IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 24/2003, Seite 28 ff.
SANITÄRTECHNIK
Entwässerung innerhalb von Gebäuden
Anforderungen an Bodenabläufe
Dipl.-Ing. (FH) Thomas Meyer
Bodenabläufe sollen das auf der Bodenoberfläche anfallende Abwasser sicher aufnehmen und je nach Ausführung, auch das Sickerwasser aus dem Estrich, gefahrlos für Mensch und Baukörper in die angeschlossenen Abwasserrohrleitungen ableiten. Da Bodenabläufe die Anfangspunkte der Entwässerungsanlage darstellen, und an diese entsprechende Anforderungen an die Funktion, Dauerhaftigkeit und Sicherheit gestellt werden müssen, ist die richtige Planung, der fachgerechte Einbau und die sichere Funktion von entscheidender Bedeutung.
Damit Entwässerungssysteme einwandfrei funktionieren können, müssen die verwendeten Bauprodukte darauf abgestimmt sein. Planer, Anlagenmechaniker, Hersteller sowie Nutzer und Betreiber müssen deshalb die entsprechenden Normen und Vorschriften beachten.
Für die technische Ausführung von Entwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden ist "DIN EN 12056, Schwerkraftentwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden" in Verbindung mit "DIN 1986-100, Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke", zu beachten.
Die Normen behandeln:
"DIN EN 12056-1, Allgemeine und Ausführungsanforderungen"
"DIN EN 12056-2, Schmutzwasseranlagen, Planung und Berechnung"
"DIN EN 12056-3, Dachentwässerung, Planung und Bemessung"
"DIN EN 12056-4, Abwasserhebeanlagen, Planung und Bemessung"
"DIN EN 12056-5, Installation und Prüfung, Anleitung für Betrieb und Wartung"
"DIN 1986-100, Zusätzliche Bestimmungen zu DIN EN 752 und DIN EN 12056"
"DIN EN 1253, Abläufe für Gebäude"
Diese Normen beinhalten technische Regeln für Planer und Anwender, sie sind Richtlinie für den Hersteller und den Fachhandel. Die Einhaltung dieser "Allgemein anerkannten Regeln der Technik" bieten Bauherrn und Betreibern Sicherheit und gewährleisten Schutz für Gebäude und Bewohner.
Nach DIN 1986-100 muss innerhalb von Gebäuden jeder Wasserentnahmestelle ein entsprechender Ablauf zugeordnet werden. Ausgenommen davon sind Wasserentnahmestellen für Feuerlöschzwecke sowie für Wasch- und Geschirrspülmaschinen. Das bedeutet überall dort, wo durch Wasseranfall auf dem Boden mit Schäden im Boden- und Wandbereich zu rechnen ist, z.B. durch Tropfwasser aus Zapfstellen, Kondensat aus Kühl- und Klimageräten, Duschen oder auch Großküchen, ist der Einbau von Bodenabläufen erforderlich.
Bodenabläufe sind wasserdicht einzubauen und fachgerecht an die Bauwerksabdichtung gem. DIN 18195 anzuschließen.
Innerhalb von Gebäuden sind Bodenabläufe mit Geruchverschluss einzubauen. Ausgenommen hiervon sind Bodenabläufe in Garagen, wenn sie an Abwasserleitungen im Mischverfahren angeschlossen sind und die Leitungen Geruchverschlüsse an frostfreier Stelle erhalten.
Bodenabläufe, die an Abscheider mit Leichtflüssigkeiten angeschlossen sind, dürfen keinen Geruchverschluss erhalten, da diese Abscheider bereits einen Geruchverschluss im Zulauf haben. In diesem speziellen Fall soll vermieden werden, dass sich bereits im Bereich des Bodenablaufes Leichtflüssigkeit ansammelt und durch Entzündung ein offenes Feuer entsteht.
Im Gegensatz dazu müssen Bodenabläufe die über Fettabscheider entwässern, Geruchverschlüsse erhalten, um Geruchbelästigungen im Raum zu verhindern.
Die wirksame Geruchverschlusshöhe muss nach DIN 1986-100 mindestens 50 mm betragen (Bild 1).
