite 48 f.
REPORT
Systemoptimierung im Universitätsklinikum Aachen
Zur Legionellen-Prophylaxe und zur Umsetzung der neuen Trinkwasserverordnung haben die Techniker des Universitätsklinikums Aachen zusammen mit dem dortigen Bau- und Liegenschaftsbetrieb und unter Einschaltung eines Ingenieurbüros eine umfangreiche Optimierung ihres Trinkwassersystems vorgenommen.
Das Universitätsklinikum Aachen beeindruckt allein schon durch seine Größe. In diesem voluminösen Gebäude ist Raum für die interdisziplinäre Forschung von Ärzten, Naturwissenschaftlern und Ingenieuren - eine in Deutschland wohl einzigartige Verwirklichung der Idee, Forschung, Lehre und Krankenversorgung unter einem Dach zu vereinen. Seit Bezug des Hauses im Jahr 1984 finden hier nahezu alle Einrichtungen der Medizinischen Fakultät Platz. Dazu gehören Kliniken, Theoretische und Klinisch-Theoretische Institute, Forschungseinrichtungen, Hörsäle, Schulen für Fachberufe des Gesundheitswesens und Versorgungsbetriebe wie Apotheke, Küche, Wäscherei, Zentralsterilisation, Archiv und Lager. Rund 6.000 Beschäftigte arbeiten im Universitätsklinikum Aachen. Jährlich werden dort rund 46.800 Patienten stationär und mehr als 138.000 Patienten ambulant behandelt: Hochleistungsmedizin im Dienste des Patienten.
Programm zur Trinkwasser-Optimierung gestartet
Ein solch riesiger Gebäudekomplex mit einem derart großen Personenaufkommen stellt auch an die technische Infrastruktur besondere Anforderungen. Dies gilt in besonderer Weise für die Versorgung mit Trinkwasser. Dass hier gerade für Krankenhäuser ein besonderes Risiko existiert, war nicht zuletzt auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene in Berlin zu erfahren. Laut Prof. Martin Exner, Vorsitzender der Deutschen Trinkwasserkommission und Leiter des Hygiene-Instituts der Universität Bonn, droht für Krankenhauspatienten aus Duschen und Wasserhähnen eine nicht unerhebliche Ansteckungsgefahr. Neue Erhebungen zeigten, dass das Risiko durch Keime im Wasser unterschätzt worden sei. Exner: "Große Krankenhäuser haben Wasserleitungen, die 40 bis 100 Kilometer lang sind. Da kann sich schnell ein Biofilm bilden, der Bakterien wie Legionellen und Pseudomonaden beherbergt."
Diskussion am Objekt - Torsten Kämper (li.), BWT, im Gespräch mit Kurt Carels, Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW Aachen, und Jürgen Peters, Bereichsleitung Sanitär- und Gasversorgung im Universitätsklinikum Aachen. |
Auf diese Besorgnis erregenden Untersuchungsergebnisse reagieren die verantwortlichen technischen Planer und Betreiber des Universitätsklinikums in Aachen eher gelassen. Sie starteten bereits 1993 - damals aufgrund eines ministeriellen Erlasses zur Legionellen-Prophylaxe und später auch im Hinblick auf die zu erwartende aktualisierte Trinkwasserverordnung - ein umfassendes Programm zur Trinkwasser-Optimierung.
Ausgangspunkt aller Überlegungen war die 1972 als zentrale Großanlage geplante und realisierte Warmwasserbereitung. Speziell die Vorgaben der DVGW-Arbeitsblätter W 551 bis W 553, das Trinkwasser in allen Rohrleitungen kontinuierlich auf einem Temperaturniveau von 60°C zu fahren, war mit dem weit verzweigten Rohrleitungssystem der alten Zentralanlage nicht realisierbar. Planer Kurt Carels vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW Aachen, der ehemaligen Staatlichen Bauverwaltung: "Und so fiel die Entscheidung, die bisher zentrale Warmwasserbereitung auf insgesamt zwölf dezentrale Anlagen zu verteilen. Somit wurden die Bereiche für eine thermische Desinfektion überschaubar aufgeteilt."
