IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 6/2004, Seite 23 ff.
VERBÄNDE AKTUELL |
Nordrhein-Westfalen
Wie wird man öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger?
Der Weg zum vereidigten Sachverständigen SHK in NRW
Die Grundlagen und Voraussetzungen für die öffentliche Bestellung und Vereidigung zum Sachverständigen ergeben sich im Einzelnen aus den von den Handwerkskammern erlassenen Sachverständigenordnungen (SVO). Die SVO bestimmt das Auswahl- und Bestellungsverfahren, nach dem die Handwerkskammern die öffentliche Bestellung durchführen. Sie normiert die Rechte und Pflichten der Sachverständigen und regelt die rechtlichen Beziehungen zwischen Sachverständigen und Kammern.
Die wichtigsten Voraussetzungen für die öffentliche Bestellung und Vereidigung:
- Grundsätzlich Eintragung in die Handwerksrolle oder in das Verzeichnis der handwerksähnlichen Gewerbe seit 3 Jahren (praktische Erfahrung in unternehmerisch leitender Funktion eines Handwerksbetriebes).
- Alter: mindestens 30 Jahre, höchstens 65 Jahre.
- Persönliche Eignung. Hierzu sind u. a. vorzulegen:
- Polizeiliches Führungszeugnis
- Auszug aus dem Gewerbezentralregister
- Unbedenklichkeitsbescheinigungen von Finanzamt und Krankenkasse.
- Nachweis der besonderen Sachkunde (überdurchschnittliche Fachkenntnisse), der notwendigen praktischen Erfahrung sowie der Fähigkeit, Gutachten zu erstellen. Die besondere Fachkunde wird mit Unterstützung des SHK-Fachverbandes NRW nach einem von den Handwerkskammern ausgearbeiteten Verfahren festgestellt, das neben der Erstellung eines "Probegutachtens" und eines schriftlichen Testes auch ein mündliches Fachgespräch vor einem kompetenten Ausschuss vorsieht.
- Geordnete wirtschaftliche Verhältnisse (evtl. Schufa-Auskunft).
Als Sachverständiger kann auch öffentlich bestellt und vereidigt werden, wer:
- zu selbstständiger Ausübung eines Handwerks berechtigt (Meisterprüfung, Dipl.-Ing.), aber nicht eingetragen ist, dafür aber
- in den letzten 10 Jahren mindestens 6 Jahre in einem Handwerksbetrieb des Gewerkes, für das er bestellt werden will, praktisch tätig gewesen ist, davon mindestens 3 Jahre als Handwerksunternehmer oder in betriebsleitender Funktion (Eintragung!),
- seine Niederlassung als Sachverständiger oder, falls eine solche nicht besteht, seinen Hauptwohnsitz im Bezirk der Handwerkskammer hat,
- und die übrigen zuvor genannten Voraussetzungen erfüllt.
Wie beschrieben, durchlaufen Bewerber für die öffentliche Bestellung und Vereidigung ein Verfahren, in dem über die jeweils zuständige Bestellbehörde (Handwerkskammer) der Nachweis der besonderen Sachkunde erbracht werden muss. Dazu greifen die nordrhein-westfälischen Handwerkskammern auf den Fachverband SHK NRW zurück, der aufgrund seiner besonderen Sach- und Fachkunde als anerkanntes Fachorgan diese Prüfung übernimmt. Das dazu entwickelte Verfahren wird in seiner aktuellen Form seit dem 1. März 2003 durchgeführt.
Während vor diesem Stichtag die Prüfung der besonderen Sachkunde weitestgehend durch ein Fachgespräch im Fachverband erfolgte, ist das neue Verfahren den Erfordernissen des weiten Tätigkeitsfeldes des SHK-Sachverständigen angepasst worden. Durch den nun eingesetzten Prüfungsausschuss ist die Prüfung u. a. kostenpflichtig geworden.
Eine Bestellung und somit Prüfung findet im Hause des Fachverbandes für die Bereiche
- Sanitärtechnik
- Heizungs-/Lüftungstechnik und
- Klimatechnik
statt. Daneben kann eine Bestellung im
- Klempner-Handwerk und
- Ofen- und Luftheizungsbau-Handwerk
erfolgen.
Nach intensiven und aufwendigen Verhandlungen, Diskussionen und Gesprächen konnte das nachfolgend beschriebene Verfahren verabschiedet werden. Im Vorfeld dazu mussten u. a. folgende Fragen geklärt werden:
- Welches Anforderungsprofil-Niveau ist für einen Sachverständigen angemessen?
