IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 18/2002, Seite 56 ff.
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Ideal Standard
Auf neuen Wegen
Mit dem schwächelnden SHK-Markt in Deutschland geht so manche Umstrukturierung in Herstellerfirmen einher. So auch bei Ideal Standard. Erklärte Ziele des Mischkonzerns: Synergien nutzen und auf Europa konzentrieren. Wolfram Wenzel (Geschäftsführer Deutschland) und Wilfried Delker (Präsident Ideal Standard Europa) erörterten im Gespräch mit IKZ-HAUSTECHNIK-Chefredakteur Günther Klauke die Zielrichtung.
Gestalten neue Wege für Ideal Standard in Europa und Deutschland: Wilfried Delker (links, Präsident Ideal Standard Europa) und Wolfram Wenzel (Geschäftsführer Deutschland). |
IKZ-HAUSTECHNIK: Über Ideal Standard war in der letzten Zeit relativ wenig zu hören. Gibt es Gründe für diese Zurückhaltung?
Wenzel: Wir haben uns in der Tat in der jüngeren Vergangenheit etwas bedeckt gehalten. Lassen Sie mich zunächst zum deutschen Markt festhalten, dass wir vor dem Hintergrund der aktuellen Marktentwicklung in Deutschland gar nicht so schlecht dastehen wenn man bedenkt, dass in den letzten acht Jahren der Markt hierzulande um fast ein Viertel zurückgegangen ist. So haben wir 1998 einen Umsatz von 335 Mio. DM genannt und liegen aktuell bei einem Umsatz von 329 Mio. DM. Hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass ein Export quasi nicht stattfindet, denn die Ideal Standard Deutschland ist nahezu ausschließlich im Deutschen Markt aktiv. Zusammengefasst heißt das: Wir haben die Klippen ganz gut umschifft und sind nach wie vor profitabel.
Delker: Nimmt man zur Ideal Standard in Deutschland Jado und Meloh hinzu, so haben wir eine reale Umsatzsteigerung die recht beachtlich ausfällt.
IKZ-HAUSTECHNIK: Sie nennen Ideal Standard Deutschland und Jado in einem Atemzug. Wurde das Unternehmen nicht von American Standard übernommen?
Delker: Hier muss man zwischen der Besitzstruktur und der Managementstruktur unterscheiden. Auf die Dauer wird die Managementstruktur sehr eng zusammenwachsen. Wir koordinieren bereits heute die Aktivitäten im Markt und werden diese Strategie weiter optimieren. Die Besitzstruktur spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist die Marktbearbeitung. Jado deckt das gehobene Marktsegment ab und es ist durchaus sinnvoll, diesen Bereich über eine Tochterfirma zu bedienen. Ähnliches gilt für Meloh im Küchenarmaturenbereich. Beide Firmen bedienen Nischen, die für uns sehr wichtig sind.
IKZ-HAUSTECHNIK: Und wie sehen Sie Ideal Standard in Europa?
Delker: Fasst man Armaturen und Keramik zusammen, so erwarten wir in Europa in diesem Jahr ca. 1,2 Mrd. Euro Umsatz und sind damit die stärkste Gruppe. Italien und England sind dabei unsere größten Absatzgebiete. Stark steigend ist auch der Markt in Osteuropa und Spanien.
IKZ-HAUSTECHNIK: Sie schilderten zuvor ein Zusammenwachsen der Managementstruktur bei Ideal Standard, Jado und Meloh. Gilt das auch für Europa?
Delker: Die zur Ideal Standard gehörenden Firmen sind weit über 100 Jahre alt und ursprünglich als nationale Gesellschaften gegründet worden. So gab es Heizungs- und Keramikwerke in Italien, Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Seinerzeit hat es wenig Überschneidungen zwischen den einzelnen Märkten gegeben, was sich jedoch speziell in den letzten 20 Jahren stark verändert hat. In einer EU mit einer Währung ist es sehr wichtig, diese Strukturen zu verändern, indem man die Regionalität abbaut und die zentrale Managementstruktur aufbaut. Eine meiner Hauptaufgaben in Brüssel ist es, diese Struktur einzusetzen. Wir sind dabei auf einem sehr guten Weg, denn alle wichtigen Positionen sind personell entsprechend besetzt.
Wilfried Delker: Wir sehen die Aufarbeitung des deutschen Marktes ganz klar als europäisches und nicht als deutsches Projekt. |
IKZ-HAUSTECHNIK: Heißt das, eine Ideal Standard Deutschland wird es zukünftig nicht mehr geben?
Delker: Nein. Den Unternehmen in den einzelnen Ländern muss das gegeben werden, wofür sie zuständig sind. So z.B. der Verkauf, der eine rein lokale Angelegenheit ist. Dies gilt auch für das Marketing, welches weitgehend regional geregelt wird. Aber es kann nicht sein, dass man in vier großen Ländern völlig unterschiedliches Marketing betreibt. Auch das muss koordiniert werden.
