IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 5/2003, Seite 24 ff.


INTERVIEW


Innovation & Fortschritt

Max Weishaupt GmbH: Der Pionier im Brennergeschäft

Es fing an im Jahre 1932, in einer Zeit hoher Arbeitslosigkeit und instabiler politischer Lage. Dennoch wagte der damals 24-jährige Max Weishaupt den Schritt in die Selbstständigkeit und gründete einen Handwerksbetrieb in Schwendi. Schmiedeherde, Orgelgebläse und Ventilatoren zählten zur Produktpalette. 1952 produzierte der Pionier der Feuerungstechnik dann den ersten Ölbrenner des Typs "Monarch" nach einer schweizer Entwicklung. 50 Jahre sind seitdem vergangen, in denen unternehmerische Weitsicht die Max Weishaupt GmbH zur Schwertspitze im weltumspannenden Brennergeschäft werden ließ. Heute führt Siegfried Weishaupt, Sohn des Unternehmensgründers, die Geschicke der 2800 Mitarbeiter zählenden Firma. Mit ihm sprachen die beiden IKZ-HAUSTECHNIK-Redakteure Volkmar Runte und Detlev Knecht.

IKZ-HAUSTECHNIK: Herr Weishaupt, vor 40 Jahren sind Sie in das Unternehmen Ihres Vaters eingestiegen und seit 20 Jahren leiten sie es als geschäftsführender Gesellschafter. Worauf sind Sie besonders stolz, wenn Sie auf die Zeit zurückblicken?

Weishaupt: Seit 50 Jahren, also von Anfang an, produzieren wir qualitativ hochwertige und technisch ausgereifte Brenner. Weishauptbrenner sind zu einem Begriff für außerordentliche Fachkompetenz und Fortschritt geworden, denn unsere Forschungs- und Entwicklungsabteilung ist immer auf der Suche nach Verbesserungen. Ich darf in diesem Zusammenhang auf unsere jüngste Entwicklung, die Multiflam-Technik, hinweisen. Mit ihr schaffen wir auch bei hoher Brennerleistung von mehreren MW emissionsarme Verbrennungswerte wie unsere Kleinbrenner.

Seit 50 Jahren, also von Anfang an, produzieren wir hochwertige und technisch ausgereifte Brenner.

IKZ-HAUSTECHNIK: Weishaupt stellt seit rund zehn Jahren nicht nur Brenner her, sondern auch komplette Units oder Solarsysteme. Steht damit vielleicht ein Umbruch in der Firmenphilosophie bevor?

Weishaupt: Sicher nicht. Im Laufe der Zeit haben wir unser Produktprogramm in Richtung Systeme erweitert, dennoch sind wir auf der Brennerseite - und das behaupten wir mit einigem Selbstbewusstsein - die Nr. 1 im Weltmarkt, bezogen auf den Umsatz. Der Grund für diese Leistung ist aber nicht nur im Produkt zu suchen. Mein Vater hatte schon damals das Motto, und dazu stehe ich noch heute: "Ein Brenner ist nur so gut wie sein Service." Das heißt wir haben von Anfang an konsequent die Serviceabteilung betrieben. Wohlbemerkt: Nicht im Wettbewerb zum Handwerk, sondern in Ergänzung. In Europa sind 1000 Service- und Verkäuferfahrzeuge von uns unterwegs.

IKZ-HAUSTECHNIK: Das SHK-Handwerk spielt offensichtlich eine wichtige Rolle. Über welchen Weg vertreiben Sie Ihre Produkte?

Ein Brenner ist nur so gut wie sein Service.

Weishaupt: Das ist eine wichtige Frage. Seit jeher fahren wir eine Strategie, die begründet ist in der Technik der Produkte. Beratung und Betreuung spielen bei Brennern eine so bedeutende Rolle, dass der Handwerker ohne Umweg bei uns bestellt, wir ihn beliefern und später mit ihm abrechnen. Der Erfolg unseres Unternehmens bestätigt unser Vorgehen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Und das, obwohl Ihre Produkte nicht zu den billigsten zählen...

Weishaupt: Da haben Sie durchaus Recht. Aber... Die Größe der eingangs erwähnten Serviceabteilung und die sehr große Forschungsabteilung mit 100 Fachleuten bedeuten zwangsläufig Kosten, die auf die einzelnen Produkte umgelegt werden müssen. Daher können wir schlicht und einfach nicht die Billigsten sein. Wir können nur bestehen, wenn wir die Besten sind.

IKZ-HAUSTECHNIK: Hier in Schwendi laufen alle Fäden der deutschen, europäischen und weltweiten Niederlassungen zusammen. Wo werden Ihre Produkte, also Brenner, Units und alle weiteren Heizsysteme produziert?

Weishaupt: In Schwendi ist die einzige und ausschließliche Fertigungsstätte für Brenner. Von hier aus beliefern wir die ganze Welt. Das Kompetenzzentrum für Heizsysteme liegt bei der Pyropac AG im schweizerischen Sennwald, einer Schwestergesellschaft der deutschen Weishaupt GmbH.

IKZ-HAUSTECHNIK: Schauen wir auf ihr Zugpferd, die Brenner: Wie verhält sich die Verteilung Inlandsanteil zum Export?

