IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 9/2003, Seite 64 ff.


INTERVIEW


Badmöbel: individuell, flexibel, formschön

Ardino: Vollsortimenter aus Zeil am Main

Äußere Rahmenbedingungen beeinflussen in überaus großem Maße das Käuferverhalten. Die "Krise in den Köpfen" führt momentan zu Zugeknöpftheit, Zögerlichkeit und Zinsgeilheit. Diese Situation ist Gift für die Entwicklung annähernd jeder Branche im bundesdeutschen Markt. Die SHK-Schiene und speziell das Badmöbel Segment haben besonders darunter zu leiden. Umsatzrückgänge, Preisdruck und Insolvenzen sind die Folge. Darüber hinaus tritt die Badmöbel-Sparte gegen Baumarkt, Möbelhandel und Co. an. Wie ein mittelständischer Badmöbel-Vermarkter dagegenhalten kann, erläuterte der Geschäftsführer der Ardino Badmöbel GmbH Rüdiger Klimke dem IKZ-HAUSTECHNIK-Redakteur Volkmar Runte. Klimke sprach mit ihm über Wohl und Wehe der Geschäftsaktivitäten des unterfränkischen Unternehmens aus Zeil am Main.

"80 Prozent der best ager wollen sich durch kompetente Fachhandwerker beraten lassen."
Rüdiger Klimke

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie stellt sich die allgemeine Situation bei Badmöbeln im ISH-Jahr 2003 dar?

Klimke: Die wirtschaftliche Situation in Deutschland wird als angespannt empfunden, was im vergangenen Jahr zu einem Rückgang des privaten Konsums und der privaten Investitionen geführt hat. Von dieser Rezession ist die Bauwirtschaft und im Gefolge die Sanitärbranche mit am stärksten betroffen. Man rechnet mit einem Rückgang von über 20 Prozent. In der Sanitärbranche haben dann wieder Badmöbel, gefolgt von Duschabtrennungen und Accessoires, die größten Umsatzeinbußen zu verzeichnen. Der Umsatzrückgang beim Möbelhandel ist bei weitem nicht so stark wie in der Sanitärbranche.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie sah die geschäftliche Entwicklung bei Ardino in 2002 aus und wie beurteilen Sie Ihre Chancen im laufenden Jahr?

Klimke: Nach der Übernahme von Ardino durch Hugo Ackermann und mich haben wir den Umsatz von 1996 bis zum Jahr 2001 auf über 18 Millionen Euro nahezu verdoppeln können, was für uns als mittelständisches Unternehmen mit erheblichen Anstrengungen und Investitionen verbunden war. Die Auswertungen für das Jahr 2002 zeigen, dass auch wir das erste Mal einen Umsatzrückgang hinnehmen müssen. Allerdings ist dieser weit weniger dramatisch wie bei vielen Mitbewerbern und ist noch im einstelligen Prozentbereich. Für das Jahr 2003 sehen die Wirtschaftsprognosen auch nicht so vielversprechend aus, wie noch vor Wochen angekündigt. Wenn nicht weitere politische und ökonomische Rückschläge kommen, erwarten wir einen Umsatz im Bereich des vergangenen Jahres.

"Als Inhaber geführtes Unternehmen können wir flexibel und sehr schnell auf sich ändernde Marktgegebenheiten reagieren."
Rüdiger Klimke

IKZ-HAUSTECHNIK: Worauf führen Sie den Unternehmenserfolg von Ardino zurück?

Klimke: Zum einen auf unser Firmenkonzept, zum anderen auf das Design und die Qualität unserer Badmöbelkollektionen. Wir sind für den Sanitärfachhandel ein verlässlicher Partner mit eindeutigen Vertriebszielen, der eine echte Partnerschaft praktiziert. Als Inhaber geführtes Unternehmen können wir flexibel und sehr schnell auf sich ändernde Marktgegebenheiten reagieren. Unser Außendienst ist beratungskompetent und motiviert und bietet somit dem Fachhandel alle notwendige Unterstützung. Unsere Badmöbelkollektionen zeichnen sich durch ihr Design, die Planungsvielfalt und die durchdachte Ergonomie aus. Und dies alles zu Preisen, die das Budget des Verbrauchers nicht sprengen. Heute können wir von uns sagen, dass wir ein Vollsortimenter sind, der in allen Preissegmenten gleichmäßig stark ist. Wir bieten genauso die individuelle Badmöblierung mit Echtholzfronten wie das preiswerte Komplettset. Und dies immer auf höchstem Qualitätsniveau. Wir sind stolz, dass wir mit knapp 2% eine der niedrigsten Reklamationsquoten der gesamten Branche vorweisen können.

Mit sechs Kollektionen und knapp 100 Frontausführungen ist es fast unmöglich, dass wir die Wünsche eines Kunden nicht treffen. Mit unserem neuen IMS, dem intelligenten Maß-System, können wir Korpusse und Unterschränke innerhalb eines Rasters herstellen, das fast jede Höhe und Breite ermöglicht. Es dürfte kein Badezimmer geben, für das wir nicht eine individuelle Lösung anbieten könnten.

