IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 20/2002, Seite 55 ff.
UNTERNEHMENSFÜHRUNG
Unser Zinsbarometer
Wie geht es wirtschaftlich weiter?
Michael Bandering
Konjunktur- und damit auch Zinsentwicklung sind das Ergebnis unterschiedlicher Wirkkräfte. Auch spielt die Wirtschaftspolitik der USA und anderer bedeutender Industriestaaten wie Deutschland eine Rolle. Daher gilt es, die Rahmenbedingungen zu betrachten, die für die deutsche Wirtschaft in den letzten Jahren geschaffen oder verändert wurden.
So führten die Reform der 630-DM-Jobs genauso zu mehr Verwaltungsaufwand für Wirtschaftsunternehmen und öffentliche Verwaltung wie das neu geschaffene Institut der "Scheinselbstständigkeit". Auch der eingeführte Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit und der verschärfte Kündigungsschutz blieben nicht ohne Auswirkungen auf die Bereitschaft von Betrieben, zusätzliches Personal einzustellen. Die Ökosteuer brachte den deutschen Unternehmen einen beachtlichen Standortnachteil, und seit 1.1.01 insgesamt verschlechterte Abschreibungsmodalitäten trüben die Investitionsbereitschaft. Die Mieterhöhungsbeschränkung im Wohnungsbau, die auf lange Sicht Engpässe im Mietwohnungsangebot auslösen wird, führt zur Investitionszurückhaltung potenzieller Bauherrn und belastet somit Bau- und Baunebengewerbe, das sich bereits durch die Bauabschlagssteuer einem beachtlichen Verwaltungsaufwand konfrontiert sieht. Schließlich bringt die erweiterte Mitbestimmung der deutschen Wirtschaft Mehrkosten in der Größenordnung von jährlich rund 1,5 Mrd. Euro.
Tabelle 1: | |||
Zinsprognosen deutscher Geschäftsbanken, Landesbanken, Großsparkassen und Genossenschaftsbanken für das kurzfristige Kreditgeschäft: | |||
Man erwartet im kurzfristigen Kreditgeschäft tendenziell | fallende Zinssätze | gleichbleibende Zinssätze | steigende Zinssätze |
in den kommenden Monaten bis Jahresende | 5% *) | 45% *) | 50%*) |
im weiteren Verlauf | | 18%*) | 82%*) |
Empfehlungen deutscher Geschäftsbanken, Landesbanken, Großsparkassen und Genossenschaftsbanken | |||
Aus heutiger Sicht empfehlen | variablen Zins | Zinsfestschreibung | Zinssicherung |
für kurzfristige Kredite | 67% *) | 25% *) | 8%*) |
für mittelfristige Kredite | 8%*) | 68%*) | 24%*) |
für langfristige Kredite | | 76%*) | 24%*) |
*) der befragten Institute |
Tabelle 2: | ||||||
Zinsprognosen deutscher Hypothekenbanken und Landesbanken für Kapitalmarktdarlehen: | ||||||
Man erwartet für Kapitalmarktdarlehen tendenziell | fallende Zinssätze | gleichbleibende Zinssätze | steigende Zinssätze | |||
in den kommenden Monaten bis Jahresende | 13% *) | 31% *) | 56%*) | |||
in 2 3 Jahren | 7% *) | 14%*) | 79%*) | |||
Empfehlungen deutscher Hypothekenbanken und Landesbanken für Kapitalmarktdarlehen: | ||||||
Zinsfestschreibung in Jahren | 1 | 5 | 8 | 10 | 15 | 20 |
Institute | | 12%*) | 6%*) | 76%*) | 6%*) | |
*) der befragten Institute |
Die Konsequenzen blieben nicht aus: Deutschland steht heute als Euroland-Schlusslicht da. In der Euro-Zone wuchs das Bruttosozialprodukt in den Jahren 1999 bis einschließlich 2001 um insgesamt 7,8 Prozent, in Deutschland hingegen nur um 5,5 Prozent und verwies unser Land in 2001 mit einer Wachstumsrate von nur 0,6 Prozent auf den letzten Platz des Eurogebiets. Die Euroland-Arbeitslosenquote sank im gleichen Zeitraum um netto 1,4 Prozentpunkte; in Deutschland hingegen nur um 0,7 Prozentpunkte, was sich nur unter Verzicht auf den unabdingbaren Vergleich als Erfolg interpretieren lässt. Die Beschäftigung im Eurogebiet stieg gleichzeitig um netto 5,2 Prozent, in Deutschland hingegen um nur 3,0 Prozent. Die Ergebnisse gestatten folglich nicht den Hinweis, ungünstige Weltkonjunktur und "11. September" hätten die ungünstige Entwicklung ausgelöst, hatten doch auch die übrigen Euroländer damit zu kämpfen. Nach US-Nobelpreisträger Mundell hat die deutsche "Antiwachstumsstrategie" unser Land "zum kranken Mann Europas" gemacht.
