IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 19/2002, Seite 21ff.
VERBÄNDE AKTUELL |
Nordrhein-Westfalen
Wandel auf solidem Fundament
Obermeistertag in Castrop Rauxel
Der Fachverband Sanitär Heizung Klima NRW rüstet sich für die Herausforderungen des nächsten Jahrzehnts. Am 22. und 23. August dieses Jahres trafen sich 43 Obermeister der nordrhein-westfälischen Innungen im Hotel Mercure Goldschmieding in Castrop Rauxel. Neuausrichtung und Umstrukturierung waren die zentralen Themen dieses Treffens.
Rudolf Peters führte in seiner Begrüßungsrede aus, dass eine Strukturreform im Verband schnell greifen müsse. "Wir stehen vor einer Weichenstellung," sagte der Landesinnungsmeister. Diese sei bereits in großen Schritten angegangen worden. So orientiere sich der Zentralverband hin zur Gebäude- und Energietechnik, um weitere Felder für die Zukunft zu besetzen. Gegen dieses Konzept habe die Elektroseite bereits Einspruch eingelegt.
Der Fachverband sehe aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen die Notwendigkeit, klare und eindeutige Wegweiser für die Zukunft vorzugeben. "Schnickschnack gehört der Vergangenheit an", so Peters.
Eine umfassende Offensive werde es daher auch im Seminarbereich geben, wo in Zusammenarbeit mit Großhandel und Industrie neue Felder bearbeitet werden sollen.
Die neue Meisterprüfungsverordnung, die am 1.1.2003 in Kraft treten werde, fordere zu intensiven Schulungen auf. Der Bildungskongress in Bad Godesberg werde am 17. Oktober dieses Jahres den ersten Schwerpunkt setzen.
Die Geschäftsführer des Fachverbandes präsentierten im Laufe der Tagung die "neue Struktur" des Verbandes: mit Impulsen für die Zukunft. (v.l.) Dipl.-Ing. Hans-Peter Sproten, GF Technik, Dipl.-Betriebsw. Wolfram Weber, stv. HGF und GF Betriebswirtschaft, Dr. Hans-Georg Geißdörfer, HGF des Fachverbandes und RA Friedrich-Wilhelm Stohlmann, GF Recht. |
Strukturelle Veränderungen
Der Generationswechsel hat auch vor den Türen des Fachverbandes nicht Halt gemacht. Norbert Kröschel als Geschäftsführer Technik wurde im Juli verabschiedet und die nächste Ablösung eines weiteren bewährten Mitarbeiters in der Abteilung Technik steht für März 2003 bevor: Ing. Peter Kivelitz.
Um diese, innerhalb eines Jahres ausscheidenden Mitarbeiter, zu ersetzen, hatte der Vorstand bereits im Vorfeld mit dem HGF Dr. Geißdörfer Vorsorge getroffen und kompetente Technikkräfte in die Abteilung eingebunden.
Die neue Ausrichtung der Abteilung übernimmt, wie bereits angekündigt, Dipl.-Ing. Hans-Peter Sproten als Geschäftsführer Technik. Ihm zur Seite stehen die Mitarbeiter/innen Frau Viedenz (Energie und Umwelt/Behälter- u. Apparatebau/Werkstoffe), Peter Pauly (Sanitärtechnik/Klempner/Bauordnung), Norbert Schmitz (Heizungstechnik/Förderungen/EDV), Bernd Staats (Projektarbeit/Weiterbildung/WHG/LWG/Überwachungsgemeinschaft/UVV) und Ulrich Thomas (Lüftung/Klima/Ofen- u. Luftheizungsbau/ Berufsbildung/Ausbildung).
Auch die Aufteilung nach Arbeitsfeldern wurde geändert. So wird in Zukunft jeder Mitarbeiter spezielle Themen besetzen: von der Normung bis zur Praxisarbeit. Industriepartner werden durch bestimmte Mitarbeiter kontinuierlich betreut. Kernaufgaben sollen in Zukunft präventiv angegangen werden.
47 Innungen wurden in den zurückliegenden Wochen durch Sproten bereist, eingehend informiert und umfassend über das Thema EnEV unterrichtet weitere Treffen sind geplant.
Als zusätzliches Thema soll eine Wissensdatenbank zur Unterstützung der Innungsbetriebe aufgebaut werden. Dies bedeute Aufbau eines EDV-Büros und die Digitalisierung wichtiger Informationen für den schnellen Zugriff.