Bild 1: Bodenablauf mit Pressdichtungsflansch mit 50 mm Geruchverschluss |
Sanitärräume, wie Wasch-, Dusch- und Toilettenräume, wie z.B. in Hotels, Schulen, Altenheimen, Krankenhäusern, sowie Industrie- und Gewerbebetrieben, die quasi einen öffentlichen Charakter haben und von einem ständig wechselnden Personenkreis genutzt werden, müssen einen Bodenablauf erhalten. Dazu sind auch Baderäume in Eigentums- und Ferienräumen zu rechnen, die durch Vermietung oder Eigentumswechsel ebenfalls fremdgenutzt werden.
Badezimmer in Wohnungen sollten einen Bodenablauf erhalten, wenn nicht die Bodenentwässerung bereits durch bodengleiche Duschwannen gesichert ist.
Darüber hinaus empfiehlt die Norm, häufig benutzte Entwässerungsgegenstände an Bodenabläufe anzuschließen, z.B. Waschtische, um das Sperrwasser im Geruchverschluss ständig zu erneuern.
Die richtige Auswahl von Bodenabläufen
Für die richtige Auswahl zweckentsprechender Bodenabläufe sind folgende Fragen zu stellen:
In welchen Bodenaufbau soll der Bodenablauf integriert werden?
Liegt die Einbaustelle innerhalb oder außerhalb des Gebäudes?
Welche Abwassermenge ist abzuleiten?
Wie soll die anzuschließende Rohrleitung verzogen werden?
Mit welchen Stoffen ist das Schmutzwasser belastet?
Welche Art der Verkehrsbelastung ist im Bereich der Einbaustelle zu erwarten?
Welche Brandschutzanforderungen sind zu erfüllen?
Der Bodenaufbau
Bauphysikalisch kann man heute von vier Bodenaufbaugruppen ausgehen:
Bild 2: Bodenablauf Typ 1, ohne Anschlussrand, in Bodenaufbau ohne Abdichtung |
Bodenaufbau ohne Abdichtung (Bild 2)
Am häufigsten kommt dieser Bodenaufbau im Bereich von Kellerfußböden vor. Es handelt sich dabei um eine Betondecke mit einem Zementestrich. Besonders in Einfamilienhäusern verzichtet man häufig auf eine Abdichtung in diesem Bodenaufbau, weil in solchen Bereichen praktisch nur im Notfall oder zum Ablassen von Wasser aus dem Trinkwasserverteiler oder Heizung, Abwasser anfällt.
Bild 3: Bodenablauf Typ 2, mit Anschlussrand, in Bodenaufbau mit Abdichtung durch PVC-Bodenbelag |
Bodenaufbau mit Abdichtung durch den Bodenbelag (Bilder 3 und 3.1)
Diese Art des Bodenaufbaues findet sich häufig im Bereich von Krankenhäusern, Altenheimen und Schulen in Form von Kunststoffbodenbelägen.
Bild 3.1: Bodenablauf Typ 2, mit Anschlussrand, in Bodenaufbau mit Abdichtung durch Kunstharzbodenbelag |
Zu dieser Art Abdichtung zählen heute auch die Kunstharzbodenbeläge in Industriebereichen, wie Lebensmittel- und Getränkeindustrie und die wasserundurchlässige Betondecke mit Oberflächenversiegelung. Hier hat der Bodenbelag gleichzeitig Abdichtungsfunktion.
Bodenaufbau mit Abdichtung durch eine Dichtungsbahn (Bild 4)
Dies ist der häufigste und typischste Bodenaufbau in Bereichen mit größerem Abwasseranfall auf dem Boden. Beispielsweise in Sanitärräumen, Großküchen usw., wo eine rutschhemmende Bodenoberfläche gefordert werden muss und zum Schutz der Betondecke Abdichtungen vorgesehen werden.
Bild 4: Bodenablauf Typ 3, mit Pressdichtungsflansch, in Bodenaufbau mit Abdichtung durch Dichtungsbahn |
Neben dieser konventionellen, großflächigen Abdichtung mit Dichtungsbahnen oder Dichtungsfolien aus Bitumen oder polymeren Dichtstoffen, werden heute zunehmend "alternative Abdichtungen" in Form von Ein- oder Zweikomponenten-Abdichtstoffen als Flüssigfolie in Verbindung mit Fliesen oder Platte aufgebracht. Der Vorteil dieser Technik liegt darin, dass eine Mörtelbettdurchfeuchtung wegen undichter Fliesenfugen praktisch nicht möglich ist.
