IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 18/2002, Seite 59 ff.
REPORT
Modernes Vorzeigeobjekt
Der Neubau des SHK-Fachverbands NRW in Düsseldorf
Anfang Mai 2002 weihte der Fachverband Sanitär Heizung Klima Nordrhein-Westfalen seine neue Geschäftsstelle in Düsseldorf ein. Lindenstraße 87 lautet jetzt die Adresse, unter der man Hauptgeschäftsführer Dr. Hans-Georg Geißdörfer und seine 25 Mitarbeiter erreicht. Bei der Haustechnik des zwischen Dezember 2000 und Januar 2002 im Niedrigenergiehausstandard errichteten Neubaus setzte man auf zeitgemäße, verarbeitergerechte Lösungen mit bewährter Markenqualität. Hierzu zählen u.a. "Sanco"-Kupferrohre von KME, die für Heizungsinstallation, Gasleitungen und die Wärmeverteilung einer innovativen Erdwärmeanlage zum Einsatz kamen.
Mit einer vorpatinierten "Kupferhaut" und dem "gläsernen Turm", ist das neue Verbandsgebäude ein markanter Akzent, Ecke Linden-/Ackerstraße, im Stadtbild von Düsseldorf. |
Der Fachverband SHK Nordrhein-Westfalen ist die rechtliche, betriebswirtschaftliche und technische Interessenvertretung für die Mitgliedsunternehmen in knapp 60 Innungen. Ein rasantes Personalwachstum hatte in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass die alte Geschäftsstelle zuletzt "aus allen Nähten" platzte. Die inzwischen 25 Mitarbeiter der Geschäftsstelle sind zum Teil auch beratend tätig bzw. konzipieren Marketing- und Werbemaßnahmen.
Der vor kurzem eingeweihte, weit über 1000 Quadratmeter Nutzfläche bietende Neubau erlaubt nunmehr weiteres Wachstum. Er ist nur wenige Gehminuten vom alten Domizil in der Grafenberger Allee entfernt. Am neuen Standort will sich der Fachverband zukünftig auch im Bereich der Weiterbildung intensiv engagieren. Neue Schulungen sollen vor allem in den Bereichen Marketing, Technik, Recht, BWL und Neue Medien angeboten werden. Das Motto lautet dabei "Intensivschulung statt Massenveranstaltung", wobei der Verband auch mit Herstellern kooperieren will.
Die Turmspitze des Neubaus beinhaltet die Heizzentrale mit Gasbrennwertkessel, Warmwasserspeicher und Heizkreisverteiler. |
Demonstration zeitgemäßer Lösungen
Zur Erläuterung "am lebenden Objekt" wurde ein Großteil der Haustechnik so installiert, dass sie später zu Schulungszwecken zugänglich ist. Das von dem Meerbuscher Planungsbüro Pelzer Haustechnik GmbH entwickelte haustechnische Konzept ist darauf ausgelegt, die technischen Möglichkeiten und den Wissensstand der im Fachverband zusammengeschlossenen Installationsbetriebe zu dokumentieren. Daher werden zum Teil mehrere zukunftsweisende Systemlösungen parallel genutzt, sodass die Weiterbildungsaktivitäten auf ein besonders breites Spektrum an Demonstrationsmöglichkeiten zurückgreifen können. Keine Frage ist zudem, dass man in punkto Energieverbrauch mit gutem Beispiel voran gehen will. Der Wärmebedarf des gesamten Gebäudes beträgt 58 kW (nach DIN 4701), dies entspricht umgerechnet etwa 36 W/m2 bzw. Niedrigenergiehaus-Standard.
Prägnante Architektur
Der Bau selbst ist ein echter Blickfang in der Düsseldorfer Innenstadt. Hierfür sorgt unter anderem eine hellgrün vorpatinierte Kupferfassade aus planebenen, vorgehängte "Tecu-Patina"-Kassetten von KME. Zudem stellt das Haus eine interessante städtebauliche Lösung dar. Denn an der Kreuzung Lindenstraße/Ackerstraße in der Düsseldorfer Innenstadt wurde ein tortenstückförmiges Eckgrundstück praktisch komplett überbaut. Zwar weist das Gebäude nur eine sehr geringe Grundfläche auf, durch geschickte Planung ist es dem Düsseldorfer Architekturbüro Dubbick, Hiersig + Partner jedoch gelungen, sehr viel Nutzfläche zu realisieren. Insgesamt fünf Etagen, darunter eine komplett als Schulungsbereich genutzte Ebene sowie zwei Tiefgeschosse mit Garagen stehen zur Verfügung.
