IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 3/2003, Seite 20 ff.


SANITÄRTECHNIK


Notduscheinrichtungen:

Armaturen für die Sicherheit?

Gehört ein Unfall zum Berufsrisiko?

In Laboratorien der Industrie sowie in Forschungs- und Bildungseinrichtungen gehört der Umgang mit gefährlichen Arbeitsstoffen zur beruflichen Praxis. Verätzungen von Haut und Augen oder Verbrennungen durch offene Flammen sind Unfälle, wie sie leider immer wieder vorkommen. Über notwendige Maßnahmen und Möglichkeiten zur Minimierung der Verletzungsrisiken sprach die IKZ-HAUSTECHNIK-Redaktion mit Hartmut Stahl, langjähriger Geschäftsfeldleiter "Sicherheits- und Laborarmaturen" der AQUA Butzke GmbH, Ludwigsfelde.

IKZ-HAUSTECHNIK: Herr Stahl, die Gefährdung der Mitarbeiter durch Verätzungen oder Verbrennungen kann natürlich nicht als unabdingbares Berufsrisiko hingenommen werden. Welche Ausstattung gibt im Bedarfsfall ausreichend Schutz?

Stahl: Bei derartigen Unfällen müssen schnellstmöglich Mittel - und das heißt in unserem Fall Wasser in unbegrenzter Menge - für den Verletzten bereitgestellt werden. Denn nur durch sofortige Kühlung bzw. Löschung der betroffenen Körperzonen können Folgeschäden auf ein Minimum reduziert werden. Gleiches gilt selbstverständlich auch für das Abwaschen bzw. Neutralisieren gefährlicher Arbeitsstoffe. Daher schreibt auch der Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften, Fachausschuss Chemie, in den "Richtlinien für Laboratorien" entsprechende Sicherheitseinrichtungen zwingend vor.

Flexibel in der Handhabung für doppelte Sicherheit: Die Augen- und Gesichtsdusche kann stationär oder im Umkreis von 2 Meter eingesetzt werden. Ein großflächiger, weicher Wasserstrahl sorgt für eine gleichzeitige Spülung beider Augen und des Geichtsfeldes.

IKZ-HAUSTECHNIK: Um welche Sicherheitseinrichtung handelt es sich dabei?

Stahl: Sinngemäß heißt es in den Richtlinien, dass in Laboratorien eine mit Wasser - möglichst mit Trinkwasserqualität - gespeiste Körperdusche am Ausgang installiert sein muss, die alle Körperzonen sofort mit ausreichenden Wassermengen überfluten kann.

Außerdem wird das Vorhandensein einer Augendusche vorgeschrieben. Diese soll leicht zu betätigen sein und beide Augen sofort mit ausreichenden Wassermengen spülen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Neben der von Ihnen bereits zitierten Richtlinie für Laboratorien existieren in Deutschland noch eine Vielzahl relevanter Vorschriften und Normen. Welche zählen Ihrer Meinung nach zu den wichtigsten?

Stahl: Grundsätzlich müssen wir zwischen funktions- und installationsbezogenen Regelwerken einerseits und anwendungs- und funktionsbezogenen Vorschriften andererseits unterscheiden. Bei den wichtigsten Regelwerken, die für die fachgerechte Installation und Funktion zu beachten sind, wären zunächst noch die DIN 12 899, Teil 1 für Körperduschen und Teil 2 für Augenduschen zu nennen. Außerdem sollte in diesem Bereich die DIN 4844, Teil 1-3 für Sicherheitskennzeichnungen Anwendung finden.

Sicherheit im Griff: Zugstangenbetätigte Körperdusche, die im Fall der Fälle als DIN-gerechte Erste-Hilfe-Einrichtung für eine sofortige Überflutung aller Körperzonen sorgt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Worin unterscheiden sich die anwendungsbezogenen Regelwerke?

Stahl: Hierbei stehen beispielsweise Arbeits- bzw. Gesundheitsschutz-Maßnahmen bei Umgang mit Gefahrstoffen in der chemischen Industrie oder beim Schulunterricht im Mittelpunkt, die das Vorhandensein entsprechender Notduscheinrichtungen für Augen und Körper erfordern. Des Weiteren gelten verschiedene Unfallverhütungsvorschriften der öffentlichen Hand.