Die "Alternative Abdichtung" liegt im Gegensatz zur "Konventionellen Abdichtung" direkt unter dem Fliesenbelag.
Bodenaufbau mit Abdichtung durch zwei Dichtungsbahnen (Bild 5)
Diese Bodenaufbauten werden durch nichtdrückendes Oberflächenwasser oder Sickerwasser beansprucht. Im Bodenaufbau ist in der Regel eine Wärme- oder Trittschalldämmung enthalten, die von unten gegen Wasserdampfdiffusion und von oben gegen das Eindringen von Abwasser gesichert werden muss. Deshalb sind in diesen Fällen zwei Dichtungsbahnen erforderlich.
Bild 5: Bodenablauf Typ 4, zweiteilig mit Pressdichtungsflanschen, in Bodenaufbau mit zwei Dichtungsbahnen |
Die vorgenannten Bodenaufbauten können in allen Ebenen des Gebäudes vorkommen, je nach der Wasserbeanspruchung in den verschiedenen Räumen.
Der Bodenablauf
Fällt Abwasser im Bereich des Bodens an, müssen zum Schutz vor Feuchteschäden Bodenabläufe eingebaut werden. Sie müssen das anfallende Abwasser aufnehmen, sammeln und sicher in die Rohrleitungen abführen. Eine wesentliche Schutzfunktion gegen das Eindringen von Kanalgasen in das Gebäude hat die Wasservorlage im Geruchverschluss. Bei Einbau in Bodenaufbauten mit Abdichtungen, muss der Anschluss an die Dichtungsbahn sicher und normgerecht erfolgen können.
Gemäß DIN EN 1253 muss der Anschluss von genormten Abwasserrohren problemlos möglich sein.
Die Bodenabläufe und Einlaufroste müssen so ausgeführt werden, dass die auftretenden Verkehrslasten ohne Schaden aufgenommen werden können.
Für die verschiedenen Bodenaufbaugruppen gibt es vier speziell darauf abgestimmte Bodenablauftypen mit entsprechenden Konstruktionsmerkmalen:
Bodenablauf Typ 1, ohne Anschlussrand (Bild 2)
Die Bodenabläufe ohne Anschlussrand sind außen glatt und haben keinerlei Flansch zum Anschluss von Abdichtungen. Sie sind in der Regel mit Schmutzeimern ausgestattet. Der Einsatzbereich liegt im Bodenaufbau ohne Dichtungsbahn, in Bereichen in denen selten Wasser anfällt.
Bodenablauf Typ 2, mit Anschlussrand/Halterand (Bild 3 und 3.1)
Diese Ausführung ist mit einem umlaufenden Anschlussrand versehen, an den dichtende Bodenbeläge angeschlossen werden können.
Die Bodenbeläge bzw. die Bodenbelagsmassen wie PVC-Böden, Gussasphalt oder Kunstharzbeschichtungen stellen hier die Abdichtung dar und müssen wasserdicht mit dem Anschlussrand verbunden werden.
Werden zur Anpassung an die verschiedenen Bodenaufbauhöhen Aufsatzstücke mit Anschlussrand verwendet, muss zwischen Aufsatzstück und Ablaufkörper ein Abdichtring eingesetzt werden, damit bei einem Rückstau in der Rohrleitung kein Abwasser in die Decke austreten kann. Die Breite des Anschlussrandes ist aber nicht genormt.
Bodenablauf Typ 3, mit Klebe-/Pressdichtungsflansch (Bild 4)
Dieser Bodenablauftyp wird in Bodenaufbauten mit Abdichtung durch Dichtungsbahn eingesetzt. Der Klebe-/Pressdichtungsflansch ist in seiner Ausführung in DIN EN 1253 geregelt.
