IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 15/2004, Seite 28 f.


VERBÄNDE AKTUELL 


 Nordrhein-Westfalen


Mitglieder des Arbeitskreises EDV beim Fachverband SHK Nordrhein-Westfalen (v.l.): Manfred Hertle van Amen (Projektleiter shk@net), Bernhard Kuhn (TGP GmbH, Bochum), Alfred Jansenberger (stv. Geschäftsführer FVSHK), Rainer kleine Kamphake (Frettlöh GmbH, Hagen), Lothar Neumann (Vollmer GmbH & Co KG, Arnsberg).

Positives Resümee

Unter der Leitung von Alfred Jansenberger, stv. Geschäftsführer Abteilung Betriebswirtschaft beim Fachverband Sanitär Heizung Klima NRW, wurde in diesem Jahr erneut ein umfangreicher EDV-Softwaretest* unter Praxisbedingungen durchgeführt. Die Redaktion der IKZ-HAUSTECHNIK sprach mit den Mitgliedern des Arbeitskreises über Hintergründe, Ergebnisse und Erfahrungen der umfangreichen Leistungsanalyse.

IKZ-HAUSTECHNIK: Insgesamt 21 Anbieter folgten der Einladung des SHK-Fachverbandes, sich an dem Softwaretest zu beteiligen. Wie lautet das Resümee aus Sicht des Fachverbandes?

Alfred Jansenberger: Das Resümee fällt absolut positiv aus! Bislang haben wir bereits über tausend Exemplare der Software-Checkliste verteilt. Außerdem wurde die Checkliste wie in früheren Jahren auch in der IKZ-HAUSTECHNIK abgedruckt und so einem großen Kreis von SHK-Fachleuten zugänglich gemacht.

IKZ-HAUSTECHNIK:Das alles hört sich zunächst gut an. Aber ist das wirklich ein Maßstab für die Sinnhaftigkeit des Ganzen?

Alfred Jansenberger: Natürlich nicht. Allerdings bieten wir die Checkliste diesmal auch im Internet zum Download an und haben somit die Möglichkeit, die Zugriffe zu protokollieren. Und da ist uns - um es einmal salopp zu formulieren - die Spucke weggeblieben. Bereits 14 Tage nach der SHK Essen wurde die Checkliste gut 1700-mal heruntergeladen. Der aktuelle Stand: rund 11.700 Downloads.

Bernhard Kuhn: Nur zur Klarstellung: Die große Nachfrage hat nichts mit Mitgliederzahlen im Verband zu tun. Das ist eine Sache, die bundesweit genutzt wird. Schließlich werden die Unternehmen immer häufiger mit dem Thema EDV-Software konfrontiert - egal in welcher Region von Deutschland. Und hier kommt ein großer Vorteil zum Tragen: An die Checkliste kommt grundsätzlich jedes Innungsmitglied, egal aus welchem Bundesland.

Alfred Jansenberger: Ich möchte das sogar noch steigern. Ich hatte vor 3 bis 4 Wochen einen Anruf aus Österreich. Eine österreichische Firma meldet sich und sagte mir: wir sind ein großer Laden mit 500 Mitarbeitern. Wir suchen eine neue EDV-Lösung und sind im Internet auf Ihre Checkliste gestoßen. Toll, dass es so etwas gibt. Das ist genau das, was wir jetzt brauchen. Ich hätte da noch ein paar Fragen dazu.

IKZ-HAUSTECHNIK: Mit 20 Seiten ist die aktuelle EDV-Checkliste doch sehr umfangreich. Wie aufwendig gestalten sich die Testreihen?

Manfred Hertle van Amen: Es ist ein unheimlicher zeitlicher Aufwand. Wenn hier 21 Softwarepakete auf Herz und Nieren geprüft werden, dann bedeutet das, dass wenigstens 21 Arbeitstage nur für das reine Testen draufgehen. Dazu kommen die vorbereitenden Arbeiten und die Nachbearbeitung. Das sind gut zwei Wochen Arbeit für jedes Mitglied in der Arbeitsgruppe.

