IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 20/2002, Seite 46 f
KLIMATECHNIK
Legionellen in Klima- und Lüftungsanlagen?
Bilden Lüftungs- und Klimageräte ein Potenzial zur Verbreitung von Legionellen*? Sind alle Produktgruppen von Lüftungs- und Klimageräten gefährdet? Können Maßnahmen gegen ein eventuell bestehendes Wagnis getroffen werden? Diese Fragen bewegen nach dem jüngsten Ausbruch der Legionärskrankheit in Großbritannien die Betreiber und Nutzer von Lüftungs- und Klimaanlagen. Das Problem der Legionellose kann nicht unterschätzt werden. Pro Jahr infizieren sich in Deutschland bis zu 7000 Menschen.
Gerätekomponenten als Entstehungsherd gesundheitsgefährdender Legionellen-Konzentration?
Obschon Legionellen in nahezu jedem Süßwasser vorkommen, sind sie wegen der geringen Konzentration für den Menschen ungefährlich. Zur gesundheitsgefährdenden Anreicherung ist eine nicht näher definierte Standzeit erforderlich. Während sie zum Leben und Vermehren eine Temperatur zwischen 25 und 50°C benötigen, führen höhere Temperaturen zum Absterben. Erst bei einer Anreicherung von Legionellen und dem Einatmen des damit kontaminierten feinen Wassernebels, z.B. beim Duschen, kann sich der Mensch infizieren und die Krankheit ausbrechen. Potenziell gefährdet sind daher z.B. auch wenig frequentierte Hotelzimmer, wenn das Warmwasser längere Zeit in den Rohrleitungen gestanden hat.
Das bedeutet: Voraussetzung zur Entstehung gesundheitsgefährdender Legionellen-Konzentrationen ist der Einsatz von warmem Wasser, das vernebelt wird und vorher eventuell längere Standzeiten hatte. Diese Voraussetzungen können bei Lüftungs- und Klimageräten ausschließlich Zentrallüftungsgeräte erfüllen. Gebläsekonvektoren oder dezentrale Luftbehandlungsgeräte bieten Legionellen daher keinerlei Angriffsfläche.
Regelmäßige Wartung und raumlufttechnische Anlagen, die durch ihre Konstruktion die Wartung hygienisch ermöglichen: Voraussetzungen, um Legionellen garantiert keine Chance für Infektionen zu geben. |
In Zentrallüftungsgeräten liegt das Hauptaugenmerk auf den Filtern und der Luftbefeuchtung. Hier muss ausdrücklich auf das Regelwerk der VDI 6022 verwiesen werden, in der die hygienischen Anforderungen an RLT-Anlagen im Vordergrund stehen. Wie Untersuchungen am Institut für Hygiene der Freien Universität Berlin zeigen, sterben Mikroorganismen nach ihrer Abscheidung auf Luftfiltern innerhalb von drei bis vier Tagen ab. Nur bei langanhaltenden hohen relativen Luftfeuchtigkeiten und Temperaturen kann es zu einem mikrobiellen Wachstum auf den Luftfiltern kommen. Die VDI 6022 legt unter dem Gesichtspunkt der Hygiene genau die Eckdaten für die Planung, den Betrieb und die Wartung von Zentrallüftungsgeräten fest.
Bei Zentrallüftungsgeräten sollten somit folgende Elemente besonders betrachtet werden:
- Offene Wasserkühlsysteme: Diese weisen in der Regel andauernd Wasser-Temperaturen über 30°C auf. Daher tritt das Problem der möglichen Anreicherung von Legionellen nicht in einem Zentrallüftungsgerät auf, das einen geschlossenen Kreislauf hat. Der offene Kreislauf mit dem direkten Kontakt zwischen Wasser und Luft besteht dagegen außerhalb des RLT-Gerätes - im Kühlturm.
- Umluftsprühbefeuchter: Durch den Intervallbetrieb können Standzeiten auftreten, in denen sich Legionellen anreichern. Dies kann durch automatische Spülvorgänge und Wasserentkeimungsanlagen unterbunden werden. Dampfbefeuchter gelten hingegen als unkritisch.
- Filter: Abgeschiedene Legionellen, hohe Luftfeuchtigkeit und seltener Wechsel können auch auf Filtern zu einer Vermehrung der Keime führen.
Maßnahmen gegen eine Anreicherung von Legionellen in Zentrallüftungsgeräten
Grundlage für einen nahezu 100%-igen Schutz gegen die gesundheitsgefährliche Anreicherung von Legionellen ist eine ordnungsgemäße Wartung gemäß VDI 6022 und den Empfehlungen der Hersteller.
Überall dort, wo Wasser bei Temperaturen zwischen 20 und 50°C fein vernebelt wird und eingeatmet werden kann, muss eine hygienisch einwandfreie Reinigung erfolgen.
In kaum einer anderen Branche sind die Vorschriften so streng und eindeutig wie in der Klima- und Lüftungstechnik. Die VDI 6022 und die Empfehlungen der Hersteller geben die exakte Richtschnur vor, um die Entstehung gefährlicher Legionellen-Konzentrationen und die Möglichkeit einer Gefährdung des Menschen garantiert zu vermeiden.
Risikominimierung bei Zentrallüftungsgeräten
Das Trinkwassernetz zur Zentrallüftungsanlage sollte auf dem neuesten technischen Stand und hygienisch einwandfrei sein. Es sollte keine toten Stichleitungen aufweisen, in denen sich Legionellen vermehren können.
Bereits bei der Investition in ein RLT-Gerät sollte auf die Voraussetzungen für eine einfache, hygienische Wartung geachtet werden. Absolut glatte Oberflächen im Inneren, vollständig ausziehbare Einbauteile und einfach zu öffnende Türen sind hierbei die wesentlichen Eckpunkte.
* Legionellen verursachen eine besonders schwere Form der Lungenentzündung, auch als Legionellose oder Legionärskrankheit bezeichnet.
T e x t u n d B i l d : GEA Happel Klimatechnik, Herne
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