IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 15/2004, Seite 44 ff.
SANITÄRTECHNIK
Sicherheit und leichtes Handling
Rückstauverschlüsse für jeden Einsatzfall
Bei einem Rückstau drücken sich Abwässer über die Entwässerungskanäle zurück in das Gebäude. Selbst eine Bemessung nach anerkannten Regeln oder ein besonders sorgfältiger Betrieb der Kanalisation können das nicht gänzlich verhindern. Und Kanäle so zu dimensionieren, dass sie auch bei starkem Regen immer einwandfrei ableiten, wäre schlicht zu teuer. Aber es gibt eine Möglichkeit, sich vor zurückdrückendem Wasser zu schützen: Mit Rückstauverschlüssen.
| Die Einsatzbereiche von Rückstausicherungen im Gebäude: |
Rückstauschleife/Rückstauverschluss
Das Maß aller Dinge ist die Rückstauebene. Sie wird definiert als "höchste Ebene, bis zu der das Wasser in einer Entwässerungsanlage ansteigen kann" (DIN EN 12056-4). Das ist normalerweise die Höhe des Gehwegs bzw. die Straßenoberfläche (Bild 1). Liegt der Ruhewasserspiegel im Geruchverschluss eines Entwässerungsgegenstandes unterhalb dieser Rückstauebene, ist eine Abwasserhebeanlage mit Rückstauschleife vorgeschrieben, die permanent die Abwässer über den höchsten Punkt der Schleife in den Kanal pumpt. Dabei muss die Schleife höher liegen als die Rückstauebene - bekanntermaßen eine recht kostenintensive Sicherung vor Rückstau.
Besteht aber ein Gefälle zum Kanal, dürfen Rückstauverschlüsse eingesetzt werden, wenn
(1) die Räume untergeordneter Nutzung sind, also nicht die Gesundheit der Bewohner bei Überflutung beeinträchtigt,
(2) keine wesentlichen Sachwerte zerstört werden könnten,
(3) der Benutzerkreis klein ist und diesem ein WC oberhalb der Rückstauebene zur Verfügung steht und
(4) bei Rückstau auf die Benutzung der Ablaufstellen unterhalb der Rückstauebene verzichtet werden kann.
Alle vier Bedingungen müssen erfüllt sein.
| Bild 1: Darstellung der Rückstauebene. |
Bei Rückstau auf der sicheren Seite
Wenn im Ausnahmefall Abwasser durch die Leitungen ins Gebäude zurückdrückt, verschließen die Klappen der Rückstausicherungen automatisch diesen Weg. Eine normgerechte Rückstausicherung für Abwasser muss mindestens zwei voneinander unabhängige Verschlüsse haben - einen automatischen Hauptverschluss und einen Notverschluss, der von Hand betätigt werden kann. Bei der Entwässerung unterscheidet man nach fäkalienhaltigem und fäkalienfreiem Abwasser (DIN EN 13564). Bei der typischen Einbausituation in einem Wohnhaus muss die Anbindung der oberen Etagen an die Grundleitung zwischen Rückstauverschluss und Kanal innerhalb des Gebäudes erfolgen, um eine einwandfreie Funktion des Abwassersystems zu gewährleisten (Bild 2).
| Bild 2: Einbausituation richtig und falsch. |
Fäkalienhaltige Entwässerung
Sind Exkremente im Abwasser enthalten, müssen höhere Kräfte auf den Verschluss wirken, damit dieser selbst bei Behinderung durch Feststoffe schließen kann. Bild 3 zeigt eine Rückstausicherung, mit Motor betriebener Verschlussklappe, die durch einen Rückstaufühler geschlossen wird.
