IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 7/2003, Seite 24 f
SANITÄRTECHNIK
Für die Entwicklung moderner Hauseinführungen ist es heute nicht mehr ausreichend, sich nur noch mit dem Thema der Abdichtung von Rohrleitungen und Kabeln ins Gebäude zu beschäftigen. Die Erfüllung einer Vielzahl von Anforderungen ist entscheidend für die einwandfreie und dauerhafte Funktion. Der Beitrag zeigt einige Beispiele auf.
Sichtbare Spuren von Undichtigkeiten an einer "nass" eingebauten Hauseinführung. |
Die Anforderungen an Hauseinführungen sind vielschichtig. Beispiel: Dichtigkeit. Der Begriff wird häufig nur mit dem Terminus der Beständigkeit gegen Stoffe in Zusammenhang gesehen. Doch beinhaltet die Gasdichtigkeit zum einen die "Dichtigkeit" an sich und zum anderen die "Beständigkeit" gegen Gas. Beide Kriterien müssen berücksichtigt werden, um die dauerhafte Funktion der Hauseinführung zu gewährleisten.
Im Bereich der Bauwerksabdichtung wird in der DIN 18195 unterschieden nach den Kategorien
Die dauerhafte Funktion der Hauseinführung ist aber nicht allein von der Abdichtfähigkeit des Produktes abhängig, sondern auch von der Beständigkeit der gewählten Materialien gegen äußere Einflüsse wie etwa Stoffe, Temperatur oder UV-Licht. Zur Temperaturbeständigkeit sei angemerkt, dass z.B. die Prüfung des Mehrsparten-Hausanschlusses eine Temperaturbeständigkeit von 650°C über einen Zeitraum von 30 Minuten beinhaltet.
Mehrsparten-Hauseinführung für Gas, Wasser, Strom und Telekommunikation. |
Die UV-Beständigkeit wird oft unterschätzt. Ebenso die Beständigkeit gegen Stoffe wie Farbe, Salze, Mineralstoffe aus dem Boden o.Ä. Ungeeignete Materialien verspröden auf Dauer, die Funktion der Hauseinführung wird eingeschränkt bzw. ist über die Jahre nicht mehr gewährleistet. Undichtigkeiten mit erheblichen Bauschäden – sprich Kosten – können die Folge sein.
Die Elastizität des Bauteils ist insofern wichtig, als dass durch Bewegungen (Setzungen, Vibrationen, Erschütterungen etc.) eine starre Bauteileinbindung in der Wand oder Bodenplatte zur Zerstörung bzw. zur Undichtigkeit der Hauseinführung führen kann. Gerade im üblichen Hausanschluss, der in der Regel in der Nähe von Straßen liegt, sind Vibrationen durch den Straßenverkehr nicht auszuschließen. Die Hauseinführung muss außerdem so ausgelegt sein, dass z.B. bei Setzungen oder Abwinkelungen keine Berührung mit festen Bauteilen stattfindet (Metallringe, Kernbohrung, Futterrohr etc.). Sonst kann es zur Beschädigung der Rohrleitung bzw. des Kabels kommen.
Das beste Produkt kann seine Leistung nur erbringen, wenn es korrekt verbaut wurde. Der Einbau der Hauseinführungen kann in zwei verschiedenen Bauweisen erfolgen: nass oder trocken. Beim Nasseinbau wird in der Regel das Rohr bzw. Kabel mit Quellmörtel, Ein- oder Zwei-Komponenten-Harzen in der Wand vergossen. Demgegenüber erfolgt der Trockeneinbau in der Regel über die mechanische Verpressung von Elastomeren mittels Stahlringen. Hierbei wird das Rohr bzw. Kabel elastisch zur Kernbohrung bzw. zum Futterrohr abgedichtet. Während die reine Materialkomponente des Nasseinbaus gegenüber dem Trockeneinbau meist günstiger ist, verlangt sie einen erheblich größeren Zeitaufwand und lässt bei fehlerhaftem Verguss so gut wie keine Möglichkeit der einfachen Nachbesserung. Eine optische Kontrolle ist zudem nicht möglich.
Der Trockeneinbau bietet mehr Möglichkeiten: Einfache Montage durch die mechanische Verschraubung, optische Sichtkontrolle, Nachspannmöglichkeit und elastische Abdichtung, die auf Dauer die Bewegungen der Rohrleitungen aufnimmt und somit die Funktion dieser sicherstellt.
Negativbeispiel aus der Praxis. |
Wurden in der Vergangenheit Rohrleitungen einfach eingemörtelt, ist dieses aufgrund der Schallschutzanforderungen in heutiger Zeit nicht mehr ohne weiteres möglich. Durch die Bewegungen der Rohrleitungen (z.B. Schwingungen oder Ausdehnungen durch Temperaturunterschiede) kommt es im Bereich der eingemörtelten Stellen im Gebäude nicht selten zu unangenehmen Geräuschbildungen wie etwa Knack- oder Knirschgeräusche. Bei modernen Haus-einführungen wird dies durch die elastische Abdichtung (= Bewegungsmöglichkeit der Rohrleitungen) unterbunden.
Unter Explosionsschutz werden alle Maßnahmen zusammengefasst, die als Schutz vor Gefahren (verursacht durch Explosion) dienen können. Ex-Schutz ist immer dann erforderlich, wenn sich in Räumen oder Behältern explosionsgefährdende Stoffe oder Gase befinden. Es existieren umfangreiche DIN-Bestimmungen und VDE-Vorschriften, was an Vorkehrungen – insbesondere im elektrischen Bereich – zu treffen ist, um eine derartige Gefahr zu vermeiden. Bezogen auf Rohr- und Kabeldurchführungen sind folgende Angaben/Forderungen von Bedeutung:
Zusätzlich sollte immer eine Lösung mit Brandschutz berücksichtigt werden, da im Falle einer Explosion, die zu einer Brandausweitung führen kann, gleichzeitig ein ausreichender Brandschutz gegeben ist.
Rohr- und Hauseinführungen mit mechanischer Verpressung -gewährleisten eine ausreichende Gasdichtigkeit, um ein Überströmen von Gasen von einem Raum in den anderen zu verhindern. |
Hauseinführungen werden sowohl im Neubau als auch in der Sanierung eingesetzt. Dadurch ergeben sich für den Einbau unterschiedliche Gegebenheiten wie z.B.:
Am Beispiel der Wand kann hier nochmals differenziert werden in:
Allein diese Beispiele zeigen schon die Vielzahl der unterschiedlichen baulichen Gegebenheiten.
Moderne Hauseinführungen müssen sowohl praxisgerecht als auch zugelassen sein. Das sind Garanten für eine fachgerechte Ausführung und dauerhafte Funktion. Eine weitere wesentliche Grundvoraussetzung ist die Wartungsfreiheit. Aufgrund der Rationalisierung in den Unternehmen und dem steigenden Kostendruck ist es heute kaum mehr möglich, aufwendige Wartungen für Hauseinführungen vorzusehen. Daher sind die Hauseinführungen so zu konstruieren, dass sie nach dem Einbau ihre Funktion mindestens bis zum Austausch der Rohrleitungen oder Kabel erfüllen.
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