Bernhard Kuhn: Dazu sei angemerkt: Der Software-Test beruht ganz stark auf Ehrenamtlichkeit. Die genannten Zeiten werden nicht bezahlt, die passieren ehrenamtlich. Es gibt lediglich einen kleinen Obolus für den einen Tag der Prüfung.

Manfred Hertle van Amen: Nicht zuletzt die permanente technische Weiterentwicklung hat den Umfang der Kriterienliste erhöht. Neue Themen, wie z.B. digitale Archivierung, mobile Datenerfassung oder E-Mail und Telefonie mussten zum Teil berücksichtigt werden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Die Testreihen - so haben Sie ausgeführt - sind sehr aufwendig. Wenn man sich aber die Ergebnisse anschaut - so scheint es - sind die Produkte doch beinahe austauschbar. Große Unterschiede in den einzelnen Punkten habe ich nicht feststellen können.

Alfred Jansenberger: Wenn man nur die Punkte betrachtet, dann könnte man Ihre Frage durchaus mit "Ja" beantworten. Wenn man aber sieht, wie man in einem Programm zum Ergebnis gelangt, sprich, wie viele Fenster aufgemacht werden können oder müssen und folglich wie komfortabel und bedienerfreundlich die einzelnen Softwarelösungen sind - da gibt es schon deutliche Unterschiede.

IKZ-HAUSTECHNIK: Fließt diese Beurteilung denn auch in die Bewertung ein?

Rainer kleine Kamphake: Die Bedienung des Programms blieb bei der Beurteilung außen vor. Diese lässt sich auch nur schwer objektiv beurteilen. Sehen Sie, manch einer braucht 27 Klicks, um zum Ergebnis zu gelangen. Der nächste sagt, ich brauche nur 3 Klicks, um dahin zu kommen. Der nächste sagt, ich brauche viele Windows-Fenster und ein weiterer meint, ein Fenster reicht mir. Das ist einfach so. Im Prinzip liegen die Produkte schon relativ nahe beieinander.

Lothar Neumann: Dazu kommt: die Betriebe arbeiten so verschieden. Der eine hat Wartungsverträge, der andere hat keine. Der eine Betrieb verdient sein Geld hauptsächlich mit Kesselaustausch, Badsanierung oder Reparatur. Der andere beschäftigt sich im Objektbereich. So verschieden die Anforderungen sind, so unterschiedlich gestaltet sich die Nutzung.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie hoch ist heute der Durchdringungsgrad im SHK-Handwerk mit EDV?

Alfred Jansenberger: Im SHK-Handwerk ist ein Betrieb ohne EDV nicht mehr denkbar. Letzte Woche hatte ich einen Anruf von einem Luftheizungsbauer, der sagte, er wäre in seiner Region der letzte Exot ohne EDV und wolle dies nun ändern.

IKZ-HAUSTECHNIK: Gab es Überraschungen beim aktuellen Test?

Alfred Jansenberger: Ja. Beim Thema Zeitwirtschaft, dass wir für sehr wichtig halten, wurde festgestellt, dass die angebotenen Lösungen oft nicht genutzt werden, weil sie zu kompliziert sind. Hier ist eine Info-Veranstaltung für die Softwarehäuser geplant, um die Bedeutung des Themas für die SHK-Betriebe aufzuzeigen und Tipps für eine einfachere Lösung zu geben.

IKZ-HAUSTECHNIK: Der Nutzen des EDV-Checks für den Anwender ist klar erkennbar. Welchen Nutzen aber können die teilnehmenden Hersteller aus den Testreihen ziehen?

Alfred Jansenberger: Nun, das Bestreben dieses Softwaretests ist primär, dem Handwerker eine Übersicht zu schaffen, wie leistungsstark die einzelnen Programme sind. Natürlich wollen wir auch darauf hinarbeiten, dass das die Softwarehäuser ihre Produkte im Sinne des Anwenders ergänzen, bedienungsfreundlicher gestalten usw.