Wesentliche Bestandteile dieser Rückstausicherung sind das Gehäuse und das vormontierte Oberteil mit Motor, Druckschalter und Handbetätigung. Je nach Hersteller zeigt eine Steuereinheit als Bediengerät (Bild 3) ständig den Betriebszustand an, löst den Testbetrieb und die Entriegelung aus, überwacht die Spannung und bietet bei Netzausfall einen 24-Stunden-Akkubetrieb. Sie ist als separates Bauteil über ein Kabel mit der eigentlichen Rückstausicherung elektrisch verbunden. Das Gerät selbst sollte nach VDE-Richtlinie 0100 spritz- und tropfwassergeschützt ausgeführt sein. Sinnvollerweise ist die Steuereinheit dort anzubringen, wo der Nutzer sämtliche Meldungen registrieren kann. So wird sichergestellt, dass bei geschlossenen Betriebsklappen eine Nutzung der über den Rückstauverschluss entwässerten Einrichtung unterbleibt.
| Bild 3: Rückstausicherung für fäkalienhaltiges Abwasser. Einmal mit geöffneter, einmal in Funktion mit geschlossener Rückstauklappe. Der Notverschluss kann zusätzlich von Hand geschlossen werden. |
Der Rückstauverschluss selber kann sowohl im Innen-, wie auch im Außenbereich eingesetzt werden, z.B. einem Schacht. Selbst feuchte Umgebungen machen ihm nichts aus, denn er ist überflutungssicher.
Fäkalienfreie Entwässerung
Eine Elektronik wie bei Rückstauverschlüssen für fäkalienhaltiges Schmutzwasser ist bei fäkalienfreiem Abwasser nicht notwendig, weil keine Feststoffe enthalten sind. Die Rückstauklappe dieses Verschlusses funktioniert rein mechanisch, schließt im Falle eines Rückstaus selbsttätig und öffnet nach Auflösung des Rückstaus wieder automatisch. Zur Sicherheit kann eine Klappe auch per Hand verriegelt werden (Bild 4).
| Bild 4: Rückstausicherung für fäkalienfreies Abwasser in geöffneter Stellung. Eine der beiden Klappen kann als Notverschluss von Hand geschlossen werden. |
Die Montage einer Rückstauklappe für fäkalienfreies Abwasser entspricht im wesentlichen der für fäkalienhaltiges Schmutzwasser, nur ohne Montage einer Steuereinheit.
Rückstausichere Kellerabläufe
Befinden sich nicht mehrere Entwässerungsgegenstände unter der Rückstauebene, sondern wird dort nur ein Bodenablauf benötigt, muss auch diese Ablaufstelle mit einer Rückstausicherung versehen werden (Bild 5). Sie erfüllt die Vorschriften nach DIN EN 1253 und DIN EN 13564: die beiden Rückstauklappen schließen automatisch, die dritte Sicherung ist die Handverriegelung.
| Bild 5: Bodenablauf mit Rückstausicherung. Die Rückstauklappen schließen selbstständig. Dritte Sicherung: Der Handverschluss. |
Röhrengeruchverschluss
Der Röhrengeruchverschluss für Ausgussbecken, Spüle oder Waschtisch stellt die klassische Variante unter den Rückstausicherungen dar (Bild 6). Die DIN EN 411 legt hier fest, dass mindestens 0,7 Liter pro Sekunde abfließen müssen. Im Normalfall wird das Abwasser über den Geruchverschluss und der integrierten Rückstaueinheit in das Entwässerungssystem geleitet. Kommt es zu einem Rückstau, verschließen Rückstauklappe und Kugelverschluss den Weg.
| Bild 6: Röhrengeruchverschluss mit Rückstauklappe und zusätzlicher Handbetätigung. Der automatische Kugelverschluss bedeutet die dritte Sicherung. |
Wartung und Instandhaltung
Für alle Ablaufbereiche gilt: Jede Rückstausicherung muss zweimal im Jahr durch einen Fachbetrieb gewartet werden (also auch ein Röhrengeruchverschluss mit Rückstausicherung). Hilfreich ist da, wenn die Produkte auf ein einfaches Handling ausgerichtet sind. In nur wenigen Schritten sollte die obere Einheit gelöst und ausgebaut werden können, damit der Fachinstallateur sie am Ort seiner Wahl reinigen und problemlos wieder einbauen kann (Bild 7).
| Bild 7: Einfache Wartung und Reinigung durch werkzeuglose Entnahme der Bauteile. |
Bei einer Wartung sollten folgende Arbeitsschritte durchgeführt werden:
- Entfernen von Schmutz und Ablagerungen,
- Überprüfen der Dichtheit (Rückstausimulation),
- Überprüfen der Dichtungen (gegebenenfalls Austausch).
Internetinformationen: |
B i l d e r : Viega GmbH, Attendorn
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