IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 9/2004, Seite 54 f.


REPORT


Das Polycomfort-Flächentemperierungssystem wurde im Haus der Ärzteschaft als Schwerlastsystem ausgelegt. Deshalb kam hier Beton mit einer zusätzlichen Armierung zum Einsatz.

Raffiniert kombiniert

Haus der Ärzteschaft in Düsseldorf mit Systemen zum Heizen und Kühlen ausgestattet

Mit dem Haus der Ärzteschaft ist in Düsseldorf-Golzheim ein Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum für Ärztinnen und Ärzte im Rheinland entstanden. Vor allem wirtschaftliche Gründe veranlassten die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein, die Ärztekammer Nordrhein und die Nordrheinische Ärzteversorgung als Bauherren zum gemeinsamen Neubauvorhaben. Im Zuge dessen kam das von Polytherm entwickelte Flächenheizsystem "Polycomfort" und das Bauteilaktivierungssystem "Polyactiv" zum Einsatz.

Dem ökonomischen Ziel kommen auch die Synergieeffekte zugute, die durch die gemeinsame Nutzung und Bewirtschaftung von Räumen und Einrichtungen wie Sitzungs- und Konferenzräume, Kantine oder Kinderbetreuung entstehen. Das Management dieser umfangreichen Dienstleistungspalette wird durch eine eigene GmbH gewährleistet. Erhebliche Einsparungen sind nicht nur hier zu erwarten, sondern auch im Bereich der technischen Gebäudeausrüstung. So ist z. B. im gesamten Gebäudekomplex auf eine Klimaanlage verzichtet worden. Gleichwohl müssen die 850 Mitarbeiter dank des Einsatzes von zwei modernen Flächentemperiersystemen von Polytherm nicht in unbehaglich heißen Räumen schwitzen. Dazu wurde in die Betondecken des Neubaus zur Kühlung in den Sommermonaten das Bauteilaktivierungssystem Polyactiv des zur Uponor-Gruppe gehörenden Systemanbieters eingebracht. Diese Lösung deckt die Kühl-Grundlast des Gebäudes ab, die sich zum einen aus der Außentemperatur und zum anderen aus Fremdwärmequellen wie z. B. Computer, Beleuchtung sowie Personen ergibt.

Rohrmodule in "neutraler Phase" der Betondecke

Um auf kurzfristig veränderte Anforderungen auf der Baustelle reagieren zu können, fertigte der ausführende Fachhandwerksbetrieb Marc Bröcker (Wuppertal) die Rohrregister für die Bauteilaktivierung auf der Baustelle vor. So war hohe Flexibilität auch dann gewährleistet, wenn die aktuelle Baustellensituation Polyactiv-Matten mit Sondermaßen erforderte. Nach dieser Vormontage wurden die Module in die so genannte "neutrale Phase" der Betondecken integriert, da hier die thermische Speicherkraft der Bauteile optimal nutzbar ist. Insgesamt verlegten die Heizungsbauer auf 10.291 m2 Fläche 630 Polyactiv-Module mit 67.920 m PE-Xc-Rohren der Dimension 20 x 2,5 mm. Die thermisch aktivierten Bauteile arbeiten im Betrieb etagen- bzw. gebäudeweise "selbstregelnd", d.h. sie nehmen beispielsweise im Sommer tagsüber die Wärme aus den Büroräumen auf und geben diese nachts über Rückkühler an die Außenluft wieder ab.

Polyactiv-Module sind in die Betondecken integriert. So nutzen sie die thermische Speicherkraft dieser Bauteile.

Heizen und Kühlen unter großen Lasten

Das Haus der Ärzteschaft besteht aus acht Gebäudeteilen, die alle in "L"-Form zueinander stehen. In der Mitte des Komplexes entstanden so große Innenräume mit Lichthöfen zwischen den Gebäuden. Während die Eingangshallenbereiche als "Kalthallen" ausgelegt sind, sorgt das Flächentemperiersystem Polycomfort in den "Warmhallen" für wohlige Wärme im Winter und angenehme Kühle im Sommer. Die Entscheidung zugunsten dieses Systems trafen die Verantwortlichen zum einen aus Kostengründen, zum anderen aus der Notwendigkeit heraus, den zu erwartenden Verkehrslasten sicher widerstehen zu können: Vorab definierte Flächen müssen mit so genannten "Steigern" befahrbar sein. Diese Hubwagen sind notwendig, um die zwölf Meter hoch gelegenen Glasflächen über den Innenräumen reinigen zu können. Sie bringen ein sehr hohes Eigengewicht konzentriert auf vier kleinen Punkten auf, an denen eine dementsprechend hohe Belastung entsteht. Aus diesem Grund besteht der Boden im Rahmen des Schwerlast-Gesamtkonzeptes in den betreffenden Bereichen aus 10 cm starkem, armiertem Beton und nicht aus herkömmlichem Estrich, der unter diesen Umständen reißen könnte.

Die Flächen, die nicht unter den Glasflächen liegen, erhielten dagegen einen Bodenaufbau aus Zementestrich 30er-Güte mit dem Polytherm-Zusatzmittel Estrotherm. Im gesamten Hallenbereich kam zudem eine spezielle Dampfsperre unter dem Polycomfort-System zum Einsatz, die verhindert, dass aus der darunter liegenden Tiefgarage Feuchtigkeit nach oben dringt und so das in den Hallen verlegte Bambusparkett beschädigt.

Bei der Verlegung des Polycomfort-Systems auf den großen Flächen der Hallenbereiche sorgte unter anderem die Diagonalverlegung der PE-Xc-Rohre in den Noppen-Systemplatten für schnelle Arbeitsabläufe.

Ausgereiftes System

Die Verlegung des Polycomfort-Systems erfolgte nach Fertigstellung des Rohbaus und der Fassade. Auf 4165 m2 Fläche sorgen nun 28.000 m PE-Xc-Rohre der Dimension 16 x 2 mm des Polycomfort-Systems für die Beheizung und Kühlung des Hallenbereiches. Die Regeleinheiten für 232 Heizkreise sind direkt vor den insgesamt 23 Verteilern angebracht.

Mit Blick auf die Verlegung des Polycomfort-Systems bewertet Heizungsbauer Marc Bröcker neben dem sehr geringen Verschnitt auch die Möglichkeit der Diagonalverlegung der PE-Xc-Rohre in den Systemelementen sehr positiv: "Aus meiner Erfahrung heraus sind die Polycomfort-Noppenplatten die ausgereiftesten am Markt. Sie ermöglichen es uns, die Verlegearbeiten effizient durchzuführen und damit für unsere Kunden attraktiv anbieten zu können."


B i l d e r :   Polytherm GmbH, Ochtrup.


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]