Die erforderliche Flanschbreite ist wie folgt festgelegt:
Klebeflansch für Bitumen: | 100 mm |
Pressdichtungsflansch: | 70 mm Festflanschbreite, |
Dichtungsbahnen aus Kunststoff oder Elastomeren, mit Klebstoff | |
aufgebracht: | 100 mm Klebeflanschbreite |
geklemmt: | 50 mm Festflansch, |
angeschweißt: | 50 mm Anschweißflansch |
Die Bemessung und Ausführung von Dichtungsbahnen ist in DIN 18195-5 und die Durchdringungen, Übergänge und Abschlüsse von Dichtungsbahnen sind in Teil 9 geregelt.
Obwohl nach der Vertragsnorm DIN 18336, VOB Teil C, Bodenabläufe mit Klebeflansch für den Anschluss von Dichtungsbahnen ausreichen, zeigt die Erfahrung, dass der Einsatz von Bodenabläufen mit Pressdichtungsflansch die sicherere Lösung ist.
Damit das anfallende Sickerwasser, das durch nicht dichte Bodenbeläge bzw. Fliesenfugen in den Bodenaufbau einsickert und über die Dichtungsbahn dem Bodenablauf zufließt, sicher abgeleitet werden kann, müssen Bodenabläufe des Typs 3 Sickeröffnungen im Ablaufgehäuse aufweisen. Es ist deshalb auch wichtig, dass Dichtungsbahnen gemäß DIN 18195 mit Gefälle zum Bodenablauf verlegt werden.
Bild 7: WAL-SELECTA Bodenablauf mit Klebeflansch und AV-SELECTA-PP-Aufsatzstück für "alternative Abdichtung" |
Bodenabläufe für den Anschluss "alternativer" Abdichtungen (Dünnbettverfahren), gehören ebenfalls zum Typ 3. Sie bestehen in der Regel aus dem Ablaufkörper aus Gusseisen, Edelstahl oder Kunststoff und dem AV-SELECTA-PP-Aufsatzstück aus Kunststoff oder Edelstahl.
Die Trennung von Ablaufkörper und Aufsatzstück ist sinnvoll, da die Bodenaufbauhöhe unterschiedlich sein kann. Beispielsweise ist der Bodenaufbau mit Heizestrich höher als der sonst übliche Bodenaufbau in einem Badezimmer.
Deshalb ist das AV-SELECTA-PP Aufsatzstück höhenverstellbar im Ablaufkörper gelagert.
Die modernen Konstruktionen haben bereits eine Dichtmanschette, die fest mit dem Aufsatzstück verbunden ist. Diese Manschette wird in den Abdichtstoff eingebettet und bildet so eine sichere und dichte Risseüberbrückung zwischen dem Estrich und dem Aufsatzstück (Bild 7.1).
Bild 7.1: AV-SELECTA-PP Aufsatz mit Anschlussmanschette |
Auch hier können geringfügige Mengen von Sickerwasser anfallen, die dann über entsprechende Sickeröffnungen abgeleitet werden können.
Da die Bodenabläufe häufig nicht punktgenau im Bodenaufbau eingesetzt werden können, muss der Aufsatzrahmen nachträglich noch an den Fliesenfugen ausgerichtet werden können (Bild 8).
Bild 8: Verschieberahmen zum Anpassen an die Fliesenfugen |
Damit die Einlaufrostoberkante mit der Fliesenoberkante fluchtet, lässt sich der Fliesenrahmen mit Aufsatzrahmen zusätzlich an die Fliesendicke anpassen (Bild 9).
Bodenablauf Typ 4, zweiteilig mit Pressdichtungsflanschen (Bild 5)
Diese Bodenabläufe werden in Decken mit Wärme-, Trittschalldämmung oder Heizestrichen eingebaut.
Bild 9: Aufsatzrahmen zur Anpassung des Rostrahmens an die Fliesenoberkante |
Da die Dicke der Dämmungen bzw. des Estrichs variieren, besteht der Bodenablauf aus zwei Teilen, dem Ablaufkörper und dem Oberteil mit Klebeflansch oder Pressdichtungsflansch. Damit die Dämmungen nicht von der Ablaufseite durchfeuchtet werden können, z.B. durch rückstauendes Abwasser aus der Rohrleitung, wird zwischen den beide Ablaufteilen ein Abdichtring eingesetzt. (Fortsetzung folgt)
B i l d e r : ACO Passavant Gebäudeentwässerung GmbH, Philippsthal
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