Wolfram Weber stellte in seinem Vortrag die "Ideensammlung für die Attraktivitätssteigerung von Innungsversammlungen auf lokaler und regionaler Ebene" vor. Er sieht für die Innungen deutlichen Handlungsbedarf, da der Besuch in vielen Bereichen rückläufig oder unzureichend sei. Das Handwerk müsse das positive Image nach außen tragen. Dazu müsse man neue Wege gehen und den Kontakt zum Kunden suchen.
Friedrich-W. Stohlmann erläuterte den Stand der Verhandlungen mit der Gewerkschaft IG-Metall. Eine schnelle Einigung sei nicht in Sicht.
Wandel: Rudolf Peters setzt mit Hans-Peter Sproten auf einen versierten Ingenieur und volles Vertrauen auf seine Arbeit als neuer Geschäftsführer Technik. |
Thesen zur Erschließung neuer Umsatzpotenziale im SHK-Handwerk
Auf dem Obermeistertag des Verbandes machte HGF Dr. Hans-Georg Geißdörfer deutlich, dass mit der Hochwasserkatastrophe im Osten Deutschlands das Thema Klima- und Umweltschutz wieder in den Vordergrund des öffentlichen Interesses rücke.
Umfragen im Internet zeigten, dass ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung dem Klimawandel die Hauptschuld an der Katastrophe zuweise. Es sei davon auszugehen, dass diese Einschätzung Reaktionen im Verbraucherverhalten auslösen werde, denn die Menschen verlangen nach Antworten und Problemlösungen.
Umso mehr komme es für das SHK-Handwerk darauf an, mit seiner Fachkompetenz im Bereich des Klima- und Umweltschutzes an den richtigen Orten mit den richtigen Botschaften präsent zu sein. Denn das SHK-Handwerk habe seit vielen Jahren aktiv zur Reduktion von Schadstoffen in der Umwelt und zur Verminderung des CO2-Ausstoßes beigetragen.
Hier sei eine kritische Überprüfung der bisherigen Kommunikationsstrategien nötig, und zwar in dreierlei Richtung:
- Gegenüber den Kommunen
Im Rahmen der sog. "Lokalen Agenda 21" wurden für die Kommunen umfangreiche Strategien zur Energieeinsparung und zum Klimaschutz entwickelt (im Internet z. B. abrufbar über Suchmaschine "Google", Stichwort: Klimaschutz im Internet). Hier finden sich 19 Strategien für den kommunalen Klimaschutz,
zur Energieeinsparung in kommunalen Gebäuden
zur Energieeinsparung in anderen kommunalen und öffentlichen Einrichtungen
zur Beeinflussung des Wärmeschutzes bei privaten Neubauten
zur Energieeinsparung im Wohngebäudebestand.
Eine zentrale Rolle in Sachen Klimaberatung/Klimaschutz werde dabei den Kommunalverwaltungen selber zugewiesen in Kooperation mit Energieversorgern. Das bedeute, so Geißdörfer: "Dem Handwerk, wie es im Strategiepapier formuliert ist, wird in diesem Konzept, das beachtliche Umsatzpotenziale bergen dürfte, nur eine relativ untergeordnete, ausführende Rolle zugestanden."
Die Beratungskompetenz in Sachen Umwelt- und Klimaschutz ist in der Kommunal-verwaltung und den politischen Entscheidungsträgern glücklicherweise vieler Orts nicht hinreichend bekannt oder wird seitens der Verwaltung nicht ausreichend kommuniziert was möglicherweise auch erklärt, warum handwerkliche Facility-Management-Anbieter es häufig so schwer haben, an öffentliche Projekte heranzukommen.
- Gegenüber privaten Interessenten und Wirtschaft
Viele Bürger, die aus privatem oder geschäftlichem Interesse gerade jetzt Auskünfte und Problemlösungen in Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes suchen, nutzen heutzutage das Internet.
Wer nicht die Adresse des ZVSHK oder der Landesfachverbände parat habe, suche mit Hilfe von Suchmaschinen (zu den am häufigsten genutzten zählen z. B. "Google" und Yahoo") im Internet. Hier sollten Interessenten unter dem Suchwort "Umweltschutz" oder "Klimaschutz" möglichst rasch an die Organisationen des SHK-Handwerks herangeführt werden. Dies sei jedoch leider nicht der Fall. Dafür sind vielfältige Umweltschutzorganisationen, Behörden, Ministerien etc. als Kontaktadressen benannt.