Weishaupt: Fünfzig Prozent der Brenner bleiben in Deutschland, fünfzig Prozent werden exportiert. Grundlage ist nicht nur die Stückzahl, sondern auch der Wert der Produkte. Im Segment der Großbrenner gehen sogar bis zu vier Fünftel in den Export.

In Schwendi ist die einzige und ausschließliche Fertigungsstätte für Brenner. Von hier aus beliefern wir die ganze Welt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Einer internen Unternehmensmeldung nach verzeichnen Sie ein zweistelliges Umsatzplus bei Brennwertgeräten. Sehen Sie da einen Zusammenhang zur Bundesimmissionsschutzverordnung, der Energieeinsparverordnung und dem Wunsch der Branche, den Investitionsstau in der Bevölkerung aufzulösen?

Weishaupt: Leider nein. Ich war schon immer zurückhaltend, politische Veränderungen in Form von Verordnungen mit positiven Absatzprognosen zu kommentieren. So etwas führt nun mal nicht zu einer Belebung der Nachfrage. Zur wirksamen Umsetzung der Bundesimmissionsschutzverordnung bräuchten wir finanzielle Anreize für die Endkunden, wie die einstige Sonderabschreibung nach § 82 a. Hierbei handelt es sich nicht um ein Geschenk des Staates, sondern um Investitionen, die dem Staat "echte" Einnahmen bescherten in Form von Mehrwertsteuer, Lohnsteuer, Gewerbesteuer usw. Nicht zu übersehen sind also die beschäftigungswirksamen Impulse. In der derzeitigen Politik sieht man das allerdings anders, was ich für einen Kardinalfehler halte.

Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Unsere Steigerung bei Brennwertgeräten resultiert aus dem Gewinn von Marktanteilen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Bleiben wir bei Politik und Wirtschaft: Was halten Sie von einem abgestuften Mehrwertsteuersatz für handwerkliche Leistungen nach französischem Vorbild? Dort wurden den Handwerksbetrieben innerhalb kurzer Zeit deutlich mehr Aufträge beschert. Obendrein ging die Schwarzarbeit zurück.

Weishaupt: Frankreich hat da tatsächlich tolle Erfolge gehabt. Der reduzierte Mehrwertsteuersatz ist deshalb meiner Meinung nach auch eine Möglichkeit für Deutschland. Damit wird der finanzielle Anreiz geschaffen, von dem ich eben gesprochen habe. Bei allem, was die Regierung so plant, muss sie im Auge behalten, dass alle befristeten Maßnahmen langsam auslaufen und nicht so abrupt, wie dies in der Vergangenheit leider allzu oft geschehen ist. Das hat in der Branche zu Überkapazitäten geführt, mit dem heute noch so manches Industrieunternehmen und mancher Handwerker zu kämpfen hat.

Zur wirksamen Umsetzung der Bundesimmissionsschutzverordnung bräuchten wir finanzielle Anreize für die Endkunden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Ihre kleinste Kompaktheizzentrale hat eine Leistung von immerhin noch 15 kW und passt daher nicht so recht in das Konzept eines Niedrigenergiehauses.

Weishaupt: Einen Ölbrenner für diese kleinen Leistungen zu konzipieren ist enorm aufwendig. Das bestätigt Ihnen jedes Forschungsinstitut. Die Frage ist, ob man eine ganz sensible niedrige Leistung fährt oder nicht besser die Wärme in einem Speicher puffert und dadurch dafür sorgt, dass der Brenner lange läuft. Man muss immer daran denken, dass sich die Technik in der Praxis millionenfach zu bewähren hat.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie stehen Sie zu dem Themengebiet "Ölbrennwerttechnik"? Einige Hersteller bieten bereits bodenstehende oder wandhängende Ölbrennwertgeräte an. Wann kommen Sie mit einem solchen Gerät an den Start?

Weishaupt: Da muss ich Sie enttäuschen. Ich bin kein begeisterter Anhänger dieser Technik. Für mich steht die Physik und Chemie im Vordergrund. Beim Öl habe ich nicht den Wärmerückgewinn wie beim Gas, weil bei der Verbrennung weniger Wasserdampf entsteht. Außerdem ist der technische Aufwand bei einem Ölbrennwertgerät doch um einiges höher. Ich möchte damit nicht ausschließen, dass wir uns vielleicht doch eines Tages anders entscheiden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Vor rund sieben Jahren haben Sie die in Rothenburg ob der Tauber ansässige Neuberger GmbH übernommen, ein Unternehmen das sich mit der Gebäudeleittechnik beschäftigt. Wozu benötigt ein Brenner im Ein- oder Zweifamilienhaus eine komplette Hausautomation?

Weishaupt: Das war auch nicht Ziel in der Ausweitung unseres Geschäftsfeldes, obwohl wir in dieser Richtung ein Potenzial sehen. Wir haben mit Blick auf Großanlagen den Geschäftsbereich "Hausautomation/Gebäudeleittechnik" in unser Leistungsspektrum aufgenommen. Mehr als ein Drittel des Umsatzes von etwa 25 Mio. Euro erwirtschaften wir allerdings inzwischen schon über Synergien im Brennergeschäft.


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