- Wo liegen die Grenzen zu anderen Gewerken?
- Welche Kenntnisse können in einer möglichst kurzen Prüfung ohne entsprechende Vorbereitungsmaßnahme abgefordert werden?
- Wie gestalten sich eindeutige und nachvollziehbare Prüfkriterien?
- Wie können Ausdruck, eindeutige Darstellung technischer Sachverhalte und Aussprache bewertet werden?
- Wie kann das Verständnis für komplexe technische Sachverhalte geprüft werden?
Vor allem die notwendige Überprüfung, inwiefern der potenzielle Bewerber fähig ist, Sachverständigen-Gutachten zu erstellen, wurde lange - unter anderem mit den Bestellbehörden - diskutiert. Die für diesen Prüfungsteil üblicherweise vorgesehenen "Probegutachten", die in der Regel in Heimarbeit erstellt werden, konnten nach Ansicht des Verbandes als Nachweis für diese individuelle Fähigkeit keinen Aufschluss ergeben. Auch die unverhältnismäßige Verlängerung des Berufungs- und Prüfzeitraumes durch den für die Durchsicht solcher Probegutachten erforderlichen Zeitaufwand, sowie der damit verbundene, unverhältnismäßig hohe Arbeitsaufwand und die nicht unproblematische Bewertung des Probegutachtens, führte zu einer neuen Prüfvariante, die den Gegebenheiten des SHK-Bereiches sehr nahe kommt: Der Ersatz für das Probegutachten wird im Rahmen einer Projektarbeit durchgeführt. Dazu werden dem Prüfling Anlagenschemata zur Verfügung gestellt, die durch reale Prüfung zu begutachten sind. Ähnlich wie bei der Erstellung eines Gutachtens hat der Prüfling dazu entsprechende Formulierungen zu entwickeln.
Während vor allem im ersten Prüfungsteil fachlich orientierte Themen im Vordergrund stehen, ist im Projektteil die korrekte Formulierung komplexer technischer Sachverhalte und somit die Fähigkeit, Gutachten zu erstellen, von ausschlaggebender Bedeutung.
Prüfungsablauf
Somit ergeben sich für jeden Prüfungsbereich (Sanitärtechnik, Heizungs-/Lüftungstechnik, Klimatechnik, Klempner und Ofen- und Luftheizungsbau) die Prüfungsteile
- Schriftliche Prüfung (Multiple-Choice-Test)
- Projektarbeit
- Mündliche Prüfung (10 Prüfungsfragen)
Neben dem fachlichen Wissen muss der Sachverständige auch die mit seiner Sachverständigentätigkeit zusammenhängenden rechtlichen Grundlagen beherrschen. Hierzu werden die erforderlichen rechtskundlichen Schulungen bei der von allen nordrhein-westfälischen Handwerkskammern getragenen Akademie des Handwerks auf Schloss Raesfeld durchgeführt. Das kostenpflichtige Seminar schließt mit einem Multiple-Choice-Test ab. Die Teilnahme an diesem oder einem anderen von den Kammern anerkannten Seminar ist verbindlich.
Zusammenfassung: Eine öffentliche Bestellung und Vereidigung zum Sachverständigen stellt keine eigenständige Ausbildung dar, an deren Ende die Bestellung steht. Entsprechend erfolgt seitens des Fachverbandes SHK NRW keine konkrete, gewerksbezogene Schulung. Der Bewerber muss vielmehr über die besondere fachliche Qualifikation in seinem Handwerk bereits verfügen und diese in dem dargestellten, vorgeschriebenen Verfahren nachweisen.
Wilo-Förderpreise verliehen
Nachwuchsförderung in NRW
Engagement und Köpfchen machen sich bezahlt - das ist die Botschaft des Wilo-Förderpreises, der am 13. November 2003 an drei besonders begabte Junghandwerker aus dem Sanitär-, Heizungs- und Klima-Fach in Nordrhein-Westfalen vergeben wurde. Die Preise gingen jeweils an die Landessieger des Praktischen Leistungswettbewerbs der Handwerksinnungen in den Fachrichtungen Zentralheizungs- und Lüftungsbau sowie Gas- und Wasserinstallateur. Damit verbunden ist ein Preisgeld in Höhe von insgesamt 3250 Euro.