Tabelle 3: | |
Diese Institute halten ihre Tore für kleinere und mittelständische Betriebe weit geöffnet: | |
a) Kapitalmarktdarlehen anbietende Institute: | b) Sonstige Geschäftskredite aller Art anbietende Institute: |
Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG, München | Bankgesellschaft Berlin AG, Berlin |
Bayerische Landesbank Girozentrale, München | Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG, München |
Bremer Landesbank Kreditanstalt Oldenburg | Bayerische Landesbank Girozentrale, München |
Deutsche Hypothekenbank Frankfurt-Hamburg AG, | Bremer Landesbank Kreditanstalt Oldenburg Girozentrale, |
Hamburgische Landesbank Girozentrale, Hamburg | Commerzbank AG, Frankfurt/Main |
Hypothekenbank in Essen AG, Essen | DZ BANK AG, Frankfurt/Main |
Landesbank Baden-Württemberg Girozentrale, Stuttgart | Hamburger Sparkasse, Hamburg |
Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale, Frankfurt/Main | Hamburgische Landesbank Girozentrale, Hamburg |
Landesbank Schleswig-Holstein Girozentrale, Kiel | Kölner Bank eG, Köln |
Münchener Hypothekenbank eG, München | Kreissparkasse Ravensburg, Ravensburg |
Norddeutsche Landesbank Girozentrale, Hannover | Landesbank Baden-Württemberg Girozentrale, Stuttgart |
Ritterschaftliches Kreditinstitut Stade, Stade | Landesbank Berlin Berliner Sparkasse, |
SEB Hypothekenbank AG, Frankfurt/Main | Landesbank Schleswig-Holstein Girozentrale, Kiel |
WL-Bank Westfälische Landschaft Bodenkreditbank AG, | Norddeutsche Landesbank Girozentrale, Hannover |
Wüstenrot Hypothekenbank AG, Ludwigsburg | Sparkasse Pforzheim, Pforzheim |
Sparkasse Ulm, Ulm | |
Stadtsparkasse Dresden, Dresden | |
Stadtsparkasse Düsseldorf, Düsseldorf | |
Stadtsparkasse München, München | |
Ulmer Volksbank eG, Ulm | |
Vereins- und Westbank AG, Hamburg | |
WGZ-Bank Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank eG, |
Zwar verweist man berechtigt auf Silberstreifen am deutschen Konjunkturhorizont, doch Hoffnungsträger bleibt zunächst nur der Export, der von einem vergleichsweise besseren Wirtschaftswachstum im Ausland profitiert.
Weitgehend unbeachtet blieb anlässlich des drohenden "blauen Briefs" aus Brüssel die Anregung unseres Finanzministers vor einem Jahr, an statt Defizitzielen Ausgabenziele für die EWU-Staaten vorzugeben. Erwärmen sich andere Länder mit hohen Haushaltsdefiziten für diese Idee, wäre der Weg frei in die wirtschaftliche Instabilität der Währungsgemeinschaft.
Tabelle 4: |
Nachstehend aufgeführte Institute bieten die Zinssicherungsinstrumente Cap (1), Collar (2), FRA (3), Zins-Swap (4), Forward Swap (5), Swaption (6) und Währungs-Swaps (7) an (nur für Kredite ab 250 bzw. 500 Tsd. Euro): |
Bankgesellschaft Berlin AG, Berlin (1) (7) Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG, München (1) (7) Bayerische Landesbank Girozentrale, München (1) (7) Bremer Landesbank Kreditanstalt Oldenburg Girozentrale, Bremen (1) (7) Commerzbank AG, Frankfurt/Main (1) (7) DZ-Bank AG, Frankfurt/Main (1) (7) Hamburger Sparkasse, Hamburg (1), (2) Hamburgische Landesbank Girozentrale, Hamburg (1) (7) Kölner Bank eG, Köln (1), (3) (5) Kreissparkasse Ravensburg, Ravensburg (1) (7) Landesbank Baden-Württemberg Girozentrale, Stuttgart (1) (7) Landesbank Berlin - Berliner Sparkasse, Berlin (1) (7) Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale, Frankfurt/Main (1) (7) Landesbank Schleswig-Holstein Girozentrale, Kiel (1) (7) Norddeutsche Landesbank Girozentrale, Hannover (1) (7) Sparkasse Pforzheim, Pforzheim (1), (2), (4) (7) Sparkasse Ulm, Ulm (1), (5), (6) Stadtsparkasse Düsseldorf, Düsseldorf (1) (7) Ulmer Volksbank eG, Ulm, (1), (2), (4), (5), (7) Vereins- und Westbank AG, Hamburg (1) (7) WGZ-Bank Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank eG, Düsseldorf (1), (4) |
Es stellt sich die Frage: Wohin geht die (wirtschaftspolitische) Reise weiter? Bleibt man dem bereits eingeschlagenen Weg treu, dürfte eine konjunkturelle Erholung in Deuschland verhaltener ausfallen als im Euroland dann sicherlich mit relativ stagnierenden Zinsen. Ändert sich hingegen die Marschrichtung, hat das Land zunächst den Rückstand gegenüber den anderen Euroländern aufzuholen mit der weiteren Folge letztlich wieder anziehender Zinsen.
An dieser Stelle bedanken wir uns bei den Instituten, die sich wieder an unserer Umfrage beteiligten. Sie signalisieren damit qualifizierte Kundenbetreuung und machen auf ihr Interesse an Geschäftsverbindungen mit Klein- und Mittelbetrieben aufmerksam heute leider keine Selbstverständlichkeit mehr.
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