IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 10/2004, Seite 48 f.
DIN EN 12828
Europäische Norm für Heizungsanlagen
Reinhard Nagel*
Die DIN EN 12828** löste zum 1. April 2004 gleich mehrere Normen im Heizungsbereich wie etwa DIN 4751 Teile 1 - 3 sowie teilweise die DIN 4807 Teil 2 ab. Sie dient als allgemeine Planungsgrundlage für Zentralheizungen mit Wasser als Wärmeträger bis zu einer maximalen Betriebstemperatur von 105°C und einer maximalen Leistung von 1 MW.
Aus deutschen Normen sind dem Planer detaillierte Festlegungen beispielsweise in Form von Schaubildern zur sicherheitstechnischen Ausrüstung von Heizungsanlagen bekannt. EN-Normen dagegen geben lediglich grundsätzliche Funktions- und Schutzzielanforderungen vor. Der Hintergrund: technische Neu- und Weiterentwicklungen sollen nicht behindert werden.
DIN EN 12828 löste zum 1. April 2004 gleich mehrere Normen im Heizungsbereich ab. |
DIN EN 12828 enthält dementsprechend allgemeine Angaben für die Auslegung der Wärmeerzeuger und -verteilung sowie des Wärmeabgabesystems. So wird beispielsweise empfohlen, vor Planungsbeginn ein Anforderungsprofil in Abstimmung mit dem Auftraggeber zu erstellen, das die wesentlichen Informationen für die Auslegung der Heizungsanlage enthält. Dazu zählen beispielsweise:
- Art der Energieversorgung,
- Art und Anordnung des Wärmeerzeugers,
- Art und Anordnung der Heizflächen,
- Maßnahmen zur Behandlung des Heizungswassers,
- Methode der Heizlastberechnung, z.B. nach DIN 12831,
- Normtemperaturen (innen und außen),
- Festlegung, ob qualifiziertes Bedienungspersonal erforderlich ist,
- Festlegung der Verantwortlichkeit zwischen Planer und Installateur.
Betriebstemperatur
Das Fehlen detaillierter Angaben und Festlegungen in der DIN EN 12828 ist besonders im Kapitel 4.6.2.1 "Schutz gegen Überschreiten der max. Betriebstemperatur" festzustellen. So wird die maximal mögliche Einstelltemperatur für den Sicherheitstemperaturbegrenzer (STB) in dieser Norm nicht genannt. Die graphische Darstellung in diesem Kapitel der Norm suggeriert aber, dass eine Vorlauftemperatur von 105°C möglich ist. Dem ist nicht so. Nach der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) darf in Deutschland für die in der DIN EN 12828 berücksichtigten Wärmeerzeuger die am Sicherheitstemperaturbegrenzer (STB) eingestellte Maximaltemperatur 110°C betragen. Nachheizeffekte des Wärmeerzeugers, Schaltdifferenzen und Schalttoleranzen der Temperaturregler und des STB verursachen eine Gesamttoleranz von etwa 15 Kelvin. Das bedeutet: Um eine Vorlauftemperatur von 105°C zu fahren, dürfte der STB erst bei etwa 120°C die Anlage abschalten. Damit würde die Anlage aber überwachungsbedürftig nach BetrSichV und müsste CE-Kennzeichen nach der EU-Druckgeräterichtlinie tragen. Die sicherheitstechnische Ausrüstung müsste deshalb dann nach DIN EN 12953 erfolgen.
Die DIN EN 12828 kann in Deutschland nur angewendet werden, wenn der Schaltpunkt des STB nicht über 110°C liegt. Damit ist eine tatsächliche Vorlauftemperatur von etwa 95°C und bei Einsatz von besonders ausgesuchten Temperaturreglern und -begrenzern um 100 bis 102°C erreichbar. Werden solche hohen Vorlauftemperaturen benötigt, dann sollte die Ausführung mit dem Kesselhersteller abgestimmt werden.
Schutz gegen Überschreitung der max. Betriebstemperatur. |
Sicherheitstechnische Ausrüstung
Die in der Norm angegebenen Anforderungen sind Mindestanforderungen. Heizungsanlagen müssen mit sicherheitstechnischen Einrichtungen ausgerüstet sein, die gegen die Überschreitung
- der maximalen Betriebstemperatur und
- des maximalen Betriebsdrucks
schützen. Damit hat sich gegenüber der alten Norm DIN 4751 Teile 1 bis 3 nichts Wesentliches geändert, denn die geforderten Komponenten sind identisch.
