IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 5/2004, Seite 15 ff.
VERBÄNDE AKTUELL |
Nordrhein-Westfalen
Neujahrsempfang 2004
Positive Hoffnungen fürs neue Jahr
Tradition wird beim Fachverband NRW gepflegt. Ein seit Jahren geübtes und resonanzstarkes Ritual war auch dieses Mal der Neujahrsempfang des Fachverbandes, an dem 200 Gäste aus Politik, Industrie, Handel und Handwerk teilnahmen.
Landesinnungsmeister Dipl.-Ing. Rudolf Peters erinnerte in seiner Begrüßungsansprache an das abgelaufene Jahr 2003; an den monatelangen Kampf der Parteien, an ein zähes Ringen, in dem nicht Vernunft und die ökonomische Klugheit einen klaren Sieg davongetragen hätten, sondern machtpolitisch motivierte Selbstinszenierung und parteipolitisches Taktieren. Pro Tag gäbe es 1Milliarde Euro Schwarzarbeitsumsatz, dem Staat gingen dadurch etwa 65 Mrd. Euro an Steuereinnahmen und 56 Mrd. Euro an Sozialversicherungsbeiträgen verloren. Peters sieht die Ursache der boomenden Schattenwirtschaft in der hohen Steuer- und Abgabenlast. Jetzt eine Erhöhung der Mehrwertsteuer ins Spiel zu bringen, sei kontraproduktiv. Wenn der Wirtschaftszug seit Jahren Schwarzarbeit fahre, worunter das SHK-Handwerk erheblich leide, dann müsse man eben die Weichen umstellen, um die Waggons in die richtige Bahn zu lenken. Da bringe es gar nichts, wenn man permanent 1000 Mann abstelle, um entgleiste Züge wieder auf die Schienen zu heben.
(v.l.) Die Prominenz des SHK-Handwerks: Dipl.-Ing. Otto Kentzler, Präsident Handwerkskammer Dortmund, Dipl.-Ing. Rudolf Peters, Landesinnungsmeister, RAuN Rüdiger Dorn, Prof. Schulhoff, Präsident Handwerkskammer Düsseldorf, Michael von Bock und Polach, Hauptgeschäftsführer ZVSHK, Dr. H.-G. Geißdörfer, Hauptgeschäftsführer Fachverband SHK NRW. |
Das Handwerk habe 2003 um den Erhalt des Meisterbriefes gekämpft. Die Pläne der Bundesregierung zur weit gehenden Aushöhlung des Meisterbriefes hätten auch das heimische SHK-Handwerk herausgefordert. Es sei für den Verband nicht nachvollziehbar, dass der Apparate- und Behälterbauer, der vornehmlich als Zulieferer im hoch sensiblen Sektor der chemischen Industrie, der Atomindustrie und der Raumfahrt tätig wird, nicht weiter als Vollhandwerk in Anlage A der HWO verbleiben soll, sondern künftig selbstständig auch ohne Vorlage eines Meisterbriefes betrieben werden kann. Der SHK-Fachverband NRW prüfe deshalb ernsthaft eine Verfassungsklage.
Dipl.-Ing. Rudolf Peters, Landesinnungsmeister FV SHK NRW, begrüßte die 200 Gäste aus Politik, Handel, Handwerk und Industrie zum Neujahrsempfang. |
2004 - Trendwende in der Branche?
Nach Jahren der Stagnation sieht man im Verband erstmals laue Aufwärtsbewegungen. Ein Drittel aller Wohnungen in Nordrhein-Westfalen sei älter als 50 Jahre und somit dringend sanierungsbedürftig. Für die SHK-Branche ergebe sich hier ein großes Potenzial, so Peters. Das Thema Gebäudesanierung werde mit dem Zentralverband Haus und Grund gemeinsam besprochen und nach vorne gebracht, auch unter sozialen und steuerlichen Aspekten. "Wir müssen die Lust auf neue Bäder, effizientere Heizungen, ein besseres Hausklima, auf mehr Komfort und auf besseres Design bei den Hauseigentümern und Mietern wecken. Der Bedarf ist unzweifelhaft da: Fast 1 Mio. überalterte Heizkessel in NRW und 4,5 Mio. Bäder in Deutschland, die älter als 25 Jahre sind, sind nur zwei wichtige Kerngrößen", zog der Landesinnungsmeister Bilanz.
(v.l.) Geschäftsführer H.-P. Sproten, Fachverband SHK NRW, Prof. Dr. Ing. Mete Demiriz. |
Peters wies auf die bevorstehende SHK in Essen - die 20. ihrer Art - hin, die unverzichtbar für die Branche - für Handwerk, Handel, Industrie, Ingenieure, Planer und Bauwillige gleichermaßen ist: Essen ist etwas anderes als andere Messen, so Peters. Der Markt spiele in NRW, die Zahlen bewiesen es. Diese Chance sollte sich die Industrie nicht entgehen lassen.
"Man nimmt dem Eigentümer durch Überregulierung des Haus- und Grundrechts die Luft zum Atmen", so Rechtsanwalt und Notar Rüdiger Dorn, Präsident Haus & Grund Deutschland. |
Der Stellenwert des privaten Eigentums in der aktuellen Politik
Als Gastredner sprach der Präsident des Zentralverbandes Haus und Grund, RA Rüdiger Dorn, verschiedene Themen an, bei denen "die Bundesregierung bisher versagt hat". Heraus aus der Erstarrung und Überregulierung, so Dorn, heraus aus der überbordenden Bürokratisierung, das müsse das Ziel sein. Denn kaum ein Wirtschaftszweig sei so überreguliert, nimmt man dem Eigentümer so sehr die Luft zum Atmen, wie das Regelungsdickicht, in dem Haus und Grund gefangen sei. "Zyniker stellen fest, dass eine Scheidung in drei Monaten zu haben ist, die Kündigung eines Mitarbeiters drei Jahre beansprucht, der Auszug eines Mieters nach Kündigung durch alle Rechtsinstanzen aber, pointiert gesagt, 30 Jahre dauern soll", so Dorn.
Eingehend auf das Thema "Graffiti-Bekämpfung" - jährlich entstehen dem Bundesgebiet ca. 250 Mio. Euro Schaden - habe er kein Verständnis für die Position der Bundesregierung: Weil nach bisheriger Rechtslage eine so genannte Substanzverletzung vorliegen müsse, würden viele Strafverfahren gegen Sprayer eingestellt - wegen Geringfügigkeit. Und dann komme der Geschädigte auch mit seiner Forderung nach Schadensersatz nicht weiter.
(v.l.) Dipl.-Ing. Bruno Schliefke, Präsident ZVSHK, Elke Peters, Johann Philipps, Kreishandwerksmeister. |
Im Übrigen sei jedem Grundeigentümer deutlich, dass die Wohnung ein schützenswertes Element menschlichen Lebens ist. Ein über Jahre gewachsenes soziales Umfeld, die individuelle Gestaltung des eigenen Wohnbereichs als ein Stück der Selbstverwirklichung, all dies dürfte nicht leichtfertig geopfert werden.
Dorn forderte insoweit einen Paradigmenwechsel für Deutschland, auch was eine grundlegende Reform des Mietrechts betrifft und sprach sich für weitergehende Kooperationen zwischen der Branche Sanitär-Heizung-Klima und der Organisation Haus und Grund aus.
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