IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 12/2004, Seite 3
EDITORIAL
Solarthermie braucht klare Rahmenbedingungen
Solaranlagen zählen zu den innovativen Produkten im Portfolio von Heiztechnik-Herstellern und sie bilden mit meist zweistelligen Zuwachsraten in den vergangenen Jahren auch ein interessantes, weil wachstumsstarkes Marktsegment. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, dass es den Herstellern inzwischen klar gelungen ist, sich im Wettbewerb mit branchenfremden Wettbewerbern wie Fassaden-, Bedachungs- und Fensteranbietern durchzusetzen. Ein Solarkollektor ist eben kein Dachziegel, sondern ist in erster Linie ein Wärmeerzeuger. Außerdem muss eine Solaranlage hydraulisch und regelungstechnisch in das Heizsystem integriert sein - und dabei ist ganz eindeutig das Know-how der Heiztechnik-Anbieter gefragt.
Aber der Markt für Solarthermie hat bei allen Chancen auch seine Tücken, wie das Jahr 2002 gezeigt hat. Seinerzeit brach der Markt empfindlich ein, weil der Gesetzgeber die Fördergelder für Solaranlagen kurzfristig gekürzt hatte. Und diese Abhängigkeit ist ein Problem, so lange es keine klaren, langfristig ausgerichteten politischen Rahmenbedingungen gibt.
Staatliche Subventionen sind eine zweischneidige Sache. Einerseits können sie helfen, neue Technologien schneller bekannt, attraktiv und marktfähig zu machen. Sie helfen den Herstellern, entsprechende Produkte zu entwickeln, zu verbessern und in den Märkten zu etablieren. Andererseits aber müssen Subventionen immer als Förderung auf Zeit gesehen und im Idealfall von Anfang an von einem klaren Ausstiegsszenario begleitet werden. Denn auf Dauer halten Subventionen Anbieter im Markt, die im regulären Wettbewerb nicht bestehen könnten. Außerdem kann die für einige Hersteller tatsächlich vorhandene Abhängigkeit von der staatlichen Förderung dazu führen, dass sich diese Wettbewerber mehr auf die Lobbyarbeit in Berlin, als auf die Weiterentwicklung ihrer Produkte konzentrieren.
Beides trägt nicht zur dauerhaften Akzeptanz der Solarthermie und der weiteren Verbesserung der Produkte bei, sondern schadet langfristig dem Markt. Und schließlich brauchen die Anbieter Klarheit über die weitere Entwicklung, um nach betriebswirtschaftlichen Prinzipien Entscheidungen über den Aufbau weiterer Produktionskapazitäten für Solaranlagen zu treffen. Diese Klarheit fehlt zur Zeit, und das kann unsere Branche nicht befriedigen. In den vergangenen beiden Jahren hat der Gesetzgeber die Förderung zunächst auf 125 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2003 und 110 Euro im laufenden Jahr reduziert. Damit ist er auf dem richtigen Weg, aber er hat noch nicht endgültig erklärt, wie dieser Weg in den kommenden Jahren aussehen wird. Ein klarer Stufenplan zur Reduzierung der Subventionen bis zur Erreichung eines subventionsfreien Marktes würde den Herstellern die Orientierung geben, die sie brauchen, um ihr Engagement mit entsprechenden Investitionen in diesem interessanten Segment planen zu können.
Auf Dauer gesehen braucht die Solarthermie keine Subventionen. Sie ist technisch vollständig ausgereift - und sie ist einfach vernünftig, weil sie hilft, fossile Brennstoffe zu sparen. Langfristig werden die Energiepreise weiter steigen, was die Wirtschaftlichkeitsrechnung zugunsten der Solarthermie verändert. Wichtig ist jetzt vor allem, dass die Politik langfristig klare Vorgaben macht, wie es mit Solaranlagen in Deutschland weitergehen soll. Dann erst können die Chancen dieser Technik zum Wohle aller Beteiligten nachhaltig genutzt werden.
Dr.-Ing. Joachim Berner
Vorsitzender des Bereichsvorstands des Geschäftsbereichs
Bosch Thermotechnik und
Vorsitzender der Geschäftsführung der Buderus Heiztechnik GmbH
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