Direktbefeuerte Wärmeerzeuger in geschlossenen Heizungsanlagen
In der neuen und alten Norm sind folgende Komponenten gefordert:
- Ausdehnungsgefäß (ADG),
- Thermometer (TH),
- Manometer (MA),
- Temperaturregler (TR),
- Sicherheitstemperaturbegrenzer (STB),
- Sicherheitsventil (SIV).
Wärmeerzeuger in geschlossenen Heizungsanlagen nach DIN EN 12828 sind mit einem Sicherheitsventil (SIV), das der pr EN 1268-1 entsprechen muss, auszurüsten. Diese Norm liegt allerdings nur als Entwurf vor, der sich noch ändern kann.
Sicherheitstechnische Ausrüstung eines Wärmeerzeugers.Legende: |
Der Entspannungstopf (EST) wird in die Ausblaseleitung hinter das Sicherheitsventil eingebaut. Er enthält einen Abgang nach oben und einen nach unten. Oben wird eine Ausblaseleitung für Dampf ins Freie verlegt. Unten wird eine Ablaufleitung in einen Abfluss geführt. Die Austritte müssen so münden, dass durch austretenden Dampf und/oder Wasser niemand gefährdet wird. Auf den Entspannungstopf und damit auf die Ausblaseleitung ins Freie kann verzichtet werden, wenn ein zweiter Sicherheitstemperaturbegrenzer und ein zweiter Maximaldruckbegrenzer eingebaut wird.
Befinden sich die meisten Heizkörper unterhalb des Wärmeerzeugers, z.B. bei Dachheizzentralen, dann benötigt jeder Wärmeerzeuger eine Wassermangelsicherung oder eine andere geeignete Schutzvorrichtung.
Wärmeerzeuger mit nicht schnell regelbarer Feuerung, z.B. Festbrennstoffkessel, müssen mit besonderen Temperaturbegrenzern für Notkühlung ausgerüstet werden, z.B. thermische Ablaufsicherungen und/oder Sicherheitswärmetauscher. Alle Festbrennstoffkessel, sowohl automatisch als auch manuell befeuert (z.B. Kohle-, Pellets- und Holzscheitkessel), müssen mit einem Heizkreis versehen sein, der nicht absperrbar sein darf oder bei Übertemperatur automatisch öffnet. Dadurch soll Überhitzung vermieden werden. Um diese Forderung erfüllen zu können, muss der dafür ausgewählte Heizkreis mindestens die Wärme abnehmen können, die vom Kessel erzeugt werden kann. Nicht jeder Heizkreis ist für hohe Temperaturen geeignet, z.B. Fußbodenheizung. Es kann daher ein ausreichend dimensionierter Pufferspeicher erforderlich werden. Die BImSchV gibt ein Mindestvolumen von 25 l/kW vor. Wenn auf Absperrmöglichkeiten des ausgewählten Heizkreises nicht verzichtet werden soll und automatisch arbeitende Absperrklappen zu teuer erscheinen, dann ist der Einsatz von Absperrventilen, die gegen unbeabsichtigtes Schließen gesichert sind (z.B. Kappenventile), möglich.
Tabelle 1: Unterschiede DIN 4751 Teil 2 und DIN EN 12828. |
Allgemeine Hinweise
Rohrleitungen, Verteilungen, Umwälzpumpen, Wärmedämmung und Regelung sind unter wirtschaftlichen und Energie sparenden Gesichtspunkten zu planen. Grundsätzliche Anforderungen dazu sind in Deutschland in der EnEV geregelt. Die Planer und Heizungsbauer bekommen durch die DIN EN 12828 größere Freiheiten, eigene Lösungswege zu suchen. Sie bekommen damit auch größere Verantwortung für das von ihnen geschaffene Werk.
B i l d e r : Viessmann Werke, Allendorf
*) Reinhard Nagel, Abt. Produktleitung, Viessmann Werke, Allendorf, nag@viessmann.com
**) siehe auch Beitrag "Europäischer Verschlankungsprozess - DIN EN 12828: Neue Norm für die Planung von Warmwasser-Heizungsanlagen", IKZ-HAUSTECHNIK Heft 15/2003, Seite 48 ff.
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