Häufig wird in der öffentlichen Diskussion der Schwerpunkt auf chemische Versuchsinstitute gesetzt. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass sowohl die genannte Richtlinie als auch andere anwendungsbezogene Regelwerke ebenfalls für sämtliche Laboratorien gelten, in denen mit physikalischen oder anderen Kombinationsmethoden präparativ, analytisch oder anwendungstechnisch gearbeitet wird.

Außerdem kommt der in regelmäßigen Abständen vorgeschriebenen Funktionsprüfung eine besondere Bedeutung zu. Niemandem nützt eine vor Jahren installierte Armatur, die im Fall der Fälle nicht ihre Aufgabe erfüllen kann.

 

IKZ-HAUSTECHNIK: Kommen wir in diesem Zusammenhang noch einmal auf die fachgerechte Funktion und Installation der Notduscheinrichtungen zurück.Was verbirgt sich hinter den von Ihnen genannten DIN-Vorgaben konkret?

Stahl: Dazu gehören mehrere zentrale Punkte: Körper- und Augenduschen sollten sich durch eine besonders leichte sowie eindeutige Handhabung auszeichnen. Die Armaturen dürfen, einmal geöffnet, nicht wieder selbsttätig schließen. Eine Kennzeichnung mit der Sicherheitsfarbe grün in Kombination mit den jeweils definierten Sicherheitszeichen ist ebenfalls vorgeschrieben.

 

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Anforderungen müssen zum Beispiel die Körperduschen noch erfüllen?

Stahl: Studien des Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik e.V. ergaben, dass der ideale Löschwasservolumenstrom bei 30-50 l/min liegt. AQUA-Notduschventile sorgen aufgrund ihrer besonderen Konstruktion mit einer Wasserabgabe von mind. 60 l/min bei freiem Auslauf und 1 bar Fließdruck für eine gleichzeitige Überflutung aller Körperzonen sofort nach Betätigung des Ventils. Laut DIN muss die Wassermenge mindestens 30 l/min betragen.

Der Wasserfluss wird durch ziehen am Triangelgriff einer Zugstange sofort freigegeben oder das Ventil wird über eine 90°-Bewegung des Betätigungshebels mit einem Handgriff schnell geöffnet. Ketten sind übrigens zum Öffnen des Ventils nicht zugelassen.

Die speziell gestalteten Austrittsöffnungen der Notduschköpfe lassen das Wasser kegelförmig austreten, sodass sich ein geschlossener, dichter Wasserschleier bildet, der den vorhandenen Sauerstoff innerhalb des Kegels verdrängt und die Flammen in kürzester Zeit erstickt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Besonderheiten gelten für das zweite Element einer Sicherheitseinrichtung: die Augendusche?

Hartmut Stahl

Stahl: Augenduschen sollen gemäß Richtlinie für Laboratorien möglichst im Bereich der Körperdusche oder eines Ausgussbeckens installiert sein. Das AQUA - Augen- und Gesichtsduschen-Programm umfasst Varianten für Wand- und Standmontage.

Die Sicherheitsarmaturen werden beispielsweise durch drücken der über den gesamten Handgriff laufenden Grifftaste ausgelöst und sind flexibel in ihrer Handhabung. Die automatische Auslösung des Wasserflusses ist auch über eine Positionsänderung der Handdusche oder durch Entnahme der Armatur möglich. Bei der stationären Benutzung bleibt der Duschkopf in der Wand- bzw. Standhalterung. Das hat den Vorteil, dass die Hände zum Offenhalten der Augen frei sind. Dabei spült der großflächig austretende, weiche Wasserstrahl beide Augen gleichzeitig sowie das gesamte Gesichtsfeld. Für den konstanten, DIN-gerechten Volumenstrom von 9 l/min ab 1 bar Fließdruck sorgt ein integrierter Durchflussmengenregler.

Eine weitere mögliche Benutzungsart ist das Herausnehmen des über ­einen Schlauch angeschlossenen Handduschelementes zum intensiven, lokalen Spülen einzelner Körperpartien. Ebenso stellt das Hinführen der "Wasserquelle" zum Verletzten in einem Umkreis von 1,5 bis 2 Metern kein Problem dar.

Zur Beendigung des Wasserflusses nach Benutzung (bzw. nach der monatlichen Funktionsprüfung) muss bewusst eine rot markierte Stopp-Taste gedrückt werden, bzw. die Handdusche in ihre Ausgangsstellung gebracht werden.


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