Verleihung des Wilo-Förderpreises NRW in Dortmund (v.l.n.r.):
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Schon seit 1998 verleiht Wilo in Zusammenarbeit mit dem SHK-Fachverband NRW den Nachwuchsförderpreis in Nordrhein-Westfalen. "Der rasante technologische Fortschritt in der Haus- und Gebäudetechnik stellt das Handwerk laufend vor neue Herausforderungen. Nur mit talentiertem Nachwuchs können die zukünftigen Aufgaben gemeistert werden", begründet Dr. Horst D. Elsner, Vorstand Marketing und Vertrieb bei Wilo, das Engagement des Dortmunder Pumpenherstellers anlässlich der Ehrung. Sie fand im Rahmen der Tagung des Berufsbildungsausschusses im Fachverband NRW statt.
Kreishandwerkerschaft Wittekindsland
HAUS 2004 - Ein voller Erfolg
Als vollen Erfolg bewerten die Veranstalter der Messe HAUS 2004, zu der Ende Januar über 30.000 interessierte Besucher als Gäste gezählt werden konnten. Veranstalter waren die Fachinnungen Sanitär - Heizung - Klima von Bielefeld, Herford, Lippe und Minden-Lübbecke.
Wie der Herforder Innungsobermeister Jürgen Schultze erläuterte, habe sich ein starkes Interesse an technischen und fachlichen Fragen rund um die Haustechnik beim Kunden gezeigt. Gefördert wurde das Verbraucherinteresse auch durch das ausgesprochen breite Angebot von Haus- und Umwelttechnik, Badkomfort, Themen der Inneneinrichtung, des Energieschutzes sowie der Garten- und Außengestaltung, mit denen der heimische Meister-Fachbetrieb aufwarten kann.
Der Ausstellung vorausgegangen waren in der Eröffnungsveranstaltung Grußworte von Rosemarie Reibchen (Messegesellschaft), Klaus Daseking (Kreishandwerkerschaft Lippe) und Dr. Hans-Georg Geißdörfer (Hauptgeschäftsführer vom Fachverband Sanitär-Heizung-Klima NRW). Geißdörfer ging in seiner Rede auf die Einschätzung der Wirtschaftslage in der Branche ein und prognostizierte, dass sich der Verbraucher zur Zeit noch allgemein zurückhalte, weil die Verunsicherungen über die neuen staatlichen Regelungen noch nicht überwunden sind. Insoweit würden die Rahmenbedingungen schon lange nicht mehr stimmen.
Geißdörfer sparte auch nicht mit Kritik an der Regierung. Denn statt den Mittelstand als Hoffnungsträger der Wirtschaft zu hofieren, gäbe es von der Politik stets nur "Tritte vor das Schienbein". Die Auswirkungen der Reformen des letzten Herbstes seien daher zunächst noch abzuwarten, zumal die Reformen gerade für den Mittelstand nicht nur Entlastungen sondern auch in deutlichem Umfange Belastungen gebracht hätten.
Als Handwerksvertreter betonte Geißdörfer, dass das Handwerk nach wie vor der geänderten Handwerksordnung mit Unverständnis gegenüber steht, zumal gerade das proklamierte Ziel, nämlich dadurch die Arbeitslosigkeit zu senken, mit Sicherheit nicht erreicht werde. Gleichwohl forderte Geißdörfer die Anwesenden Mittelständler auf, die Hände nicht in den Schoß zu legen, sondern für ihren Erfolg zu kämpfen. "Kompetenz, Leistungsfähigkeit und Schnelligkeit sind die besten Garanten, um auch in einer politischen Landschaft zu überleben, die offensichtlich wenig Wert auf solide Verhältnisse für den Mittelstand legt", meinte Geißdörfer.
| Die "Haus 2004" war für die Fachinnungen Sanitär - Heizung - Klima von Bielefeld, Herford, Lippe und Minden-Lübbecke ein voller Erfolg. Rund 30.000 Besucher zählten die Veranstalter. |
Wie Innungsobermeister Jürgen Schultze resümierend nach der Ausstellung feststellte, hat sich der Aufwand gelohnt, um dem Kunden ein attraktives Angebot zu unterbreiten und die technischen Neuheiten mit Hilfe von Industrie, Fachhandel und Fachhandwerk zu präsentieren. Die Ausstellung soll im nächsten Jahr erneut durchgeführt werden.
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