IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 23/2002, Seite 3
EDITORIAL
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Nur ein Schauspiel? |
"Es gibt derzeit keine begnadetere Schauspieltruppe als die deutsche Sozialdemokratie", sagte einst Björn Engholm (SPD-Politiker und ehemaliger Ministerpräsident Schleswig-Holsteins). Der Grund damals: ein Streit um die als SPD-Sprecherin vorgesehene Margarita Mathiopoulos.
Im Hinblick auf die neue Rot-Grüne Regierung in Berlin gibt es kaum mehr zu sagen. Ausgerechnet den kleinen und mittleren Betrieben zeigt man nichts weiter als die kalte Schulter.
Man muss schon lange suchen, um in den 88 Seiten der Koalitionsvereinbarung für die SHK-Branche tatsächlich etwas positives zu finden. Fast wie ein Wunder lesen sich in diesem Zusammenhang die Absichtserklärungen zur ökologischen Modernisierung. Trotz zahlreicher erschreckender Vorhaben, wie beispielsweise die Verstümmelung der Eigenheimzulage für Alt- und Neubauten, oder geplanter Steuererhöhungen gibt es auch Licht am Ende des Tunnels.
So soll etwa das Marktanreizprogramm für Erneuerbare Energien in den kommenden Jahren verstärkt werden (2004: 200 Mio. €; 2005: 220 Mio. €; 2006: 230 Mio. €). Das gute daran: Laut Koalitionsvereinbarung sind die Finanzmittel dafür bereits gesichert.
Beim Klimaschutz wollen die Regierungsparteien die internationale Vorreiterrolle Deutschlands weiter offensiv wahrnehmen. Die Verminderung der Treibhausgase bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent (bezogen auf das Basisjahr 1990) ist das erklärte Ziel. Diese Vorgaben haben unmittelbare Auswirkungen auf die bereits in der abgelaufenen Legislaturperiode eingeläutete Energiewende. So plant die Bundesregierung zur Fortentwicklung der Energieeinsparung im Gebäudebereich ein Förderprogramm zur Errichtung von Passivhäusern mit 30.000 Wohneinheiten sowie ein Anschlussprogramm zur energetischen Modernisierung des Gebäudebestandes (Zuschüsse oder Sonderabschreibungen anstelle zinsvergünstigter Kredite).
Darüber hinaus beabsichtigt die Bundesregierung den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung und den Marktdurchbruch der Brennstoffzelle voranzutreiben. Schließlich setzt man sich auch bei der Erzeugung von Wärme durch Erneuerbare Energien hohe Ziele. Denn die Fläche an Sonnenkollektoren soll in den nächsten vier Jahren verdoppelt werden. Ob per Photovoltaik oder Solarthermie, darüber lässt uns die Koalitionsvereinbarung allerdings noch im Unklaren.
Als Fazit bleibt festzuhalten: Auch wenn man lange suchen muss, bietet die angestrebte Energiepolitik der Bundesregierung jede Menge Zukunftsperspektiven speziell für das SHK-Handwerk. Aber nur dann, wenn man konsequent die Umsetzung betreibt, die Solarthermie gegenüber der Photovoltaik nicht länger benachteiligt und die Regierungsparteien nicht länger dem Schauspiel frönen.
Günther Klauke
Chefredakteur
IKZ-HAUSTECHNIK
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