IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 3/2004, Seite 36 f
REPORT
Ein Modellversuch läuft bereits: Im Jahr 2004 werden in Deutschland die ersten 3000 Energiepässe nach einem einheitlichen Berechnungsverfahren, das sich an die EnEV anlehnt, ausgestellt (s. Kasten). Noch handelt es sich hier um einen Prototyp für den letztendlich geltenden Energiebedarfsausweis, der für mehr Transparenz auf dem Wohnungsmarkt sorgen soll, wie Felicitas Kraus, Bereichsleiterin Bau der Deutschen Energieagentur (dena), berichtete.
So könnte der Energiepass für den Gebäudebestand aussehen. (Bild: dena) |
Der endgültige Energiepass sei allerdings nur in Kooperation mit dem Schornsteinfegerhandwerk sinnvoll, meinte in der Gesprächsrunde Christian Thomschke, Technischer Landesinnungswart des Schornsteinfegerhandwerks Niedersachsen. Seine Begründung: "Die Hausbesitzer schenken erfahrungsgemäß nur einem unabhängigen Energieberater Vertrauen." Beim SHK-Handwerker stehe immer der Verkauf einer neuen Anlage mit im Raum. Dieser Meinung schloss sich zwar auch Kraus an, doch ließe sich diesen Vorbehalten eindrucksvoll begegnen, indem ein qualifiziertes, gewerkübergreifendes Beratungsangebot abgegeben wird.
Trotz zum Teil erheblicher Meinungsunterschiede waren sich die versammelten SHK-Experten in einer Sache einig: Ohne das anlagentechnische Know-how und die Systemkompetenz des SHK-Handwerks ist eine gute Energieberatung, wie sie im Zusammenhang mit dem Energiepass nötig ist, nicht gewährleistet. Daher kann sich das Heizungshandwerk dem Kunden gegenüber als Energiesparhandwerk profilieren. Doch reicht dieses Spezialwissen allein bei weitem nicht aus. Denn der Energiepass erfordert eine ganzheitliche Bewertung des Jahresenergieverbrauchs eines Gebäudes, so die einhellige Meinung der Fachleute. Weiterbildung tut also Not. Einige Verbände sind inzwischen aktiv geworden: Der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) hat mit dem Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) und dem Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) ein gemeinsames Ausbildungskonzept zum "Energieberater im Handwerk" erarbeitet, das bereits umgesetzt ist. Nach Ansicht von Horst Eisenbeis, Geschäftsführer der Vereinigung der deutschen Zentralheizungswirtschaft (VdZ), "kommt dem Handwerk eine zentrale Rolle bei der Ausstellung des Energiepasses zu".
Blick in die Wilo-Expertenrunde. (Bild: Trostner GmbH, Stuttgart) |
Doch mit der Ausstellung eines Energiepasses ist es nicht getan. An wen soll sich ein Hausbesitzer wenden, wenn die Bewertung des Gebäudes und der Wärmeversorgungsanlage schlecht ausgefallen ist? Soll er sich beispielsweise vom Dachdecker, Stuckateur und Heizungsbauer einzeln beraten lassen? "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der Kunde für alle Leistungen einen einzigen Ansprechpartner möchte, dem er vertraut", berichtet Eberhard Bürgel, Geschäftsführer der Bürgel GmbH, die mit ihren Dienstleistungen den gesamten Bereich der modernen Haustechnik abdeckt. Daher kann er sich gut vorstellen, in Zukunft auch mit anderen Baugewerken stärker zu kooperieren. Als hilfreich könnte sich da eine zu gründende Arbeitsgemeinschaft Energiepass erweisen, wie Thomas Halstrick, Marketing-Leiter der Wilo AG, in seinem Schlusswort meinte.
Auf der Fachkonferenz "zukunft haus: Perspektiven durch Energieeffizienz" hat die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) Ende November 2003 den Startschuss für das Projekt "Energiepass für Gebäude" gegeben. Ziel ist es, in einem einjährigen Feldversuch insgesamt 3000 Energiepässe auszustellen.
Der Energiepass soll den Energiebedarf eines Gebäudes leicht verständlich anzeigen und so Käufern und Mietern von Wohnungen und Häusern eine schnelle Orientierung bieten. Insgesamt nehmen mehr als 30 Wohnungsunternehmen, Kommunen, Verbraucherzentralen, regionale Energieversorgungsunternehmen und regionale Kooperationen am Feldversuch teil. Stephan Kohler, Geschäftsführer der dena: "Der Energiepass setzt auf die Mechanismen des Marktes und will zusätzliche Anreize für die Sanierung des Gebäudebestandes schaffen. Vorteile haben fast alle davon, denn er kann bei der Vermarktung von Immobilien helfen und mittelfristig zusätzliche Investitionen in die Sanierung des Gebäudebestands auslösen."
Enorme Potenziale sind vorhanden: Schätzungen zufolge steht in den nächsten 20 Jahren rund 50 Prozent des Gebäudebestandes zur Sanierung an. Und 46 Prozent der von Privathaushalten verursachten CO2-Emissionen sind auf Heizung und Warmwasser zurückzuführen. Nochmals Köhler: "Das zeigt, dass die energetische Sanierung des Wohnungsbestands ein wichtiger Schlüssel zur Umsetzung der Klimaschutzziele der Bundesregierung ist."
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