IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 11/2003, Seite 3
EDITORIAL
Schluck aus der Pulle
In Zeiten, in denen sich ein tiefgreifender Wandel des Handwerks andeutet, ist die kompetente Ausrichtung der Betriebe auf zukünftige Geschäftsfelder unabdingbar notwendig. Der nur montierende "Schrauber", wie ihn einige Kreise der Branche nach und nach aufbauen, kann nicht die Antwort auf eine in der Zukunft immer komplexer werdende Haus- und Gebäudetechnik sein.
Nimmt man den Entwurf der Handwerksordnung (Reduzierung der Berufe in der Anlage A, Meisterqualifikation), so kann man nur sagen "armes Deutschland". Denn dem Entwurf liegt letztlich eine Reduzierung von Schulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen zugrunde. Soll also der Handwerker nicht mehr die sichere und langlebige Anwendung seiner Systeme anstreben?
Das SHK-Handwerk ist z.Zt. noch außen vor, noch gilt es als gefahrengeneigt und soll Leib und Leben der Bürger vor Schaden bewahren. Daher wird es auch weiterhin erforderlich sein, den "Großen Befähigungsnachweis" - die Meisterprüfung - abzulegen. Doch wie lange können die Haustechniker den politisch gewollten Einheitsbrei verhindern?
Die Ausrichtung des SHK-Gewerks durch den Zentralverband SHK hin zum Gebäude- und Energietechniker ist lobenswert, beinhaltet ein breites Spektrum im Technikbereich und untermauert die Notwendigkeit zur Qualifizierung und Weiterbildung. Neue Technologien werden Platz greifen und die überkommenen Strukturen verändern. Solartechnik, alternative Energien, Regenwassernutzung, das gerade erst aufkommende Thema barrierefreies Wohnen und die Forderung nach sicheren Anwendungen für Wärme, Luft und Trinkwasser werden die Zukunft gestalten.
Ein wichtiger Aspekt im Haustechnikbereich ist die seit dem 1. Januar dieses Jahres geltende Trinkwasserverordnung. Jetzt muss die Qualität am Zapfventil der Bewohner allen Anforderungen entsprechen. Und dies verlangt vom Planer, Installateur und Betreiber der Anlage eine einwandfreie Trinkwasserinstallation, die über Jahre keine Verunreinigungen oder Schadstoffe in das Trinkwasser einträgt. Hierzu sind nicht nur die Rohrinstallationssysteme, seien sie aus Kupfer, Edelstahl oder Kunststoff wichtig, sondern auch die Leitungsführung, Verlegetechnik, Filtration, Wasseraufbereitung, Armaturentechnik und Wartung. Hier kann nur der Einbau geprüfter Markenprodukte und Hilfsmittel sinnvoll sein. Der Fachhandwerker kann zwar zur Qualität des Trinkwassers nichts beitragen, aber er kann dazu mitwirken, das gutes Trinkwasser in gleichbleibender Qualität, als Lebensmittel Nummer 1, zu seinen Kunden kommt.
Zu dieser aufkommenden Problematik hat der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) eine neue Richtlinie mit Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit erarbeitet. Die "VDI 6023 - Hygienebewusste Planung, Ausführung, Betrieb und Instandhaltung von Trinkwasseranlagen" soll allen am Bau einer Anlage relevanten Gruppen Impulse für notwendige hygienische Anforderungen geben.
Die Verbände und das Handwerk sind gut aufgestellt und nehmen ihre Verantwortung wahr. Kann man nur hoffen, dass die Politik zur Vernunft kommt und den Fachhandwerksunternehmen die Chance gibt zu bauen, zu modernisieren und zu sanieren. Denn bei entsprechenden Rahmenbedingungen wird auch wieder investiert: in Wasser, Wärme und Luft, damit sie endlich wieder einen Schluck aus der Pulle nehmen können.
Volkmar Runte
stellv. Chefredakteur IKZ-HAUSTECHNIK
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