24 Erdsonden wurden unterhalb des zweiten Untergeschosses ins Erdreich gebohrt. Die Wärme wird (über zwei Wärmepumpen) dem Erdreich entzogen und zunächst einem Pufferspeicher zugeführt, aus dem dann die Fußbodenheizung versorgt wird. |
Das neue Gebäude wird auf dem Grundstücksende von einer turmförmigen Halbkreislösung abgeschlossen. Dieses prägnante Gestaltungsmerkmal gibt dem neuen Bürohaus zugleich einen unverwechselbaren Charakter im Stadtbild. Eine ebenso wichtige Rolle spielt der "Turm" aber auch für die Haustechnik: Seine begehbare Spitze - das sechste Obergeschoss - beherbergt die Heizzentrale mit Gasbrennwertkessel, Warmwasserspeicher und Heizkreisverteiler.
Erdwärmenutzung: 40 Prozent Einsparung bei fossilen Brennstoffen
Ergänzend stehen im 2. Untergeschoss zwei Gas-Wärmepumpen (Sole-Wasser) zur Erdwärmenutzung zur Verfügung. Hierfür wurden unterhalb des zweiten Untergeschosses 24 Erdsonden ins Erdreich gebohrt. Dort wird eine Sole umgewälzt, die der Erde entweder Heizwärme entzieht oder - zur Kühlung der Räume im Sommer - Abwärme zuführt. Durch diese innovative Anlagenkonstellation sollen ca. 40 Prozent Einsparung bei fossilen Energieträgern erzielt werden. Die beiden Systeme teilen sich die Beheizung des Gebäudes wie folgt auf:
- Das Erdgeschoss wird mittels Fußbodenheizung über die Wärmepumpe beheizt. Hierfür wird die Wärme, die dem Erdreich entzogen wird, zunächst einem Pufferspeicher zugeführt, aus dem dann außentemperaturabhängig die Fußbodenheizung versorgt wird.
- Die Besprechungsräume, die Emporen und die WC-Räume in allen übrigen Etagen haben ebenfalls Fußbodenheizung, werden aber über den Brennwertkessel versorgt.
- In allen übrigen Räumen sind Heizkörper installiert, die ebenfalls vom Brennwertkessel erwärmt werden.
Neben dem Heizen via Wärmepumpe können die Erdsonden auch zum Kühlen verwendet werden. Die Betriebsfälle werden über DDC-Regelungen und Umschaltventile gesteuert. Das Kühlen erfolgt dabei - je nach Kühllast - allein über die Sole, über Sole und einen zugeschalteten Kaltwassersatz oder über die Kombination des Kaltwassersatzes mit einem Rückkühlwerk auf dem Dach des Gebäudes. Alle Büroräume sind mit Luftkühldecken versehen, die Seminar- und Besprechungsräume verfügen zusätzlich über Kassetten-Kühlgeräte in der Decke.
Alle Leitungen der Heizungsanlage inklusive der Erdgasanbindung der Heizzentrale im 6. Obergeschoss sowie die Anbindung der Fußbodenheizungen und Kühleinrichtungen an die Wärmepumpen bestehen aus "Sanco"-Markenkupferrohren der KM Europa Metal AG. |
Schnelle und sichere Installation
Insgesamt wurden während der haustechnischen Installationsarbeiten fast 2000 Meter Kupferrohr in den Dimensionen 15 x 1,0 mm bis 64 x 2,0 mm verlegt. Die Verbindung der Rohre erfolgte rationell mittels Pressfittings. Der Ausgleich temperaturbedingter Längenänderungen in den Leitungswegen erfolgt durch Richtungsänderungen. Ausführendes SHK-Fachhandwerksunternehmen für die Heizungsinstallation war die Wittorf GmbH aus Düsseldorf, deren Seniorchef zugleich die Bauleitung für die gesamte Haustechnik übernommen hatte.
Richtungsweisendes haustechnisches Konzept
Die gesamte Haustechnik - Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie Gebäudeautomation und Lichttechnik - wird über Bus-Technik gesteuert. Das integrierte System umfasst unter anderem auch Funktionen wie automatisch gesteuerte Lichtschutzlamellen in den Fenstern oder auch den bedarfsgerechten Betrieb der Lüftungsanlagen in Foyer, Büros, Besprechungs- und Seminarräumen, die zur optimalen Be- und Entlüftung bei gleichzeitiger Vermeidung unnötiger Lüftungswärmeverluste eingebaut wurden.
Mit Inbetriebnahme der neuen Geschäftsstelle steht das mit vielen innovativen Details versehene haustechnische Konzept nicht zuletzt auf dem Prüfstand der Fachleute, die hier arbeiten. Es kann bei Bedarf auch nachträglich angepasst und optimiert werden. So wurde beispielsweise in der Planungsphase festgestellt, dass der Warmwasserbedarf des Gebäudes sehr gering ist. Vor diesem Hintergrund hat man zunächst auf die Installation von Sonnenkollektoren auf dem Dach verzichtet und einen Einbau zunächst nur vorgerüstet. Erst nach einer Beobachtungsphase wird über die nachträgliche Installation einer thermischen Solaranlage entschieden. Demgegenüber ist eine Photovoltaikanlage, deren Stromerzeugung in das Netz der Stadtwerke Düsseldorf eingespeist wird, bereits installiert.
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