Im Zuge dieser auf acht Jahre angesetzten Trinkwasser-Optimierung wurden ohne Betriebseinschränkungen der Versorgung weitere Vorsorgemaßnahmen umgesetzt - beispielsweise die Identifizierung und Beseitigung von Totleitungen. Stolze 150 km Rohrleitungen wurden saniert - durch Anpassung der Dimensionen, veränderte Leitungsverläufe, hydraulischen Abgleich der Zirkulationssysteme, das Entfernen nicht benötigter Rohrleitungen usw. In Summe beliefen sich alle diese Umbau- und Vorsorgemaßnahmen auf 8,5 Millionen Euro - gut angelegtes Geld, wie Dipl.-Ing. Jürgen Peters, Bereichsleitung Sanitär- und Gasversorgung im Universitätsklinikum Aachen bestätigt: "Immungeschwächte Patienten sind nun einmal besonders anfällig für Infektionen. Mit unserer Trinkwasser-Optimierung haben wir die bestmögliche Sicherheit geschaffen, dass Menschen, vor allen Dingen Patienten, nicht durch Legionellen oder andere Keime im Wasser gefährdet sind."
Kalkschutz gehört zum Sanierungskonzept
Zum Sanierungskonzept des Universitätsklinikums Aachen gehört auch ein effizienter Kalkschutz. Das Universitätsklinikum bezieht zwar weiches Wasser aus dem Talsperrenverbund der Eifel (Härtebereich I = < 7°dH), doch ist vom Wasserversorger schon seit einiger Zeit eine Veränderung der Wasserzusammensetzung angekündigt worden. Zudem: Das auf den ersten Blick unkritische Weichwasser birgt immer auch ein Kalkablagerungspotenzial - dann nämlich, wenn man es zur Legionellen-Prophylaxe auf 60°C erwärmt. "Bei dieser Temperatur fallen dann selbst bei weichem Wasser erhebliche Mengen von Kalk aus, die dann mit der Zeit die Rohrleitungen, Wärmeaustauscher, Armaturen und andere Geräte in ihrer Leistung bzw. Funktion beeinträchtigen würden," erklärt Kurt Carels.
"Zur Legionellen-Prophylaxe fahren wir das Warmwasser ständig bei einer Temperatur von 60°C. Bei dieser Temperatur fallen dann selbst bei weichem Wasser erhebliche Mengen von Kalk aus." (Kurt Carels, Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW). |
Vor diesem Hintergrund entschieden sich die Verantwortlichen Planer für den Einbau von Kalkschutzgeräten der Serie AQA total XP von BWT. Die DVGW-zertifizierten Kalkschutzanlagen (Leistungsbereich zwischen 1,5 und 14 m3/h) sollen die Trinkwasserinstallation in Gebäuden dadurch schützen, dass sie die natürlich vorkommenden Härtebildner im Wasser - also das Calcium und das Magnesium - durch eine gezielt herbeigeführte Kristallisation (Nanokristalle) stabilisieren. Der Kalk kann sich daher nicht mehr in der Hausinstallation und im Speicher ablagern und bleibt im Trinkwasser, erklärt BWT.
Seit zwei Jahren bereits arbeiten 24 Geräte der Baureihe 11200 (Durchsatz: 11,2 m3/h) im Universitätsklinikum Aachen - zwei Anlagen in jeder der zwölf dezentralen Warmwasserzentralen. "Ausschlaggebend für unsere Entscheidung war die im eigenen Test nachgewiesene Reduzierung von Kalkablagerungen und zudem die DVGW-Zertifizierung - ohne DVGW-Prüfzeichen kommt bei uns definitiv kein Gerät oder Verfahren zum Einsatz," so Kurt Carels abschließend.
Internetinformationen: |
T e x t u n d B i l d e r : BWT Wassertechnik, Schriesheim
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