Bernhard Kuhn: Die Mitglieder des Arbeitskreises schreiben nicht nur ab und zu mal ein Angebot, sondern nutzen die Software quasi täglich intensiv. Mit den Erfahrungen aus der Praxis und von Kollegen können wir den Softwarehäusern neutral eine Richtlinie an die Hand geben, welche Features die Programme enthalten sollten und was in Sachen Bedienerfreundlichkeit verbessert werden kann.

Alfred Jansenberger: Wichtig ist aber auch: wir bleiben mit den Softwarehäusern in Kontakt. Das ist ein unschätzbarer Vorteil, denn wir bekommen immer wieder Anrufe, dass es irgendwo knatscht und dann weiß man, mit wem man sich da unterhalten kann. So findet sich schneller eine Problemlösung.

IKZ-HAUSTECHNIK: Die Bedienung der Branchensoftware ist beinahe selbsterklärend, liest es sich in vielen Hochglanzprospekten der Hersteller. Wie sind Ihre Erfahrungen dazu?

Manfred Hertle van Amen: Solche Aussagen sind sicher nicht seriös. Fakt ist: Wer effektiv mit seiner Software arbeiten will, kommt um Schulungen nicht herum. Die Möglichkeiten moderner EDV-Programme sind zu umfangreich. Überdies nutzt jeder Anwender stets nur einen geringen Teil der Anwendungen. Schulungen sind also ein absolutes Muss.

IKZ-HAUSTECHNIK: Beim Stichwort Programmumfang stellt sich automatisch die Frage: Braucht der Handwerker überhaupt diese vielen Funktionen?

Lothar Neumann: Ein klares ja! Jede Firma arbeitet anders. Der eine geht mehr in die Tiefe, der andere weniger. 100 Prozent nutzt kein Betrieb. Ich schätze, ein Betrieb, der EDV wirklich rauf und runter nutzt, der wird vielleicht 50% nutzen.

Bernhard Kuhn: Jeder hat nun einmal seine Strickweise: Der eine sagt: Lohn-Fibu muss keine Integration sein oder einen Scheck, den kann ich auch mal eben per Hand ausstellen. Ein anderer überlässt diese Tätigkeiten grundsätzlich der EDV. Da gibt es so viele Punkte, in denen sich die Betriebe unterscheiden.

Rainer kleine Kamphake: Es kommt ja immer auf die Struktur des Betriebes an. Die zentrale Frage lautet: was braucht der Betrieb, was ist überhaupt sinnvoll? Denn was nutzt es, wenn der Unternehmer von seiner Rundum-Lösung nur 3% nutzt?

Alfred Jansenberger: Das ist genau der Kernpunkt. In unserer Branche gibt es ja überwiegend kleinere Unternehmen. Und die kommen wahrscheinlich zum größten Teil mit den Kalkulations- und Angebotspaketen aus. Für bestimmte Aufgaben, wie z.B. FiBu und Lohn werden ohnehin oftmals externe Dienstleister genutzt. Wichtig wird es in Zukunft sein, die vielen Funktionen anwenderfreundlich zu gestalten, damit sie einfacher zu nutzen sind. Schulung wird dabei nach wie vor ein zentrales Thema bleiben.

SHK-Software-Treff im Internet - Forum für Anwender

Die Ergebnisse des aktuellen EDV-Softwaretests liegen als PDF-Datei im Internet zum Download bereit. Zugang über die Internetseite des Fachverbandes www.fvshk-nrw.de und dann weiterklicken zum SHK-Software-Treff. Mit dem Passwort von www.shk-expert.de gelangen Innungsbetriebe in einen geschlossenen Nutzerbereich. Dort findet sich neben der EDV-Checkliste auch ein Forum zum kollegialen Erfahrungsaustausch über die Stärken und Schwächen der jeweiligen Programme. Innungsbetriebe aus anderen Bundesländern (nicht NRW) erhalten ihr Passwort über ihren jeweiligen Fachverband.


Internetinformationen:
www.fvshk-nrw.de


*) siehe IKZ-HAUSTECHNIK Heft 06/2004, Seite 118 ff.


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