IKZ-HAUSTECHNIK: Wie steht es um die Fertigung?
Delker: Wir grenzen die Fertigung streng von der Marketingseite ab. Nehmen Sie als Beispiel die Armaturenproduktion. Ideal Standard hat erst 1970 mit der Produktion von Armaturen begonnen und das Werk Wittlich belieferte seinerzeit alle Länder. In der Zwischenzeit haben wir in Osteuropa investiert und verfügen über erhebliche Fertigungskapazitäten in Bulgarien. Die Werke dort bedienen natürlich nicht ausschließlich den bulgarischen Markt. Die Zuordnung der Produkte erfolgt heute über eine zentrale Fertigungsplanung.
Wenzel: Diese Umstrukturierung dient natürlich der Serviceverbesserung und beschneidet nicht die Marketingaktivitäten in dem jeweiligen individuellen Markt.
Wolfram Wenzel: Die Umstrukturierung dient der Serviceverbesserung und beschneidet nicht die Marketingaktivitäten in dem jeweiligen individuellen Markt. |
IKZ-HAUSTECHNIK: Haben Sie die Produktionsstandorte auf den Prüfstand gestellt?
Delker: Die Produktionsstandorte sind sehr stark auf dem Prüfstand. Wir sehen uns als Kostenführer in Europa aufgrund unserer Standorte auch im Osten. Gleichzeitig haben wir den Mut, auch Standorte zu schließen. So haben wir z.B. in Frankreich vor gar nicht so langer Zeit in einem Jahr vier Werke geschlossen.
IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Auswirkungen hat diese Strategie für die deutsche Firmengruppe?
Delker: Wir sehen die Aufarbeitung des deutschen Marktes ganz klar als europäisches und nicht als deutsches Projekt. Für die Gruppe sehen wir den größten Zuwachs in der Zukunft in Deutschland. Das bedeutet auch, dass wir mit neuen Produkten in den Markt kommen und uns auf der kommenden ISH 2003 neu darstellen werden. Die Versorgung des deutschen Marktes wird sicher erste Klasse werden.
IKZ-HAUSTECHNIK: Können Sie diese Aussagen konkretisieren?
Delker: In der Vergangenheit hat es Nachteile für die deutsche Ideal Standard - z.B. durch die Schließung des Werkes in Neuss - gegeben. Die termingerechte Belieferung des deutschen Marktes durch andere Fertigungsstätten war nicht immer gewährleistet. Durch die nunmehr zentrale Steuerung der Fertigung werden diese Nachteile eliminiert.
IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Folgen hat diese Vorgehensweise für die Ideal Standard Deutschland?
Wenzel: Sehr positive. Noch in diesem Jahr werden wir ein zentrales Servicecenter für alle unsere Produkte in Betrieb nehmen. Von dort aus werden wir den deutschen Großhandel effektiv bedienen und dadurch die Lieferfähigkeit verbessern. Das gilt auch für die Produkte der Firmen Meloh und Ceramica Dolomite. Darüber hinaus wird eine komplett neu ausgerichtete Vertriebsstruktur aufgebaut. Wir richten unseren Vertrieb auf die neuen Händlerstrukturen ein und werden die Bedarfsweckung beim Fachhandwerk unterstützen sowie die Bedarfsbeeinflussung bei Ausschreibungen fördern. Das geschieht über eine neue Vertriebsmannschaft, die in einer Allianz mit einem anderen namhaften Hersteller des SHK-Bereichs die Objektausschreibungen verstärkt bearbeiten. Schließlich wird es auch eine veränderte Vorgehensweise bei den Produkten geben. Zukünftig bieten wir keine Produkte, sondern Konzeptionen an. Dort arbeiten wir mit neuen Ideen und werden keine Wettbewerber kopieren, sondern eine Konzeption mit eigener Identität präsentieren.
IKZ-HAUSTECHNIK: Können Sie schon etwas Genaueres sagen?
Wenzel: Nur soviel: Wir liefern demnächst unsere Konzeptbäder komplett verpackt verarbeitungsgerecht an den Fachgroßhandel. Auch hier arbeiten wir mit anderen Herstellern eng zusammen. Eine weitere Umstrukturierung hat im Kundendienst bereits stattgefunden, den wir mit Meloh, Jado und Ceramica Dolomiti zusammengelegt haben. Dazu kommt das "Forum Bad", das wir im Werk Wittlich mit neuem Programm und neuen Trainern aufgebaut haben, um gute Trainingsprogramme zur Vermarktung unserer Produkte anzubieten. Im Jahre 2003 beabsichtigen wir, ca. 2000 Mitarbeiter des Fachgroßhandels, der Planer und des Fachhandwerks zu schulen.
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