IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 8/2004, Seite 3


EDITORIAL


Architektur der energetischen Modernisierung

Gerade noch 20 % des Geschäftes von Handwerk, Großhandel und Industrie ist dem seit Jahren stagnierenden Neubau zuzurechnen. Damit konzentrieren sich die Geschäftsfelder immer stärker auf den energetisch gesehenen veralteten Gebäudebestand. Unterstützung kommt in zunehmendem Maße von politischer Seite, weil in diesem Bereich anerkannter Maßen die höchsten CO2-Minderungspotenziale überhaupt liegen. Nach dem im Auftrage der Bundesregierung tätigen Forschungszentrum Jülich könnten langfristig 50 - 70 Mio. Jahrestonnen CO2-Minderungspotenziale im Gebäudebestand erschlossen werden, würden hierfür günstigere als die existenten Rahmenbedingungen geschaffen.

Ein hoher Anteil der Gebäude mit den höchsten CO2-Minderungs- und Einsparpotenzialen liegt im Einzugsgebiet der vom 21. bis 24. April 2004 stattfindenden IFH/INTHERM in Nürnberg. Nur noch NRW, Niedersachsen und Hessen weisen ähnlich hohe Bestände an energetisch veralteten Gebäuden auf wie Bayern und Baden-Württemberg. Somit besteht durchaus Grund für die positive Annahme, dass sich gerade in den beiden süddeutschen Bundesländern eine deutliche Erholung des Geschäfts im Bereich der energetischen Modernisierung einstellen wird.

Hierfür spricht nicht zuletzt die bis Januar 2006 zu erfolgende Umsetzung der Gebäude-Energieeffizienz-Richtlinie, die Anfang 2003 veröffentlicht wurde. Sie etabliert den der deutschen Energieeinsparverordnung (EnEV) zugrunde liegenden integralen Ansatz aus Gebäudehülle und Anlagentechnik und damit im Neubaubereich den Niedrigenergiehausstandard. Gegenüber der EnEV erfasst die europäische Richtlinie allerdings wesentlich stärker den für die CO2-Minderung und Energieeinsparung wichtigen und entscheidenden Gebäudebestand. So besteht ab 2006 die Pflicht, bei Eigentümerwechsel und Vermietung einen Energiepass auszustellen. Gegenwärtig befassen sich die Ministerien in enger Zusammenarbeit mit der Wohnungswirtschaft und unserer Branche (vertreten durch ZVSHK und BDH) intensiv mit der Gestaltung dieses Instruments, das nicht nur für Transparenz bei Eigennutzern dienen soll, sondern auch eine Energieberatung auslösen wird.

Der anspruchsvolle integrale Ansatz von Gebäudehülle und Anlagentechnik bei der Planung energetischer Modernisierungsvorhaben erfordert hohe Sachkenntnis, die zu einem erheblichen Teil über den heutigen typischen Kenntnisstand der betroffenen Berufsgruppen hinaus geht. So werden sich Architekten mit anlagentechnischen Fragestellungen und Handwerker mit Fragen der Gebäudephysik befassen müssen, wollen sie ihre Kunden kompetent beraten. Das diesjährige IFH/INTHERM-Symposium "Architektur der energetischen Modernisierung" am Freitag, 23. April 2004, befasst sich exakt mit diesem Thema und zeigt die Herausforderungen der verbleibenden Monate bis Januar 2006 auf. Neben der theoretischen Kost des Symposiums bietet die diesjährige IFH/INTHERM eine breite Palette an Systemansätzen der Gebäude- und Energietechnik unter besonderer Berücksichtigung der regenerativen Energien sowie eine attraktive Sanitärshow, die modernes Design, Wellness und alles um das komfortable Bad bietet.

Andreas Lücke
Geschäftsführer des Bundesindustrieverbandes Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik e. V. - BDH


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