Basis: Annähernd 75% der Obermeister trafen sich zu einem Informationsaustausch in Castrop Rauxel. |
- Gegenüber den Ministerien
Viele Förderprogramme werden zur Modernisierung von Heizungsanlagen, zur Nutzung der Solarenergie etc. aufgelegt. Das SHK-Handwerk sei wenn man so will in der ökonomischen und ökologischen "Handlungskette" nicht nur ausführendes Element, sondern berate auch den Kunden über die individuell vorteilhafteste Alternative. Gleichwohl verweist z.B. weder das Bundeswirtschaftsministerium noch das Bundesumweltministerium auf ihren Homepages unter den entsprechenden Links auf die SHK-Fachorganisation.
Unter dem Stichwort Existenzgründer / Umweltschutz verweist das BMWi mit dem Hinweis "Berater begleiten" auf die Umwelt-Berater der Kammern; das Bundesumweltministerium verweist beim Stichwort "Beim Heizen sparen lohnt sich für Geldbörse und Umwelt" auf die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände und auf den Informationsdienst "BINE", aber es gebe keinen Hinweis auf die Informationspotenziale der SHK-Fachorganisation.
- Schlussfolgerung
1. Das SHK-Handwerk sollte seine Fachkompetenz als "Meister in Sachen Umwelt- und Klimaschutz" gezielt dokumentieren. (Ein Grobraster für eine entsprechende Broschüre ist in Vorbereitung).
2. Es sollte mit dieser Botschaft gezielt auf Kommunen, politische Entscheidungsträger und Verbraucher zugehen.
3. Die SHK-Organisation sollte durch Verknüpfung mit den meistfrequentierten Suchmaschinen dafür sorgen, dass Interessenten über die Suchworte "Umweltschutz" und "Klimaschutz" rasch und problemlos an das Fachhandwerk herangeführt werden.
Wohin geht die Reise?
Dr. Hans-Georg Geißdörfer rüttelte die Obermeister auf, als er ihnen seine Sicht der SHK-Branche vortrug. Der "Kompetenzvorsprung muss als Chance begriffen werden", führte er aus und man solle sich als "Meister in Sachen Klima- und Umweltschutz" positionieren.
Michael von Bock und Polach, HGF des ZVSHK, sprach über die Bereiche
- Liberalisierung Handwerksrecht
- Meisterqualifikation
- Liberalisierung Energiemärkte und
- Die Zukunft des Vertriebsweges
Eingehend auf den Vertriebsweg bemerkte von Bock und Polach:
Können wir uns diesen Vertriebsweg noch leisten?
Kann der Kunde das noch bezahlen?
Wie sieht die Zukunft des Vertriebsweges aus?
Diesen Überlegungen ständen dann Mega-Trends gegenüber:
- Neue Technologien (wie Brennstoffzelle und Solar, auch der Bereich Kühlung müsse in Zukunft stärker beachtet werden; derzeit verfügten nur 2% der Wohnungen über eine dezentrale Kühlung)
- Die Modernisierung der Anlagen werde notwendig; die Zahlen in den Bundesländern sprechen einen eindeutigen Beweis. 3 Mio. Kessel müssen erneuert werden. Multipliziere man diese Zahl mit einem Durchschnittspreis pro Kessel von 7.500 Euro, so ständen 22,5 Mrd. Euro als Umsatzvolumen mittelfristig für das Handwerk bereit.
- Die Alterung der Gesellschaft würde neue Kundengruppen nach sich ziehen.
Zusammenfassend erklärte von Bock und Polach, dass das SHK-Handwerk als Innovator aktuell auf der Tagesordnung bleibe. Das SHK-Handwerk müsse die Weiterbildung, lebenlanges Lernen und neue Geschäftsfelder mittel- und langfristig integrieren und frühzeitig Marktchancen identifizieren und für sich erschließen.
Diskussion: Adam Gungel brachte das aktuelle Thema Heizölqualität ins Gespräch der Obermeisterrunde. Etliche Heizölpumpen waren im August aufgrund unzureichender Ölqualität festgelaufen und mussten ausgewechselt werden (IKZ-HAUSTECHNIK u. www.myshk.com berichteten). |
Tagungsprogramm:
- Berichte der Abteilungen Technik und Betriebswirtschaft
- Themen der Rechtsabteilung
Marktthemen
- Lagebericht Wohin geht die Reise? Schwerpunktaufgaben des Fachverbandes, Referent Dr. Hans-Georg Geißdörfer, FVSHK NRW
- Veränderte Marktstrukturen im SHK-Handwerk, RA Michael von Bock und Polach, ZVSHK
- "Basel II Die Konsequenzen für den Handwerksbetrieb im täglichen Bankgeschäft, im Verkehr mit der Bank. Sind die Firmen gerüstet?", Direktor Thomas Jakoby, Volksbank Düsseldorf-Neuss
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