IKZ-HAUSTECHNIK: Mit welchem Segment sind Sie im Badmöbel-Markt besonders stark vertreten?

Klimke: Wie eben erwähnt, sind wir heute Vollsortimenter. Unsere wichtigste Kollektion ist und bleibt Dirano. Fast 80 Prozent der von uns gefertigten Badmöbel kommen aus dieser Kollektion. Neun verschiedene Programme in 60 Frontausführungen decken das ganze Einrichtungsspektrum von klassisch bis modern ab. In dieser Kollektion ist seit der ISH eine neue Untergruppe eingerichtet, die noch mehr Komfort bieten wird. Zielgruppe für dieses Komfortprogramm sind die "best ager", die modernen über 50-jährigen, die sich das Bad für die zweite Lebenshälfte neu einrichten wollen und die andere Wünsche an ihre Badmöbel haben, als vielleicht die 30-jährigen. Neu ist die Kollektion Oredo in drei Fronten, die man als puristisch modern bezeichnen kann. Im Jahr 2003 werden wir mit sechs Kollektionen für alle Geschmacksrichtungen und Zielgruppen das passende Badmöbel anbieten können.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie hoch ist Ihre Innovationsrate und welchen Anteil hat sie an der Produktion?

Klimke: In den zurückliegenden Jahren wurde das gesamte Sortiment fast zu 100 Prozent einmal erneuert, was heißen will, wir arbeiten ständig an Verbesserungen und lassen diese auch kurzfristig in die Programme einfließen. Dennoch bleibt unser Sortiment übersichtlich, weil wir natürlich Teile und Dekore, die nicht mehr gehen, auslaufen lassen. Der Badmöbelmarkt verlangt ständige Innovationen, um neuen Trends zu entsprechen. Der Kunde erwartet Verbesserungen bei den Details, wie z.B. beim Innenleben oder der Technik. Dass wir keine Flops einführen, zeigt sich darin, dass in den letzten fünf Jahren die Neuheiten auf Anhieb jeweils fast 20 Prozent des Umsatzes im Folgejahr erreichten. Das Geheimnis unseres Erfolges liegt auch darin, dass bei uns die Außendienstler bereits in die erste Planung einbezogen werden. Unser Produktmanagement entwickelt dann das Produkt und unsere Partner im Zeiler Möbelwerk setzen es dann handwerklich in die Realität um. Vor der Präsentation in der Öffentlichkeit unterziehen wir die neuen Produkte einem Akzeptanztest bei ausgewählten Handelspartnern und lassen eventuelle Anregungen sofort mit einfließen. Hier ist die räumliche Nähe zu unserem Möbelfabrikanten ein großer Vorteil. Lassen Sie mich darauf hinweisen, dass es ein Grundsatz von Ardino ist, dass alle Produkte sofort nach Präsentation lieferbar sind.

Erfolgreich mit stilsicherem Design in hochwertiger und perfekter Verarbeitung in handwerklicher Tradition. Die Collection Lento ist ein Beispiel dafür.

IKZ-HAUSTECHNIK: Sie sprachen von dem Vorteil der räumlichen Nähe des Möbelfabrikanten. Wo lassen Sie produzieren?

Klimke: Ardino lässt seine exklusiven Badmöbel in den Produktionsstätten des Zeiler Möbelwerkes fertigen, in direkter Nachbarschaft zu unserem Firmensitz. Die Erfahrung, die diese Werkstätten in der Möbelherstellung haben, die produktionstechnischen Voraussetzungen sowie das große Einkaufsvolumen in der Zulieferbranche, kommen unseren hohen Ansprüchen nahezu vollständig entgegen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Der dreistufige Vertriebsweg ist eine "heilige Kuh", die von vielen schon gern geschlachtet worden wäre. Wie stehen Sie als Geschäftsführer zu dieser Vertriebsschiene?

Klimke: Der Verkauf individuell zusammengestellter Badmöbel ist beratungsintensiv und erfordert den geschulten Fachverkäufer. Dabei ist die enge Zusammenarbeit von qualifiziertem Außendienst und Verkäufer wichtig, um die hohen Kundenerwartungen zu erfüllen. Grundsätzlich ist dies beim Sanitärfachhändler am besten gewährleistet. Neuere Umfragen haben ergeben, dass 80 Prozent der Altersgruppe 50plus sich bei einer Renovierung des Bades vom kompetenten Fachhandwerker beraten lassen wollen. Zur Unterstützung des Sanitärfachhandels stellen wir ein enges Beraternetz bereit, sodass in kürzester Zeit Unterstützung zur Planung und Beratung angefordert werden kann. Somit ist der dreistufige Vertriebsweg für die Renovierung wichtig. Und nicht nur im Bereich 50plus.

Internetinformationen:
www.ardino.de


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